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Inhalt archiviert am 2023-04-17

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WISSENSCHAFT IM TREND: Alle Lebewesen groß und klein: Auflistung aller Arten geplant

Ein wissenschaftliches Team hat Vorschläge zur Erstellung der ersten allgemein anerkannten Liste aller Arten auf der Welt erarbeitet.

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Dass eine solche Liste trotz jahrhundertelanger Bemühungen bislang nicht existiert, hat seine Gründe. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und Unsicherheiten bezüglich der Klassifikation hat es die wissenschaftliche Gemeinschaft bislang nicht geschafft, eine solch schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen. Wie eine allgemein anerkannte Liste aller Arten auf der Welt erstellt werden kann, zeigen die in der Fachzeitschrift „PLOS Biology“ veröffentlichten Forschungsergebnisse. Derzeit bestehen diverse Listen nebeneinander. Obwohl heute Informationen zugänglicher sind als je zuvor, verfügen Forschende, Regierungen und Naturschutzorganisationen jedoch über kein anerkanntes Regelwerk bezüglich der Auflistung und Erfassung der Wunder der Natur. „Je mehr Personen in einer Gruppe zusammenarbeiten, desto mehr Listen gibt es“, so Prof. Frank E. Zachos, Kurator am Naturhistorischen Museum Wien gegenüber „The Guardian“. Da sich die Natur ständig weiterentwickelt, sind Diskussionen über die Einteilung der Arten unvermeidlich. Prof. Zachos verdeutlicht dies am Beispiel einer Familie: „Es ist, als wolle man seine eigene Familie darstellen. Sie werden ihre Cousins und Cousinen miteinbeziehen, vermutlich auch die zweiten Grades. Aber auch die Verwandten dritten, vierten und fünften Grades? Wo ziehen Sie die Grenzlinie? Eine solche Abgrenzung ist immer willkürlich und letztendlich reine Geschmackssache.“ „Alle Arten aufzulisten, hört sich wie Routinearbeit an, aber [es] ist eine erstaunlich schwierige und komplexe Aufgabe“, erklärt Hauptautor Prof. Stephen T. Garnett der Charles-Darwin-Universität in Australien gegenüber „Science X“. „Derzeit gibt es keine einzige, allgemein anerkannte Liste aller Arten.“

10-Punkte-Verfahren für eine allgemein verbindliche Liste

Das Forschungsteam beschreibt 10 Kriterien, um eine Artenliste aller Lebewesen zu erstellen und zu verwalten. Eine solche Liste muss ihnen zufolge auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, den Anforderungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft genügen, bei der Entscheidungsfindung transparent sein, getrennt werden von der Benennung der Arten und darf die akademische Freiheit nicht einschränken. Darüber hinaus sollte die Liste möglichst konsistent bezüglich der Taxonomie sein, ihre früheren Versionen sollten archiviert werden, die Liste sollte von anerkannten Mitwirkenden erstellt worden sein, über nachvollziehbare Einträge verfügen und sowohl die globale Diversität als auch das lokale Wissen über diese Diversität berücksichtigen. Der Ansatz beschreibt auch eine definierte Rolle für die Taxonomie. „Wichtig ist, dass die Rolle der Taxonomen – der Forschenden, die Arten entdecken, benennen und klassifizieren – und die von Interessengruppen, etwa aus dem Umweltschutzbereich, Regierungsbehörden und internationalen Organisationen klar definiert sind“, erklärt Mitautor Dr. Kevin R. Thiele, Leiter von „Taxonomy Australia“. „Während normalerweise die Taxonomie das letzte Wort bei der Anerkennung und Benennung von Arten hätte, stellt dieses Verfahren sicher, dass die Bedürfnisse anderer Interessengruppen bei der Entscheidung zwischen unterschiedlichen taxonomischen Meinungen berücksichtigt werden.“

Wird es eine allgemein anerkannte Liste geben?

„Die Entwicklung einer einheitlichen globalen Artenliste wird das Aussterben nicht stoppen“, fügt Prof. Garnett hinzu, „aber sie ist ein wichtiger Schritt, um alle Arten der Welt, große und kleine, für uns und zukünftige Generationen zu erhalten und zu verwalten.“ In ihrer Arbeit folgern die Autoren: „Eine allgemein verbindliche globale Artenliste wäre ein bemerkenswerter Erfolg, für die Wissenschaft weltweit, aber auch als wichtiger Bestandteil eines Maßnahmenpakets, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen (…). Mit einer globalen taxonomischen Liste werden endlich Grenzen, individuelle Präferenzen, Politik und Geschichte überwunden. (…) Die Wirkung könnte revolutionär sein.“ Diese Arbeit ist die erste in einer Reihe von Veröffentlichungen, die beschreibt, wie eine globale Artenliste verwaltet und gepflegt werden kann.

Schlüsselbegriffe

Arten, Liste, Taxonomie, Taxonom, Taxonomin