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Inhalt archiviert am 2023-04-17

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WISSENSCHAFT IM TREND: Woran denken Sie? Neue Computerschnittstelle liest Gedanken

Ein Computer überwacht Hirnsignale, um Gedanken bildlich darzustellen.

Grundlagenforschung icon Grundlagenforschung

Wie oft haben wir uns nicht gewünscht, dass wir wüssten, was andere denken? Doch die Gedanken anderer Menschen gehören allein ihnen – oder etwa doch nicht? Eine Forschungsgruppe der Universität Helsinki entwickelte eine computergestützte Technik, welche die Hirnaktivität überwacht und auf Grundlage dieser Signale Bilder erstellt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Worüber denken Sie nach? Lassen Sie es mich zeichnen

„Die Technik kombiniert natürliche menschliche Reaktionen mit der Fähigkeit des Computers, neue Daten zu generieren. In dem Experiment wurden die Teilnehmenden lediglich dazu aufgefordert, sich vom Computer erzeugte Bilder anzusehen. Der Computer modellierte die angezeigten Bilder und die menschliche Reaktion auf die Bilder dann mithilfe der Signale im menschlichen Gehirn. Daraus kann der Computer ein völlig neues Bild erstellen, das die Absicht des Benutzers abbildet“, merkt Tuukka Ruotsalo, Forschungsstipendiat der Akademie von Finnland an der Universität Helsinki und außerordentlicher Professor an der Universität Kopenhagen in einer Pressemitteilung der Universität Helsinki an. Die Forschungsgruppe zeigte 31 Freiwilligen in schneller Folge Hunderte von künstlicher Intelligenz (KI) erzeugte Bilder verschiedener Menschen. Sie erhielten die Aufgabe, sich auf bestimmte Merkmale zu konzentrieren, z. B. auf Gesichter, die alt aussahen oder lächelten. Während der gesamten Zeit wurde ihre Hirnaktivität von einem Elektroenzephalogramm aufgezeichnet und in ein neuronales Netzwerk eingespeist. Das Netzwerk erkannte Verbindungen zwischen elektrischen Signalen im Gehirn und den Personen, welche die Versuchspersonen ansahen. Anschließend beurteilte das Netzwerk, an welche Art von Gesichtern die Freiwilligen dachten. Die Forschenden baten die Teilnehmenden, vom Computer erstellte Bilder danach zu bewerten, wie gut sie mit den Merkmalen, an die sie dachten, übereinstimmten. In 83 % der Fälle stimmten die vom Computer erzeugten Bilder mit ihren Gedanken überein.

KI für mehr Kreativität und ein besseres Verständnis unserer Wahrnehmung

Können Computer vielleicht die menschliche Kreativität steigern? „Wenn Sie etwas zeichnen oder darstellen möchten, dazu aber nicht in der Lage sind, könnte der Computer Sie dabei unterstützen. Er könnte einfach das Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit beobachten und vorhersagen, was Sie erschaffen möchten“, fügt Prof. Ruotsalo hinzu. Die Methode kann auch verwendet werden, um die Wahrnehmung und andere grundlegende mentale Prozesse zu verstehen. „Die Technik erkennt keine Gedanken, sondern reagiert auf Assoziationen, die wir mit mentalen Kategorien haben“, erläutert Mitautor und Postdoktorand Michiel Spapé. „Auch wenn wir nicht die Identität einer bestimmten ‚alten Person‘ feststellen können, an die Teilnehmende denken, können wir eventuell ein Verständnis dafür entwickeln, was sie mit dem Alter assoziieren. Daher glauben wir, dass wir eine neue Methode bieten können, um Erkenntnisse über soziale, kognitive und emotionale Prozesse zu erhalten.“ Spapé ist der Meinung, dass das auch aus einer psychologischen Perspektive faszinierend ist. „Die Vorstellung einer Person von einem älteren Menschen unterscheidet sich unter Umständen wesentlich von der einer anderen. Derzeit arbeiten wir daran, herauszufinden, ob unsere Technik eventuell unbewusste Assoziationen aufdeckt, z. B. indem wir herausfinden, ob der Computer alte Menschen immer als, nur als Beispiel, lächelnde Männer wiedergibt.“ Diese wichtige Entwicklung führt nicht dazu, dass Computer bald unsere Gedanken lesen können. Das glauben Sie doch wohl auch nicht, oder? Was gäbe ich nicht dafür, Ihre Gedanken zu kennen.

Schlüsselbegriffe

Computer, Gedanken, Gehirn, Hirnsignal, Bild, Hirnaktivität