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Neue digitale Plattform verwandelt Lieferketten in benutzerdefinierte B2B-Online-Marktplätze

Ein EU-finanziertes Projekt erstellte eine quelloffene Technologieplattform für Lieferketten-Plattformen für Firmenkundengeschäfte (B2B), die zusammenwirken können.

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Lieferketten sind ein wesentlicher Bestandteil der Geschäftstätigkeit von Unternehmen. Fortschrittliche Geschäftsplattformen und Initiativen zum digitalen Wandel helfen Herstellern, effizienter zu arbeiten, einen wirtschaftlicheren Austausch zu ermöglichen und Mehrwert für Produkte zu schaffen. „Die Existenz von 1 000 Austauschplattformen mit jeweils 25 000 registrierten Unternehmen und eine angemessene Abonnementgebühr würden ausreichen, um eine digitale Wirtschaft in Europa zu gestalten“, bemerkt Wernher Behrendt, Projektkoordinator von NIMBLE.

Eine dezentrale B2B-Zusammenarbeit

NIMBLE hat eine B2B-Plattform geschaffen, auf der sich europäische Fertigungsunternehmen registrieren, maschinenlesbare Kataloge für Produkte und Dienstleistungen veröffentlichen sowie nach geeigneten Lieferkettenpartnern suchen können. Unternehmen können komplexe Logistikvorgänge an externe Logistikdienstleister übergeben. Wichtig ist, dass die Kundschaft und die Verkaufskraft einen Vertrag teilen, der bestimmte Transaktionsbedingungen garantiert. Die neu entwickelte Plattform wurde getestet und ist jetzt bei über 250 spanischen Möbelherstellern in Betrieb. Die Verbundarchitektur der Plattform stellt sicher, dass alle Daten dezentral bleiben. Somit werden die Interoperabilität und der Informationsaustausch zwischen mehreren kleineren Plattformen ermöglicht, die wahrscheinlich besser für die Anforderungen bestimmter Märkte geeignet sind. „Die Interoperabilität der Plattformen wird letztendlich die Schaffung eines lebendigen kooperativen Ökosystems des Internets der Dinge ermöglichen, das in der zersplitterten europäischen Landschaft dringend benötigt wird“, fügt Behrendt hinzu.

Wertschöpfung aus der Datenfreigabe

Die Fertigungsindustrie beginnt erst jetzt mit der Digitalisierung. Soziale Medien haben vom sogenannten „Verhaltensüberschuss“, wie es die Sozialpsychologin Shoshana Zuboff bezeichnet, profitiert. Das bedeutet die Ableitung von Marketingwissen durch Nutzung von Daten, die von den Plattformnutzenden generiert wurden. Hersteller sind sich des Wertes ihrer Geschäftsprozesse sehr bewusst. Daher zögern sie, das Potential der „Wirtschaft des Teilens“ für geschäftsbezogene Daten zu nutzen. NIMBLE lieferte Fälle, in denen sich ein echter Datenaustausch für Unternehmen als Segen erweisen könnte. „Wir haben ‚private Datenkanäle‘ geschaffen, die Unternehmen im Rahmen des B2B-Vertrags einrichten können und in denen Kaufende beispielsweise Qualitätssicherungsdaten über den Herstellungsprozess des Lieferanten ableiten können. Da die Plattform privat gehalten wird, ‚entzieht‘ sie keine Geschäftsanalytik, sondern schafft ein tieferes Vertrauen zwischen den Beteiligten“, erklärt Behrendt.

Umgang mit dem Kaltstartproblem

Praktisch alle erfolgreichen B2B-Marketingplattformen gaben Millionen an Risikokapital aus, um ihren zukünftigen Markt zu „kaufen“. Daher hatten sie anfangs eine große Anzahl an Nutzenden, die es einfach machte, die Plattformen auszubauen. Die aufkommende Frage ist: Wer wäre bereit, den anfänglichen Betrag zu investieren, der zur Überwindung des Kaltstartproblems erforderlich ist, wenn die kleineren Verbundplattformen keine hohe und schnelle Kapitalrendite versprechen, sondern dazu beitragen, einen mäßigen, verteilten und belastbaren Wohlstand in einem gesunden kooperativen Ökosystem zu schaffen? „Die Bewältigung des Kaltstartproblems erfordert ein tiefes Verständnis der Technologieökonomie sowie ein politisches Bewusstsein dafür, was für die digitale Zukunft Europas von Vorteil ist. Das war eine große Herausforderung für ein vierjähriges Projekt, aber wir glauben, dass wir einen langen Weg zurückgelegt haben und uns in beide Richtungen entwickelt haben“, erklärt Behrendt. „Die Hauptzielgruppe von NIMBLE sind mögliche Plattformanbieter, die ein gutes Verständnis für eine Branche haben könnten. Die Plattform bietet ihnen zunächst ein funktionierendes System, das etwa 2 bis 3 Jahre für die Erstellung der Grundinfrastruktur und den Entwicklungsaufwand von 25 bis 50 Personenjahren einspart! Daher benötigen die Plattformanbieter nur noch das Personal für die Organisation, Vermarktung und den Betrieb der Plattform. Und dieses Modell könnte europaweit tausendmal nachgebaut werden: „Nehmen Sie es, passen Sie es an und betreiben Sie es für Ihren B2B-Markt!“, schließt Behrendt.

Schlüsselbegriffe

NIMBLE, Plattform, Firmenkundengeschäfte (B2B), Kaltstartproblem, Verbund, Interoperabilität, Datenaustausch, Internet der Dinge

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