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Enhancing recovery from eating and weight disorders using mHealth and psychological theory

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Individuell angepasste App liefert gezielte Ernährungsberatung

Menschen mit Essstörung sind in kritischen Situationen oft auf Unterstützung angewiesen, um ein problematisches Essverhalten zu vermeiden. Eine neu entwickelte, maßgeschneiderte App, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten ist, liefert diese Hilfestellung, wenn sie am meisten gebraucht wird.

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Smartphones und Apps werden heute umfassend genutzt, um zahlreiche Aufgaben zu erledigen. Gesundheits-Apps werden bei Benutzerinnen und Benutzern immer beliebter, da sich damit das eigene gesundheitsrelevante Verhalten wie körperliche Aktivitäten oder Essen überwachen, unterstützen oder steuern lässt. „Ein Smartphone hat man immer griffbereit“, sagt Jens Blechert, Projektkoordinator von SmartEater und Experte im Bereich klinische und Gesundheitspsychologie am Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften und Fachbereich Psychologie der Universität Salzburg, Österreich. „So kann jeder von den Apps profitieren, wann oder wo auch immer man gerade auf sie zugreifen möchte oder muss.“ Damit das Potenzial dieser Möglichkeiten wirklich ausgeschöpft werden kann, ist jedoch ein genauer Zuschnitt auf individuelle Bedürfnisse erforderlich. Darin liegt eine wesentliche Herausforderung, da Apps in der Regel für ein breites Publikum entwickelt werden.

Apps, die wirklich den Bedürfnissen entsprechen

Das vom Europäischen Forschungsrat unterstützte Projekt SmartEater wurde ins Leben gerufen, um eine stärker an die jeweilige Einzelperson angepasste App zu entwickeln, mit der sich potenziell problematisches Essverhalten, wie etwa Essanfälle, vorhersagen lassen. Die App wurde speziell für Menschen mit Bulimia nervosa (Bulimie) oder Binge-Eating-Störung (Esssucht) entworfen. Sie soll Betroffene durch rechtzeitiges Eingreifen unterstützen, indem im richtigen Moment kurze ernährungsbezogene Tipps auf deren Smartphone bereitgestellt werden. „Wir wollten die App auf individuelle Tagesabläufe und spezifische Bedürfnisse zuschneiden“, ergänzt Blechert. „Dazu entwickelten wir eine Smartphone-App, die anhand eines Algorithmus zukünftiges problematisches Essverhalten vorhersagt. Die Grundlage hierfür bilden die zuvor in die App eingegebenen individuellen Daten.“ Im Verlauf der Pilotstudie beantwortete eine Gruppe von Teilnehmenden kurze Fragen zum jeweiligen Gefühlszustand sowie zu essbezogenen Variablen und anderen verwandten Themen. Ein eigens erstellter Algorithmus zur Vorhersage von Risikozeitpunkten ermöglichte ein rechtzeitiges Eingreifen vor dem betreffenden Zeitpunkt. Konkret geschah dies durch die Ausgabe einer kurzen Intervention, beispielsweise in Form eines Tipps zum Essverhalten. „Im Rahmen unserer Pilotstudie konnten wir die Gebrauchstauglichkeit sowie die Akzeptanz der App bewerten“, erklärt Blechert. „Das ist sehr wichtig. Wenn eine App bei den Benutzerinnen und Benutzern gut ankommt und als benutzungsfreundlich empfunden wird, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sie weiter verwenden. Dadurch verbessert sich wiederum die Genauigkeit der Vorhersagen von zukünftigem Verhalten, weil mehr Daten verfügbar sind.“

Individualisierte Hilfe – griffbereit

Die Pilotstudie zeigte, wie sich mit der SmartEater-App und ihrem Algorithmus Vorhersagemodelle für die einzelnen Teilnehmenden berechnen ließen und entsprechende Interventionen über das Smartphone bereitgestellt wurden. Diese algorithmusbasierten Vorhersagen können Menschen mit Bulimie und Esssucht eine wichtige Stütze sein, da sie sie dazu ermutigen, problematisches Essverhalten zugunsten gesünderer Optionen zu überwinden. „In der App können die Betroffenen die vorhandenen Interventionen bewerten“, merkt Blechert an. „So nehmen sie Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, mit der ihnen diese Tipps dann im Rahmen einer Intervention angezeigt werden.“ Tipps mit einer positiven Bewertung werden eher bereitgestellt als weniger gut bewertete. Darüber hinaus können die Benutzerinnen und Benutzer ihre eigenen Interventionen und Tipps hinzufügen, etwa auf Grundlage persönlicher Therapieerfahrungen oder therapeutischer Ratschläge. „Sie können also die Inhalte der App ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend anpassen“, so Blechert. Er und sein Team streben an, auch weiterhin einen Beitrag zur Entwicklung und Forschung im Bereich bedarfsorientierter adaptiver Interventionen bei Essstörungen zu leisten. Ein wichtiger nächster Schritt wäre zum Beispiel die Einbindung von Live-Sensordaten der Smartphones, wodurch sich die Datengrundlage für Vorhersagen erweitern ließe. „Das Projekt SmartEater hat gezeigt, wie Betroffene durch eine smartphonebasierteTechnologie in ihrem Alltag unterstützt werden können“, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass solche Apps für therapeutische oder medizinische Fachkräfte und ihre Patientinnen und Patienten wie auch für Krankenversicherungsunternehmen von Interesse sind. Eine App wie unsere könnte zum Beispiel in einer Therapie als Übergangsinstrument vor oder nach der Behandlung eingesetzt werden.“

Schlüsselbegriffe

SmartEater, Bulimie, Essstörung, Smartphones, Daten, Ärztinnen, Ärzte, Therapeutinnen, Therapeuten

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