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Test, Predict, and Improve Musical Scene Perception of Hearing-Impaired Listeners

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Verbesserung der Musikwahrnehmung für Personen mit Hörverlust

Bisherige Studien im Bereich der Akustik haben gezeigt, dass hörgeschädigte Personen beim Zuhören enorme Schwierigkeiten haben, Sprache in lärmintensiven Umgebungen zu verstehen. Dennoch wissen wir nur wenig über die Auswirkungen des Hörverlustes auf die Musikwahrnehmung.

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Wie klingt Musik für jemanden mit beeinträchtigtem Hörvermögen? Ein scheinbar müheloser Prozess für ein normal hörendes Publikum kann sich in eine anstrengende, sogar verstörende Erfahrung für ein hörgeschädigtes Publikum verwandeln. Das menschliche Hörsystem ist in der Lage, musikalische Informationen nach den Prinzipien der auditiven Szenenanalyse zu organisieren. Dieser Mechanismus dient der Strukturierung von Klang in bedeutungsvolle Elemente für die Wahrnehmung. Für hörgeschädigte Menschen stellt es jedoch eine echte Herausforderung dar, simultane Klangströme zu entwirren. Das EU-finanzierte Projekt ΤIMPANI modellierte die Auswirkungen des Hörverlustes auf die auditive Szenenanalyse bei der Musikwahrnehmung und entwickelte kompensatorische Musikverarbeitungsstrategien für Hörgeräte. Projektkoordinator Kai Siedenburg erklärt die Beweggründe für die Durchführung dieser Forschungsarbeit: „Jenseits des grundlegenden Instinkts, seine Ohren vor übermäßig lauten Geräuschen zu schützen, wird die Tatsache, dass das Musikerlebnis an sich durch eine Gehörschädigung verändert werden kann, nicht breit diskutiert, obwohl viele Menschen auf der ganzen Welt davon betroffen sind. Das Gleiche gilt für die Musikwissenschaften und insbesondere für das Gebiet der Musikpsychologie, wo das Thema Schwerhörigkeit nach wie vor ein Schattendasein fristet. Die Vernachlässigung des Problems der Schwerhörigkeit ist jedoch nicht mehr haltbar.“ Die Forschung wurde mit Unterstützung der Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt.

Hören von Wörtern oder Melodien

Unabhängig von der Art und Ursache des Hörverlustes kann das Hörvermögen immer durch Hörgeräte verbessert werden. Dabei handelt es sich um kleine, tragbare Geräte, die Schallwellen in elektrische oder digitale Signale umwandeln. „Moderne Hörgeräte sind für die Wahrnehmung von Sprache optimiert. Allerdings sind Musiksignale im Vergleich zu Sprachsignalen bedeutend vielfältiger. In Bezug auf den Frequenzbereich nutzt Musik eine viel größeres effektives Frequenzspektrum, das etwa von 20 bis 12 000 Hz reicht, im Vergleich zu Sprache, die einen effektiven Frequenzbereich von etwa 100 bis 4 000 Hz umfasst. In Bezug auf den Dynamikbereich (der zu Unterschieden in der Lautstärke beiträgt) kann Konzertmusik sehr leise oder sehr laut sein (bis zu 120 Dezibel (dB)), verglichen mit Sprache, die normalerweise einen relativ kleinen Bereich um einen Schalldruckpegel von 65 dB abdeckt“, führt Siedenburg aus. „Aktuelle Hörgeräte verfügen in der Regel über spezielle Musikprogramme, jedoch tragen diese nicht nachweislich zu einer deutlich verbesserten musikalischen Klangqualität bei. In wissenschaftlichen Umfragen beklagen sich Hörgerätenutzende angeblich über die mangelnde Klarheit in der Musikwahrnehmung bei Nutzung der Hörgeräte.“

Musik zum Instrumentarium für Inklusion hinzufügen

Zu den bemerkenswerten Indizien, die TIMPANI lieferte, gehört die Feststellung, dass altersbedingter Hörverlust mit einer Verschlechterung der Fähigkeiten zur Musik-Szenenanalyse verbunden ist. Die Erkenntnisse führten in der Folge zu Vorschlägen für die Gestaltung von Hörgeräte-Algorithmen für Musik. Die Einbeziehung hörgeschädigter Menschen in die kulturelle Ressource des Musikhörens und Musizierens ist ein vielschichtiges Unterfangen. „Mein Ziel ist es, das Thema Hörbehinderung auf die Agenda der Musikpsychologie zu setzen. Im Bereich der Technik wollen wir Hörgeräte weiterentwickeln, indem wir neue Strategien der Musikverarbeitung entwerfen, die für Menschen mit einer Hörschädigung angepasst werden können“, ergänzt Siedenburg. Einen Überblick über die wegweisende Arbeit des Stipendiaten finden Sie auf seiner Website.

Schlüsselbegriffe

TIMPANI, Musik, Hörverlust, Klang, Sprache, Hörgeräte, Hörgeschädigte, Hörschädigung, auditive Szenenanalyse, Musikpsychologie

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