CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2024-04-19

Article available in the following languages:

Ein mathematisches Modell als Weichensteller für effektivere COVID-19-Behandlungen

Von der Krebs- zur COVID-Behandlung: Ein ursprünglich für die Krebsforschung entwickeltes mathematisches Modell kam nun zum Einsatz, um den Krankheitsfortschritt bei COVID-19-Erkrankungen und Möglichkeiten, die Behandlung auf bestimmte Patientengruppen zuzuschneiden, genauer zu beleuchten.

Gesundheit icon Gesundheit

COVID-19 ist unter anderem deshalb so schwierig zu behandeln, weil die Symptome die ganze mögliche Palette abdecken: von gar keinen Symptomen bis hin zum Organversagen oder sogar zum Tod. Ein Verständnis der Heterogenität von COVID-19 sowie die Bestimmung der besten Behandlungsmöglichkeiten im Einzelfall sind beim Kampf gegen das Virus SARS-CoV-2 daher unerlässlich. Forscherinnen und Forscher aus Zypern, dem Iran und den Vereinigten Staaten haben bereits erhebliche Fortschritte gemacht, um dieses Ziel zu erreichen. Die Forschungsgruppe entwickelte ein umfassendes mathematisches Modell, das zeigt, warum die Folgen einer COVID-19-Erkrankung so verschiedenartig sind und wie Behandlungen an die Bedürfnisse bestimmter Patientengruppen angepasst werden können. Das auf Erkenntnissen aus der Biologie beruhende Modell ist zum Teil das Ergebnis von Forschungsarbeiten im Rahmen der Projekte Immuno-Predictor (Mechanical Biomarkers for Prediction of Cancer Immunotherapy) und CancerFingerPrints (Identification of nano-mechanical fingerprints as a biomarker for cancer treatment prognosis), für die sich der Forscher Triantafyllos Stylianopoulos von der Universität Zypern Finanzierung von der EU sichern konnte. Details zu dieser Forschung werden in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ ausgeführt. Das mathematische Modell beruht auf den bekannten Mechanismen von SARS-CoV-2 und bezieht mögliche Wirkmechanismen verschiedener Behandlungsmöglichkeiten ein, die bei Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Erkrankungen erprobt wurden. Darüber hinaus zeigt es, wie sich individuelle Faktoren wie das Alter und der Gesundheitszustand auf das Ansprechen auf die Behandlung und die klinischen Ergebnisse auswirken können. „Unser Modell sagt voraus, dass antivirale und entzündungshemmende Medikamente, die anfangs zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt wurden, je nach Stand der Krankheitsprogression möglicherweise nur beschränkt wirksam sind“, so der korrespondierende Autor Rakesh K. Jain von der Harvard Medical School und dem Massachusetts General Hospital in einer auf der Website „Scienmag“ veröffentlichten Pressemitteilung.

Krankheitsverlauf

Im Laufe der Forschungsarbeiten stellte sich heraus, dass die Viruslast – die Menge an Viren im Blut – während der Anfangsphase der Lungeninfektion zunimmt. Nach dem fünften Tag verändert sich der Verlauf der viralen Infektion jedoch abhängig von den Spiegeln aktivierter T-Zellen (weiße Blutkörperchen, die einen Teil des adaptiven Immunsystems ausmachen). Bei Patientinnen und Patienten unter 35 Jahren mit gesundem Immunsystem konnte die Forschungsgruppe eine stetige Rekrutierung von T-Zellen beobachten. Dies ging mit einer Abnahme der Viruslast und dem Zurückgehen der Entzündung sowie mit geringeren Spiegeln von körpereigenen Immunzellen namens Neutrophilen und Makrophagen einher. Diese Vorgänge führten zu einem erheblichen Rückgang der Bildung von Blutgerinnseln und einem wiederhergestellten Sauerstoffniveau in der Lunge. Jedoch wurden häufig schlechte Ergebnisse festgestellt, wenn die Patientinnen oder Patienten bereits erhebliche Entzündungsniveaus aufwiesen, als sie sich mit SARS-CoV-2 infizierten. Dasselbe wurde auch bei Menschen mit einer aktiveren angeborenen Immunabwehr in Kombination mit einem weniger effektiven adaptiven Immunsystem beobachtet. Zu solchen Fällen zählten ältere Erkrankte sowie Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck oder dysregulierter Immunantwort. Dem Modell zufolge sind der Blutverdünner Heparin oder ein Immuncheckpoint-Inhibitor in Kombination mit dem Corticosteroid Dexamethason effektive Behandlungsmöglichkeiten für Personen mit Diabetes sowie ältere Menschen mit bestehender Entzündung und eingeschränkter adaptiver Immunität. Darüber hinaus erwies sich die Kombination aus Heparin und Dexamethason für Patientinnen und Patienten mit Adipositas oder Bluthochdruck als nutzbringend. Das auf Erkenntnissen aus der Biologie beruhende Modell wurde ursprünglich mit Unterstützung der Projekte Immuno-Predictor und CancerFingerPrints zur Verwendung in der Krebsforschung entwickelt. Die Forschungsgruppe hat vor, das Modell weiterzuentwickeln, um die Antwort des Immunsystems auf verschiedene COVID-19-Impfstoffe eingehender zu untersuchen. Weitere Informationen: Immuno-Predictor-Projekt CancerFingerPrints-Projekt

Schlüsselbegriffe

Immuno-Predictor, CancerFingerPrints, COVID-19, SARS-CoV-2, mathematisches Modell, Krebs, Behandlung

Verwandte Artikel

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Nachteile der Behandlung von COVID-19 mit monoklonalen Antikörpern
Gesundheit icon

15 Februar 2023

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Antikörper, die alle Coronaviren ungefährlich machen können
Gesundheit icon

10 Februar 2023

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Pandemie offenbart, wie sehr die Menschen in Europa ihren Institutionen vertrauen
Gesellschaft icon

5 Juli 2022

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Schnelle 3D-Bildgebung von mit dem Coronavirus infizierten Zellstrukturen
Gesundheit icon

24 Januar 2022

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Untersuchung der Durchblutung bei Erkrankten mit schwerem Verlauf von COVID-19
Gesundheit icon

19 Januar 2022

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Auf der Suche nach der Ursache für die höhere COVID-19-Sterblichkeit
Gesundheit icon

11 Januar 2022

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Die sieben COVID-19-Symptome, auf die man achten sollte
Gesellschaft icon
Gesundheit icon

22 Oktober 2021

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Schutz gegen SARS-CoV-2 und Virusvarianten durch doppelte Antikörper
Gesundheit icon

16 April 2021

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Prüfung von Osteoporose-Medikament zur Behandlung von COVID-19
Gesundheit icon

6 November 2020

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Gemeinsame Schwachstellen bei den drei weltweit tödlichen Coronaviren finden
Gesundheit icon

29 Oktober 2020

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Gemeinsame Datennutzung, fachlicher Austausch und die Koordinierung von Werkzeugen als wirksame Antwort auf COVID-19
Gesundheit icon

21 Juli 2020

Nachrichten
Wissenschaftliche Fortschritte
Förderung zur schnelleren Herstellung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus
Gesundheit icon

14 Juli 2020