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Constructing a theory of phonotactic processing during speaking

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Bedeutung der Wortwahl: Wie die Sprachumgebung die Lese- und Schreibfähigkeit beeinflusst

Das Projekt PhonPred beleuchtete mithilfe rechnergestützter Instrumente und Experimente, wie wir Wissen aus unserer Sprachumgebung gewinnen.

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Sprachen zeichnen sich durch eine Vielzahl regelmäßiger Muster aus, die bestimmen, wie Wörter gebildet und kombiniert werden, um Gedanken auszudrücken. Phonotaktische Regularitäten bezeichnen dabei Beschränkungen in Bezug auf die Positionierung von Lauten innerhalb von Wörtern sowie deren Kombination. Zum Beispiel können im Englischen die Laute für „k“ und „n“ nicht zusammen auftreten – denken Sie nur einmal an die Aussprache von „knife“ (stummes k) – im Deutschen hingegen schon. Phonotaktische Regularitäten sind komplex und häufig von Ausnahmen geprägt. Zudem bestehen in ihrem breiteren Sprachkontext Beschränkungen, wie Laute geschrieben werden können und wie dies durch die Bedeutung beeinflusst werden kann. Die meisten sprachlichen Regularitäten werden nicht in Schulen behandelt: Forschungsergebnisse legen hier nahe, dass wir implizite Kenntnisse über sie besitzen, die wir durch unsere Erfahrungen erworben haben. Durch die Ermittlung, welche sprachlichen Regularitäten existieren und was Sprechende darüber wissen, hat sich das über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) unterstützte Projekt PhonPred zum Ziel gesetzt, Fragen zum menschlichen Lernen und zur menschlichen Wahrnehmung zu beantworten. „Sprachverhalten wird durch die Sprachumgebung bestimmt, der Menschen ausgesetzt sind. Ohne diese Umgebung zu verstehen, können wir das menschliche Verhalten nicht vollständig nachvollziehen“, erklärt Kathy Rastle, Projektleiterin vom Royal Holloway College der University of London, welche das Projekt trägt. Eine wichtige Erkenntnis war, dass die Menschen durchweg gut darin waren, wichtige Regularitäten aus ihrer Sprachumgebung aufzunehmen. Diese erstrecken sich über verschiedene Ebenen der sprachlichen Repräsentation und verknüpfen beispielsweise Laute mit Rechtschreibung und Bedeutung. Auch wenn es Ausnahmen erschweren, diese Regularitäten zu erkennen und zu erlernen, so zeigt diese Untersuchung doch, dass es den Menschen durchaus gelingt. So konnten englischsprachige Erwachsene beispielsweise ein Nichtwort wie „domous“ als Adjektiv einordnen, weil sie gelernt haben, dass das Suffix „ous“ es typischerweise als solches kennzeichnet. Das Projekt stieß auch auf Unterschiede in der Art und Weise, wie Individuen sprachliche Feinheiten verinnerlichen, was häufig auf die Menge und Qualität der Spracherfahrungen zurückzuführen ist. „Das bedeutet, dass die Steuerung der Erfahrungen, denen die Menschen ausgesetzt sind, ihre Sprachkenntnisse beeinflussen und so dazu beitragen könnte, Lese- und Schreibfähigkeiten zu fördern“, ergänzt die MSCA-Stipendiatin Ana Ulicheva.

Die Wissenschaft hinter dem Lernen

PhonPred verfolgte zwei breite, aber miteinander verbundene Ansätze. Erstens half die rechnergestützte Analyse der Sprachstruktur dabei, vorhandene Regularitäten im Sprachsystem aufzudecken. Die Analyse basierte auf großen Textsammlungen namens „Korpora“, die zusätzlich Informationen über die Lautstruktur von Wörtern und deren Bedeutungen enthalten. Damit wurden dann relevante Regularitäten ermittelt und mithilfe rechnergestützter Instrumente wie der distributionellen Semantik charakterisiert. Zweitens wurden Experimente durchgeführt, um die Verwendung von Regularitäten zu untersuchen. Im Verlauf dieser Experimente absolvierten Erwachsene, die Englisch als Muttersprache hatten, eine Reihe von Aufgaben, bei denen sie laut vorlesen, buchstabieren und Entscheidungen über echte und ausgedachte Wörter treffen mussten. Die Stichprobengröße variierte je nach Aufgabe und statistischen Überlegungen, wobei für einige Experimente auch auf Online-Crowdsourcing zurückgegriffen wurde.

Verbesserung der Lehrmethoden

Trotz der Bedeutung von Sprach- sowie Lese- und Schreibfähigkeiten für die Aussichten auf eine Anstellung deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass im Durchschnitt etwa 20 % der Schülerinnen und Schüler in den OECD-Ländern bei der Lesekompetenz die Anforderungen des Grundniveaus verfehlen. Durch ein besseres Verständnis, wie wir lernen und wie sich das Wissen zwischen Individuen und Sprachen unterscheidet, können die Ergebnisse von PhonPred zur Entwicklung verbesserter Lehrmethoden beitragen. „Sprachliche Regularitäten sind eher probabilistisch als deterministisch. Dieser Umstand hat Auswirkungen auf die Messung und Interpretation von Sprachkenntnissen und -verhalten“, so Ulicheva. „Unsere Arbeit gibt Grund zu der Annahme, dass einige Unterschiede zwischen Individuen, die in Schulen oder Kliniken beobachtet werden, auf die Sprachumgebung und nicht auf inhärente Unterschiede zwischen ihnen selbst zurückgehen.“

Schlüsselbegriffe

PhonPred, Sprache, sprachlich, Regularitäten, Schulen, Lesen, Rechtschreibung, Lehren, phonotaktisch, Semantik, Wörter, Laute

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