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Cellular and molecular mechanisms of remote fear attenuation

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Das Austauschen von Erinnerung als Möglichkeit zur Bewältigung von Traumata

Neue Forschung weist darauf hin, dass die beste Methode zur Behandlung von Erkrankungen, die auf dauerhafte Angstzustände und Traumata zurückzuführen sind, darin besteht, die Erinnerungen, die die Angst auslösen, durch Erinnerungen zu ersetzen, die ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.

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Traumatische Ereignisse führen zu sehr hartnäckigen Erinnerungen. Zwar ist die Erinnerung an die Furcht, die wir in den entsprechenden Ereignissen erleben, ein wichtiger Überlebensmechanismus, allerdings kann unangebrachte Furcht, wenn die bedrohliche Situation nicht mehr gegeben ist, zu Angststörungen und stressbedingten Erkrankungen führen. „Bedauerlicherweise mangelt es uns an einer effektiven Behandlungsmethode für Erkrankungen, die auf dauerhaften Angstzuständen beruhen, da die zugrunde liegenden Faktoren wissenschaftlich noch immer kaum ergründet sind“, so Johannes Gräff, ein Forscher am Brain Mind Institute an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne in der Schweiz. „Das gilt besonders für Erkrankungen, die durch Traumata in der fernen Vergangenheit bedingt sind, wie die posttraumatische Belastungsstörung bzw. PTBS.“ Mit dem EU-finanzierten Projekt Remote memory traces führt Gräff Bemühungen an, diese Wissenslücke zu schließen. „Unser Ziel besteht darin, die großen ungeklärten Fragen über Angst und dauerhafte Traumata zu beantworten“, fügt Gräff hinzu. „Dadurch wollen wir zu einem umfassenderen Verständnis davon beitragen, wie solche Ängste abgebaut oder sogar völlig überwunden werden können.“

Eine direkte Konfrontation der Ängste

Dieses vom Europäischen Forschungsrat unterstützte Projekt konzentrierte sich auf die Identifizierung der Zellpopulationen, die dafür sorgen können, dass dauerhafte traumatische Erinnerungen verblassen. Zu diesem Zweck untersuchten die Forschenden Mäuse mithilfe eines einzigartigen Visualisierungsverfahrens, das ihnen ermöglichte, Neuronen zu markieren, die durch eine ferne Erinnerung aktiviert wurden. So konnten sie dann die neuronalen Unterpopulationen bestimmen, die dazu beitragen, ferne Erinnerungen verblassen zu lassen. Laut Gräff zeigte diese Arbeit, dass der Schlüssel zur Abschwächung dauerhafter traumatischer Erinnerungen in genau denselben Zellen liegt, die ursprünglich für die Verankerung der Erinnerung verantwortlich waren. „Angesichts dieser Tatsache sind wir der Auffassung, dass Therapien und Behandlungen darauf abzielen sollten, die Furcht durch ein Gefühl der Sicherheit zu ersetzen, statt zu versuchen, die Furcht selbst zu unterdrücken“, erklärt Gräff. Mit anderen Worten ist die beste Medizin, sich den Ängsten direkt zu stellen.“

Der Weg zu effektiveren Behandlungsmethoden

Dem Projekt Remote memory traces gelang es, einen Konzeptnachweis zu entwickeln, der belegt, dass eine erfolgreiche Abschwächung von Erinnerungen von einer einzigartigen molekularen Signatur bestimmt ist. „Wir verfügen nun über ein Instrument, mit dem wir diese Zellen auf molekularer Ebene genauer untersuchen können. Das ebnet der Entwicklung effektiverer Behandlungsmethoden für dauerhafte traumatische Erinnerungen den Weg“, bemerkt Gräff abschließend. Das Projekt hat seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht und beantragt zurzeit weitere Finanzmittel.

Schlüsselbegriffe

Remote memory traces, Furcht, Trauma, Angst, PTBS

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