Wie ein Robotikhandschuh Gesunde und Menschen mit Handbehinderungen unterstützt
Muskel-Skelett-Erkrankungen sind eine der Hauptursachen für Behinderungen und beeinträchtigen die Geschicklichkeit, die Produktivität am Arbeitsplatz und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Eine von drei von Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffenen Personen hat mit Muskel- oder Gelenkschmerzen im Handgelenk oder in der Hand zu kämpfen. Die Prävalenz dieser Erkrankungen nimmt mit dem Alter zu, sodass aufgrund der alternden Bevölkerung mit erheblichen Belastungen für die Wirtschaft zu rechnen ist.
Weicher Robotikhandschuh für den täglichen Gebrauch
Ziel des Projekts iHand war, dieses Problem mit der Entwicklung eines Rehabilitationshandschuh für Menschen mit Beeinträchtigungen des Handgelenks/der Hand in den Griff zu bekommen. „Der weiche Robotikhandschuh iHand kann bei Personen mit eingeschränkter Handfunktion zusätzlich das Zugreifen verstärken und sie auf diese Weise bei den Aktivitäten des täglichen Lebens unterstützen“, erklärt Annika Rydgård im Namen des Teams von Bioservo, das die iHand entwickelt hat. Die iHand verfügt über Drucksensoren an den Fingerspitzen des Handschuhs, die es erfassen, wenn die Person einen Gegenstand ergreift. Ein das menschliche Gehirn nachahmender eingebetteter Prozessor berechnet die aufzubringende Kraft, während ein Leistungsaktor muskelähnlich arbeitet, um die Kraft zu erzeugen, die auf die Fingerglieder übertragen wird. Auf diese Weise erkennt der Handschuh die Absicht der ihn nutzenden Person und stellt dynamisch die für die Ausführung der Aufgabe benötigte Kraft bereit. Und je mehr Kraft beim Zugreifen gebraucht wird, desto mehr liefert der Handschuh. 63 Personen erprobten die iHand für sechs Wochen bei ihren alltäglichen Aktivitäten im häuslichen Umfeld. Nach dem Interventionszeitraum konnte bei den Teilnehmenden eine Zunahme der durchschnittlichen Griffkraft, die auch bei der Nachuntersuchung noch anhielt, verzeichnet werden, was Hinweise auf eine therapeutische Wirkung des Handschuhs gibt. Zudem war die Verbesserung der Handfunktion bei Aufgaben wie dem Schreiben oder dem Zuführen und Heben großer, schwerer und leichter Gegenstände offensichtlich.
iHand: Vorteile und Zukunftsaussichten
Als übliche Regelversorgung für die Rehabilitation der beeinträchtigten Handfunktion gilt die Physiotherapie, die zu Hause oder in einer Klinik durchgeführt wird. iHand bietet nun eine einzigartige Lösung für die Rehabilitation zu Hause. Der Handschuh verfügt über ein schlankes Design und fühlt sich wie ein normaler Handschuh an, weshalb er gern tagsüber getragen wird, wodurch die Fähigkeiten verbessert werden und mehr Unabhängigkeit entsteht. Martin Remning Wahlstedt schätzt ein: „Mit dem Projekt konnten wir den Komfort und die Funktionalitäten des iHand-Handschuhs verbessern, was seine Akzeptanz bei den ihn Benutzenden erhöht hat.“ Die neue Version erleichtert es, die Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen, und bietet den Menschen die Möglichkeit, unabhängig zu leben. Dadurch wird die Lebensqualität verbessert und die Kosten für Gesundheitsdienstleistungen sinken. Wichtig ist, dass durch frühzeitigen Einsatz der Bedarf an Langzeitpflege minimiert wird, was wiederum die Gesundheitsversorgungskosten verringert. Mithilfe des Projekts iHand konnte Bioservo eine Plattform für weiche Robotik für Hand-/Grifffunktionen industriell umsetzen und demonstrieren, die als Vorbeugungs-, Hilfs- oder Rehabilitationsmittel zum Einsatz kommen kann. Zukünftige Aktivitäten konzentrieren sich auf die Verwertung und weltweite Verbreitung, um das Netzwerk zu erweitern sowie den Absatz der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens zu steigern.
Schlüsselbegriffe
iHand, Handschuh, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Greiffunktion, Rehabilitation, Hand, Griff