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Wo Vertrauen wichtiger als Likes ist

Eine neue Social-Media-Plattform soll die Weiterverbreitung unbeabsichtigter, gezielter oder vorsätzlicher Fehlinformationen stoppen, indem sie die Nutzenden in den Mittelpunkt des Entscheidungsfindungsprozesses stellt.

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Während die Welt einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit auf die globale Pandemie gerichtet hat, dürfen wir ein anderes globales Problem nicht aus den Augen verlieren: die Infodemie. Die Krankheit, um die sich die Infodemie dreht, sind falsche Informationen, die nicht durch Körperkontakt, sondern durch Posts, Likes und Teilen weiterverbreitet werden. „So wie die persönliche Hygiene als der Schlüssel zum Schutz vor COVID-19 gilt, müssen die Menschen, die soziale Medien nutzen, die optimalen Verfahren der Informationshygiene anwenden, um sich und andere vor dem Fluch der Online-Fehlinformation zu schützen“, sagt Georgios Loukas, Forscher an der Universität Greenwich. Gilt es, die Infodemie zu stoppen, so steht anstelle eines Impfstoffs das EU-finanzierte Projekt EUNOMIA zur Verfügung, das eine Social-Media-Plattform entwickelt hat. Mit ihrer Hilfe können Nutzende feststellen, ob eine Information vertrauenswürdig ist.

Digitale Anstöße

Es gibt hunderte Möglichkeiten, die in den sozialen Medien genutzt werden können, um die Verbreitung von Fehlinformationen einzudämmen, sei es die Überprüfung von Quellen bis hin zur Kennzeichnung unglaubwürdiger Informationen. „Das Problem dabei ist, dass all diese Optionen zu ungenau, zu zeitaufwendig oder zu schwierig sind, um sie einfach in die eigene Onlineroutine zu integrieren“, erklärt Loukas, der das Projekt koordinierte. EUNOMIA geht dieses Problem an, indem es die Nutzenden in den Mittelpunkt des Entscheidungsfindungsprozesses rückt. „Dieses Projekt fördert die aktive Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien daran, die Verbreitung von Fehlinformationen zu stoppen und somit die ‚Infodemiekurve abzuflachen‘“, fügt Loukas hinzu. Auf der Plattform können die Nutzenden beispielsweise über die Glaubwürdigkeit eines Inhalts abstimmen und als eine Vertrauensreferenz innerhalb ihres sozialen Netzwerks agieren. Die Anzahl der Stimmen erscheint als einer von mehreren Indikatoren, die andere Personen bei der Bewertung der Glaubwürdigkeit unterstützen können. Mithilfe einer weiteren zentralen Funktion können die Nutzenden alle Veränderungen sehen, die zwischen den Beiträgen verschiedener Personen an den Onlineinformationen vorgenommen wurden. Die Plattform kann außerdem das Verhältnis der Anzahl der Follower zu den selbst abonnierten Inhalten einer nutzenden Person, das als ein Schlüsselindikator für „Bot“-Aktivitäten gilt, sowie eine Informationskaskade anzeigen, die ähnliche Informationen innerhalb der EUNOMIA-Plattform kennzeichnet, unabhängig davon, ob die Ähnlichkeit in der vom Text vermittelten Bedeutung oder in den gezeigten Bildern besteht. „All diese Funktionen wirken wie digitale Anstöße, die Nutzende letztlich dazu bringen, sich die nötige Zeit zu nehmen, um einen bestimmten Beitrag zu analysieren, seine Glaubwürdigkeit zu bewerten und dann die Stimme abzugeben, damit andere Nutzerinnen und Nutzer eigene Bewertungen vornehmen können“, erklärt Loukas.

Wie eine clevere Plattform alles ändern könnte

EUNOMIA steht als ein quelloffenes dezentralisiertes Instrument frei zu Verfügung, was bedeutet, dass verschiedene Einrichtungen ihre eigenen maßgeschneiderten sozialen Plattformen bilden können. Bisher haben sechs Gemeinschaften die Plattform übernommen, darunter Blasting News, die weltweit größte Plattform für sozialen Journalismus, sowie eine dezentrale Gemeinschaft von Blockchain-Interessierten im Vereinigten Königreich. „Dieses Projekt hat vorgeführt, dass es in einem Zeitalter, in dem der Glaubwürdigkeit von Informationen entscheidende Bedeutung zukommt, möglich ist, sich an eine Social-Media-Plattform zu wenden, die dem Vertrauen Priorität gegenüber den Likes einräumt“, schließt Loukas. „Ich bin zuversichtlich, dass sich die Tatsache, dass die Nutzenden mit EUNOMIA ihre eigene unbeabsichtigte Weiterverbreitung von Fehlinformationen selbst regulieren können, als entscheidender Faktor erweisen wird.“ Gegenwärtig organisiert das Projektteam die Verwaltung des EUNOMIA-Netzwerks. Es hofft, die Plattform als eigenständige, nicht gewinnorientierte Einrichtung starten zu können.

Schlüsselbegriffe

EUNOMIA, Social Media, soziale Medien, Fehlinformationen, Falschinformation, Infodemie, Informationen im Internet, Onlineinformationen, soziales Netzwerk

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