Verbesserung der Ernährungssicherheit in Afrika
Fast 80 % aller Nahrungsmittel in Afrika werden von kleinbäuerlichen Betrieben erzeugt, die ihre Produktion allerdings um 70 % steigern müssten, um dem dortigen Bevölkerungswachstum gerecht zu werden. „Das größte Problem dabei ist, dass die Ertragsleistung dieser kleinbäuerlichen Betriebe zur niedrigsten weltweit gehört“, so Udaya Sekhar Nagothu, Forschungsleiter am Norwegischen Institut für Bioökonomieforschung. Laut Nagothu sind hierfür mehrere Faktoren verantwortlich: zunächst sozioökonomische Faktoren wie Urbanisierung, Armut und Unterernährung, aber auch umweltbezogene Probleme wie Klimawandel, Extremwetterereignisse und Bodenzerstörung. Zudem haben kleinbäuerliche Betriebe in Afrika – anders als im Rest der Welt – meist nur begrenzt Zugang zu hochwertigem Saatgut, nachhaltigem Dünger, moderner Landwirtschaftstechnik und Marktanalysen. „Während sich der Agrarsektor in vielen anderen Regionen der Welt zügig entwickelt hat, herrschen hier Subsistenzwirtschaft und meist veraltete Agrartechnik vor“, ergänzt Nagothu. Unterstützt durch das EU-finanzierte Projekt InnovAfrica will Nagothu diese Situation verbessern. „Unser Ziel ist es, die Ernährungssicherheit in Afrika zu verbessern, indem Partnerschaften mehrerer Akteure bewährte Verfahren in eine nachhaltige Landwirtschaft integrieren und ein tragfähiges europäisch-afrikanisches Partnervorhaben den Kapazitätenaufbau fördert.“
Verbesserung der Lebensgrundlage
Im Mittelpunkt des Projekts stehen ein Dutzend Standorte in Äthiopien, Kenia, Malawi, Ruanda, Südafrika und Tansania mit unterschiedlicher Agrarökologie. An jedem Standort wurde ein anderes nachhaltiges System für landwirtschaftliche Intensivierung implementiert und dessen Machbarkeit bzw. Eignung für den landwirtschaftlichen Kleinbetrieb getestet. In Kenia etwa bauten mehr als 6 000 kleinbäuerliche Betriebe – in denen auch viele Frauen und Jungbauern beschäftigt waren – die Futterpflanze Brachiaria (Brotgras) an. „Indem der Anteil dieser nahrhaften Pflanze im Futter erhöht wurde, ließ sich die Milchleistung der Kühe in einigen Betrieben um bis zu 40 % steigern“, erklärt Nagothu. Einige Pilotstandorte setzten vor allem auf klimaresistente Pflanzen wie Sorghum und Hirse, andere versuchten sich in der Zwischenkultur von verschiedenen Hülsenfrüchten wie Mais und Hirse. An den Standorten in Äthiopien, Malawi und Südafrika steigerte dies die Ertragsleistung um 3,5 Tonnen pro Hektar. „Durch diesen Erfolg erhöhte sich der haushaltsbezogene Verbrauch von Milch, Hülsenfrüchten, Mais und Sorghum deutlich, was insgesamt zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung beiträgt, die reich an Proteinen, Vitamin A und Eisen ist“, erläutert Nagothu weiter. „In Kenia und Ruanda hatten Kleinbetriebe einfachen Zugang zu hochwertigem Brachiaria-Saatgut und besseren Marktzugang zu Milch. Mit der Einkommenssteigerung verbesserte sich auch allgemein die Lebensgrundlage.“ Alle Pilotprojekte wurden durch neue Technologien wie innovative dörfliche Informationszentren sowie den Informationsaustausch zwischen den Betrieben unterstützt. Damit profitierten insgesamt fast 60 000 Landwirtinnen und Landwirte von dem Projekt, und da die Ergebnisse und bewährten Verfahren jetzt auch über das Portal InnovAfrica abrufbar sind, können noch viele weitere Betriebe daraus Nutzen ziehen.
Schlüsselbegriffe
InnovAfrica, Nahrungsmittel, Ernährung, nachhaltige Landwirtschaft, kleinbäuerliche Betriebe, Afrika, Ertragsleistung, Zwischenkultur