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Resolving conflicts between food security and biodiversity conservation under uncertainty

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Anwendung der Spieltheorie auf Konflikte zwischen Nahrungsmittelsicherheit und Artenvielfalt

Die Konflikte um den Vorrang der Artenvielfalt vor der Nahrungsmittelsicherheit – und umgekehrt – werden in Zukunft noch zunehmen. Die Spieltheorie und die Analyse langfristiger Daten könnten zur Lösung derartiger Konflikte beitragen – zum Nutzen aller Beteiligten.

Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Nahrungsmittelsicherheit bedeutet, dass alle Menschen jederzeit Zugang zu ausreichenden, sicheren und nährstoffreichen Lebensmitteln haben. Verschiedene Stressfaktoren – wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum und steigende Lebensmittelpreise – können die Nahrungsmittelsicherheit gefährden. Die Artenvielfalt ist die Grundlage für die Nahrungsmittelsicherheit, allerdings kommt es zunehmend zu Konflikten, wenn Maßnahmen, die der Erhaltung der Artenvielfalt Vorrang einräumen, scheinbar zu Lasten der lokalen Nahrungsmittelsicherheit gehen. So können beispielsweise Forderungen nach dem Schutz bestimmter Vogel- und Säugetierarten und Lebensräume die Lebensgrundlage von landwirtschaftlichen Betrieben beeinträchtigen. „Solche Konflikte nehmen an Umfang und Intensität zu und sind nachweislich sowohl für die Artenvielfalt als auch für die Lebensgrundlagen der Menschen von Nachteil“, sagt der Koordinator des Projekts ConFooBio, Nils Bunnefeld von der Universität Stirling im Vereinigten Königreich. „Die durch den Klimawandel verursachten Unwägbarkeiten haben die Nahrungsmittelsicherheit verringert und die Artenvielfalt weiter unter Druck gesetzt, wodurch sich diese Konflikte weiter verschärfen.“

Von der Spieltheorie zum Computerspiel

Das vom Europäischen Forschungsrat unterstützte Projekt ConFooBio versuchte, neue Ansätze zu entwickeln, um solche Situationen zu bewältigen. Ziel war es, die Zusammenarbeit und das Verständnis zwischen allen beteiligten Parteien zu fördern. Das Projekt begann mit der Charakterisierung und Analyse von sieben realen Artenschutzkonflikten. Zu den Nutzungskonflikten in der Landwirtschaft gehörten verschiedene Vogelarten, wie etwa Kurzschnabelgänse in Dänemark, Graugänse in Schottland und Kraniche in Schweden. Auch die Spannungen zwischen Elefanten und Ernteraub in Gabun wurden untersucht. Hierzu wurden Langzeitdaten verwendet. Diese zeigten, dass Konflikte im Laufe der Zeit zu- und abnehmen und dass eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung einen großen Unterschied bei der Entschärfung dieser Konflikte machen kann. In einem weiteren Schritt integrierte das Projektteam die Spieltheorie und die sozial-ökologische Modellierung, um neue Wege zur Entschärfung solcher Erhaltungskonflikte zu entwickeln. In Gabun, Kenia, Madagaskar, Schottland und Tansania wurden über 300 Spiel-Workshops mit mehr als 900 Betroffenen durchgeführt. Ziel war es, die Auswirkungen verschiedener Konfliktinterventionen wie Subventionen und Ausgleichszahlungen auf die Entscheidungsfindung zu bewerten. „Unsere Spiele mit den Beteiligten haben gezeigt, dass die zugrunde liegenden Fragen des Vertrauens und der Gerechtigkeit wichtig sind, um Konflikte zu verstehen und zu entschärfen“, erklärt Bunnefeld. „Computerspiele haben sich als wirksam erwiesen, um Konflikte zu verstehen und unterrepräsentierte Interessengruppen in die Forschung und Konfliktminderung einzubeziehen.“

Lösung von Konfliktsituationen

Die Konflikte zwischen den Interessengruppen, die sich auf die Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit konzentrieren, und denjenigen, die sich vorrangig für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen, werden letztlich weiter zunehmen, da die durch den Klimawandel bedingten Unsicherheiten und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigen. Der Nutzen dieses Projekts besteht darin, dass es einen neuen Weg zur Bewältigung solcher Konflikte aufgezeigt hat, von der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe bis hin zu internationalen Klimaverhandlungen. Alle Daten und Werkzeuge, die im Rahmen des Projekts entwickelt wurden, stehen jetzt online zur freien Verfügung. Ein neuartiger Modellierungsrahmen, der die Ergebnisse des Konfliktmanagements vorhersagt, wurde beispielsweise bereits über 28 000 Mal heruntergeladen. Darüber hinaus wurde speziell für die Analphabeten unter den Teilnehmenden ein Tablet-Computerspiel entwickelt, bei dem die Betroffenen Entscheidungen über Wildtierpopulationen treffen, die ihre landwirtschaftlichen Kulturen schädigen. Ziel ist es, unterrepräsentierten und marginalisierten Interessengruppen wie landwirtschaftlichen Betrieben eine Stimme zu geben.

Konflikte um den Naturschutz

Auch die analytische Forschung brachte eine Reihe interessanter Ergebnisse hervor. So zeigte eine Langzeitanalyse von Konflikten um die Erhaltung von Gänsen und Kranichen in Nordeuropa, dass das Management der Populationszahlen mit einer Verzögerung von 1 bis 3 Jahren erfolgt. „Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines anpassungsfähigeren und rechtzeitigeren Populationsmanagements, um soziale Konflikte nicht zu verschärfen und den Zustand der Wildtierpopulationen und die lokalen Lebensgrundlagen nicht zu gefährden“, so Bunnefeld.

Schlüsselbegriffe

ConFooBio, Artenvielfalt, Lebensmittel, Spieltheorie, nährstoffreich, Lebensräume, Erhaltung

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