Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Article available in the following languages:

Sie sind gestresst? Ihr Hund kann es riechen

Hunde können chemische Veränderungen bei gestressten Menschen aufspüren.

Grundlagenforschung icon Grundlagenforschung

Es ist allgemein bekannt, dass unsere vierbeinigen Lieblinge ihre Umgebung über den Geruchssinn wahrnehmen. Sie verfügen über etwa 220 Millionen Riechzellen – wir Menschen dagegen nur über 50 Millionen. Im Laufe der Zeit konnten wir von dem beeindruckenden Geruchssinn der Hunde profitieren. Sie helfen uns, Drogen, Sprengstoff, gewisse Erkrankungen und sogar Coronavirus-Infektionen zu erschnüffeln. Aber menschlichen Stress? Ein Forschungsteam der Queen’s University Belfast im Vereinigten Königreich fand zumindest eine solche Methode. Laut den in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“, veröffentlichten Forschungsergebnissen können Hunde Stress riechen. Der Grund dafür ist, dass unser Körper einen charakteristischen Geruch absondert, wenn wir unter Stress stehen. Genau gesagt erkennen Hunde an unserem Schweiß und Atem, ob wir gestresst sind.

Den Geruch von Stress erschnüffeln

„Die Ergebnisse zeigen, dass wir Menschen über unseren Schweiß und Atem verschiedene Gerüche erzeugen, wenn wir gestresst sind. Hunde können diesen Geruch von dem Geruch unterscheiden, den wir absondern, wenn wir entspannt sind – selbst bei Personen, die sie nicht kennen“, erläutert Hauptautorin Clara Wilson, Doktorandin an der School of Psychology an der Queen’s University, in einer Pressemitteilung der Universität. „Die Forschung betont, dass Hunde keine visuellen oder akustischen Signale benötigen, um menschlichen Stress zu erkennen. Dies ist die erste Studie ihrer Art und sie liefert Beweise dafür, dass Hunde Stress allein anhand des Atems und des Schweißes riechen können …“ Wilson fügt hinzu: „So erfahren wir auch mehr über die Beziehung zwischen Mensch und Hund und wir können besser verstehen, wie Hunde den psychologischen Zustand von Menschen interpretieren und auf sie reagieren. Ein Cockerspaniel, ein Cockapoo, zwei Mischlinge und 36 Menschen nahmen an der Studie teil. Die Forschenden entnahmen Atem- und Schweißproben von den Menschen in neutralem und gestresstem Zustand. Die Freiwilligen machten Angaben zu ihrem Stressniveau vor und nach dem Lösen eines schwierigen mathematischen Problems. Die vier Hunde wurden darauf trainiert, einen von drei Geruchsbehältern auszuwählen. Jeder Container enthielt eine Probe mit Schweiß oder Atem der Teilnehmenden vor oder nach dem Lösen der Aufgabe. In 675 von 720 Durchgängen (94 %) identifizierten die Hunde erfolgreich eine Schweiß- oder Atemprobe, die einer gestressten Person entnommen wurde. Wilson berichtete der Zeitung „The Guardian“, dass die Forschung sich für die Ausbildung von Dienst- oder Therapiehunden als wertvoll erweisen könnte. „Sie werden oft darauf trainiert, Menschen anzusehen, die sich auf den Boden kauern oder mit selbstverletzendem Verhalten beginnen. Der Geruch spielt dabei gewiss eine Rolle und das könnte für die Ausbildung dieser Hunde von Nutzen sein, zusätzlich zu den visuellen Signalen.“

Können Hunde den Geruch, den sie wahrnehmen, mit dem Stressgefühl in Verbindung bringen?

Wenn Sie zu jenen gehören, die Haustierbesitzende schräg ansehen, wenn diese behaupten, ihre Hunde kennen ihren Gemütszustand und versuchen, sie zu trösten, sollten Sie Ihre Meinung jetzt vielleicht überdenken. Hunde eignen sich gut als Begleittiere für die emotionale Therapie, doch empfinden sie Empathie mit ihren Besitzenden, wenn diese im Stress sind? Eines Tages wird die Wissenschaft vielleicht auch diese Frage beantworten können. Um Menschen, die Hunde lieben, davon zu überzeugen, ist vermutlich keine Forschung nötig.

Schlüsselbegriffe

Hund, Stress, Geruch, Schweiß, Atem, Tier

Verwandte Artikel