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Behavioural, psychophysiological and neuroimaging investigations on the role of temperature perception in body ownership

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Bin ich zu warm oder zu kalt? Den eigenen Körper kennen

Körperbewusstsein ist ein wichtiger Aspekt des körperlichen und geistigen Wohlbefindens. Doch es erfordert die Integration von Signalen verschiedener Quellen innerhalb und außerhalb unseres Körpers – ein komplexer Mechanismus, über den man nur wenig weiß.

Der menschliche Körper ist in der Lage, seine eigene Temperatur konstant zu überwachen. Dies ist wichtig, damit er normal funktionieren kann. Er kombiniert dafür verschiedene Signale wie visuelle Anzeichen und Berührung, und interne Signale wie den Herzschlag. „Wir müssen verstehen, wie wir die Signale, die von außerhalb unseres Körpers kommen, mit anderen Signalen aus dem Inneren unseres Körpers verknüpfen“, sagt Laura Crucianelli, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich für Neurowissenschaften des Karolinska-Instituts(öffnet in neuem Fenster) in Schweden. „Noch niemand hatte die unterschiedlichen internen wie externen Signale analysiert. So war mein Projekt Homeothermic Self(öffnet in neuem Fenster) das erste, das sich damit befasste, wobei der Fokus speziell auf der Haut lag.“ „Wenn all diese Signale übereinstimmend zusammenwirken, können wir sagen ‚ja, das muss mein Körper sein‘ und entsprechend handeln“, erklärt Crucianelli. „Dies basiert auf dem, was wir bereits von vorher über uns selbst wissen. Andernfalls beginnen wir, unsere eigenen Erfahrungen in Zweifel zu ziehen.“

Verhaltensbezogene und neurologische Untersuchungen

Bei dem Projekt, das mit der Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen(öffnet in neuem Fenster) und unter der Leitung von Henrik Ehrsson(öffnet in neuem Fenster), Professor für kognitive Neurowissenschaft am Karolinska-Institut, durchgeführt wurde, wurden verhaltensbezogene Methoden und Neurobildgebungsmethoden kombiniert, um die Wahrnehmung des Körpers von Temperatur und anderen Erfahrungen neu zu beleuchten. „Mein Projekt hat die Grenzen verschoben, denn mein Fokus lag auf der Wahrnehmung von Temperatur über die Haut, die die Verbindung ist zwischen dem, was im Körper ist, und dem, was außerhalb liegt.“ Laut Crucianelli konnte mit der Arbeit aufgezeigt werden, dass wir in der Lage sind, außerhalb des Körpers erzeugte Signale (etwa wenn wir sehen, dass ein Gegenstand unseren Körper berührt) und interne Signale dazu, wie sich ein Gegenstand auf unserer Haut „anfühlt“, miteinander zu verflechten.

Die Illusion der „falschen Hand“

Um zu verstehen, wie das Gehirn diese Wahrnehmungen mit dem eigenen Körper verbindet, nutzte Crucianelli funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) und eine Handprothese aus Gummi, um eine Täuschung zu konstruieren. Sie fragte bei einem Experiment die Teilnehmenden, ob sich die Gummihand, die sichtbar war, wie ihre eigene Hand anfühlt, während ihre eigene echte Hand verdeckt war. Mittels Bildgebung wurden neuronale Reaktionen gemessen. „Ich habe eine Diskrepanz erzeugt zwischen dem, was die Teilnehmenden auf ihrer eigenen Haut fühlten, wie das Fühlen einer kalten Temperatur, und dem, was sie mit ihren Augen sahen – sehen, wie etwas Warmes die Gummihand berührt“, ergänzt Crucianelli. „Dadurch können wir verstehen, wie wir erkennen, dass der Körper unser eigener ist, und wie wir Veränderungen unserer Haut bemerken.“ „In einer Voranalyse konnten wir feststellen, dass neurale Aktivierung in Hirnregionen die Art und Weise, wie wir unseren Körper als unseren eigenen wahrnehmen, beeinflusst“, erklärt Crucianelli. „Diese Regionen werden auch aktiviert, wenn Teilnehmende [sensory] Diskrepanzen lösen müssen. Die Zusammenführung interner und externer Signale spielt also eine besonders wichtige Rolle bei der Art und Weise, wie wir unser konstantes Bild von uns selbst speichern.“

Krankheitsbilder und Klimawandel

Die Wahrnehmung unserer Körper als unsere eigenen spielt eine wichtige Rolle bei Krankheitsbildern wie Anorexia nervosa, die durch einen Mangel an Körperbewusstsein oder Verzerrungen des Körperbilds gekennzeichnet sind. „Wir wissen, dass es Menschen, die an Magersucht leiden, schwerfällt, unterschiedliche sensorische Signale zu integrieren“, merkt Crucianelli an. Ein weiterer Bereich, für den diese Forschung nützlich sein könnte, ist, wenn neurologische Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall das Bewusstsein für ihren eigenen Körper verlieren. Zu verstehen, wie dies funktioniert, kann Betroffenen dabei helfen, die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen, und die Rehabilitation erleichtern. Aber in einem breiteren Kontext betrachtet wird eine Gesellschaft, die sich an den Klimawandel und seine potenziellen Folgen für das körperliche und psychologische Wohlbefinden des Menschen anpassen muss, verstehen müssen, wie der Körper Temperaturveränderungen wahrnimmt.

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