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Addressing Too Big to Fail: Resolution, Organizational Structure, and Funding of Global Banks

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Umgang mit Finanzinstituten, die als zu groß zum Scheitern gelten

Forschungsarbeiten, die auf ein besseres Verständnis des Post-Lehman-Phänomens „zu groß zum Scheitern“ abzielen, könnten den politisch Verantwortlichen helfen, einige der dringendsten Probleme der Gesellschaft anzugehen.

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Der Konkurs von Lehman Brothers im Jahr 2008 löste nicht nur eine weltweite Finanzkrise aus, sondern schenkte der Welt auch einen neuen Begriff: „zu groß zum Scheitern“. „Dieser Begriff bezieht sich auf Unternehmen oder Branchen, die als so bedeutend für die Wirtschaft angesehen werden, dass ihr Scheitern katastrophale Folgen hätte“, erklärt Martin Oehmke, Professor an der London School of Economics and Political Science. „Der Umgang mit Finanzinstituten, die zu groß sind, um zu scheitern, war eine der wichtigsten ungelösten Herausforderungen der Welt nach dem Konkurs der Lehman Brothers.“ Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts TBTF hat Oehmke theoretische Modelle entwickelt, die uns zu einem besseren Verständnis darüber verhelfen sollen, wie wir mit dem Problem des „zu groß zum Scheitern“ und anderen von Finanzinstituten und Finanzunternehmen verursachten Externalitäten umgehen können. „Am Anfang des Projekts stand die Frage, wie ein angemessener Abwicklungsrahmen gestaltet werden kann, damit Finanzinstitute scheitern können, ohne der Gesellschaft beträchtliche Kosten zu verursachen“, erklärt er. „Außerdem wollte ich herausfinden, wie Finanzinstitute und andere Unternehmen ihre Schuldenstruktur wählen und wie Investorinnen und Investoren Banken und Unternehmen beeinflussen können, damit sie mehr soziale Verantwortung übernehmen.“

Preisgekrönte Forschung

Die von Oehmke entwickelten Modelle führten zu mehreren wichtigen Erkenntnissen. Eine Problematik bei der Lösung von Krisen in Finanzinstituten besteht beispielsweise darin, dass die nationalen Behörden für die Abwicklung zuständig sind, obwohl eine Bank weltweit tätig ist. „Bei der Gestaltung eines Rahmens für die Abwicklung müssen daher die nationalen Interessen, die beim Zusammenbruch eines weltweit tätigen Finanzinstituts ins Spiel kommen, sorgfältig erwogen werden“, so Oehmke. „Kurz gesagt, ein wirksamer Abwicklungsrahmen muss auf die Geschäftsrisiken und die Organisationsstruktur eines Finanzinstituts abgestimmt sein.“ Ausgehend von „zu groß zum Scheitern“ war es ein logischer nächster Schritt, sich mit allgemeineren, von Banken und Unternehmen verursachten Externalitäten zu befassen. „Ein Kernbereich ist die Rolle, die sozial verantwortliche Investorinnen und Investoren in dieser Dimension spielen können“, merkt Oehmke an. Seine Forschungsarbeiten zu diesem Thema, die mit dem Preis der European Finance Association für die beste Arbeit zum Thema nachhaltige Finanzen ausgezeichnet wurden, legen nahe, dass ein Engagement der Investorinnen und Investoren erfolgversprechender ist als ein Ausstieg aus dem Unternehmen.

Der Klimawandel und die globalen Finanzinstitutionen

Über die traditionellen finanziellen Risiken hinaus untersuchte das Projekt außerdem, wie sich der Klimawandel auf globale Finanzinstitute auswirken könnte. So untersuchte Oehmke insbesondere, ob klimabedingte Risiken und externe Effekte durch die Bankenregulierung angegangen werden können. „Meine Forschung zeigt, dass die Kapitalregulierung dem Bankensektor dabei helfen kann, finanziellen Risiken zu begegnen, die sich als Folge des Klimawandels ergeben, wie etwa extreme Wetterereignisse“, fügt er hinzu. „Allerdings ist die Kapitalregulierung weitaus weniger wirksam im Hinblick auf die Kohlenstoffemissionen, die Hauptursache des Klimawandels.“

Forschung ist bereits richtungsweisend für die Politik

Oehmkes Forschung mag zwar theoretisch sein, aber sie hat bereits konkrete Auswirkungen. „Ich wünsche mir immer, dass meine Forschung die Politik beeinflusst“, sagt er. „Aus dieser Sicht war dieses Projekt sehr erfolgreich.“ Oehmke hat seine Ergebnisse mehreren Finanzaufsichtsbehörden vorgelegt, darunter auch dem Einheitlichen Abwicklungsausschuss der EU. Vor kurzem stellte er seine Arbeit über Kapitalregulierung und Klimawandel dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken vor. „Ich hoffe, dass die Ergebnisse dieses Projekts des Europäischen Forschungsrats den EU-Institutionen bei der Entscheidungsfindung helfen und sie dabei unterstützen können, einige der drängendsten Probleme, denen wir uns als Gesellschaft gegenübersehen, anzugehen“, so Oehmke abschließend. Auch wenn das TBTF-Projekt jetzt abgeschlossen ist, sind Oehmkes Forschungsarbeiten noch nicht beendet. Gegenwärtig untersucht er das Wechselspiel zwischen Finanzregulierung und Umweltregulierung und wie diese beiden Bereiche zusammenarbeiten müssen, um die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.

Schlüsselbegriffe

TBTF, Finanzinstitute, zu groß zum Scheitern, Lehman Brothers, Wirtschaft, Unternehmen, Schuldenstruktur, Banken, sozial verantwortliche Investorinnen und Investoren, nachhaltige Finanzen, Klimawandel, Bankenregulierung

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