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Weight metrology and its economic and social impact on Bronze Age Europe, West and South Asia

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Neues über Eurasiens Wägetechnik in der Bronzezeit

Mit Unterstützung der EU haben Forschende nachgewiesen, dass das Abwiegen bereits während der Bronzezeit in ganz Eurasien weit verbreitet war.

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Die Bronzezeit, die auf etwa 3 000 bis 1 000 v. Chr. datiert wird, gilt oft als der Beginn weitreichender Handelsbeziehungen. Es wird allgemein angenommen, dass die Hochkulturen, insbesondere die eurasischen, in dieser Zeit begannen, ausgiebig miteinander Handel zu treiben. „Wir sagen, dass wir es ‚annehmen‘, weil überraschenderweise die wichtigsten Beweise für den Handel – also Gewichte und Waagen – nie vollständig erforscht worden sind“, berichtet Lorenz Rahmstorf, Forscher an der Universität Göttingen. Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts WEIGHTANDVALUE hat Rahmstorf den Beginn des Einsatzes von Gewichten und Waagen – und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die diese Innovation mit sich brachte – während der Bronzezeit im westlichen Eurasien erforscht. „Wir wollten erkunden, wie sehr die bronzezeitliche Wirtschaft in Europa und West- und Südasien auf genauen Bewertungen des materiellen Wertes beruhte, inwieweit sie sich auf Gewichte bezog und wie diese Vorstellungen die bronzezeitlichen Gesellschaften in der gesamten Region durchzogen“, fügt Rahmstorf hinzu.

Artefakte erkennen und Zugang zu ihnen erhalten

Bevor die Forschenden sich mit den Auswirkungen von Gewichten und Waagen beschäftigen konnten, mussten sie diese zunächst finden. „Gewichte, Waagen und im Gewicht angepasste Artefakte fehlen weitgehend in den archäologischen Aufzeichnungen“, erklärt er. Rahmstorf zufolge hat dies mehrere Gründe. „Waagen aus organischem Material überdauern nur selten im Boden“, wie er sagt. „Gewichte werden oft nicht als solche erkannt, und bestimmte Metallgegenstände, die absichtlich aus einer abgemessenen Materialmenge hergestellt oder zerbrochen wurden, um eine Gewichtseinheit darzustellen, wurden bei archäologischen Untersuchungen meist nicht nachgewogen.“ Eine weitere Herausforderung für das vom Europäischen Forschungsrat unterstützte Projekt bestand darin, Zugang zu den erforderlichen Artefakten zu erhalten. Beispielsweise zögerten zunächst mehrere wichtige Museen, darunter auch einige in Indien, den Forschenden die Untersuchung ihrer bronzezeitlichen Sammlungen zu gestatten, obwohl sie später dann äußerst hilfsbereit waren.

Bestimmung und Prüfung von Gewichten und im Gewicht angepassten Artefakten

Als die Artefakte dann zur Verfügung standen, mussten Rahmstorf und sein Team als nächstes spezielle statistische Verfahren entwickeln, um den Gegenständen aussagekräftige Informationen entlocken zu können. „Mithilfe der Entwicklung und Anwendung strenger archäologischer und statistischer Methoden konnten wir jene Gegenstände besser identifizieren, bei denen es sich tatsächlich um Gewichte oder gewichtsangepasste Artefakte handelte“, fügt er hinzu. So erprobte das Team anhand von innovativen, praktischen Experimenten die Kapazität, Haltbarkeit und Präzision von Waagen sowie die Fehlerquote in der Genauigkeit bei der Vervielfältigung von Gewichten. Insgesamt wurden etwa 3 100 Gewichte und 500 im Gewicht angepasste Artefakte aus 14 verschiedenen Ländern untersucht.

Bahnbrechende Erkenntnisse

Mit dem Zugang zu den richtigen Artefakten, mit den richtigen statistischen Verfahren und den richtigen Experimenten konnten Rahmstorf und sein Team letztlich die Nutzung von Metallwährungen in Europa und Westasien sowie die Existenz eines gesamteuropäischen Gewichtssystems zur Berechnung dieser Währungen nachweisen. „In erster Linie haben wir mit unserer Arbeit bewiesen, dass während der Bronzezeit in Eurasien die Wägetechnik weit verbreitet war“, fasst Rahmstorf zusammen. „Außerdem haben wir nachgewiesen, dass die Handelstreibenden diese Technik nutzten, um die verschiedenen Metallwährungen zu wiegen, die in dieser Epoche den Handel beherrschten, wobei die europäischen Gesellschaften Bronze und die westasiatischen Gesellschaften Silber bevorzugten. Diese bahnbrechenden Erkenntnisse wurden bereits in Form von 35 wissenschaftlichen Arbeiten und drei Büchern veröffentlicht; weitere sind in Arbeit. Rahmstorf erkundet außerdem neue, im Lauf des Projekts entdeckte Wege wie zum Beispiel die direkte Beziehung zwischen der Verwendung von Gewichten, gewichtsangepassten Bronze- oder Silberobjekten und den allgegenwärtigen Hortfunden dieser Metalle innerhalb von Metallbruchabfällen.

Schlüsselbegriffe

WEIGHTANDVALUE, Bronzezeit, Wirtschaft, Wägetechnik, Abwiegen, Handel, Gewichte, Waagen, Artefakte, archäologische Funde, Archäologie, statistische Methoden, Metallwährungen

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