Stützt die Wissenschaft eine viertägige Arbeitswoche?
In immer mehr Ländern wird die 4-Tage-Arbeitswoche erprobt. Wenn das Pilotprojekt zur viertägigen Arbeitswoche im Vereinigten Königreich(öffnet in neuem Fenster), eines der größten der Welt, als Indiz gelten darf, werden mehr Unternehmen zum langen Wochenende übergehen. Der im Februar 2023 veröffentlichte Bericht zeigt, dass 40 % der etwa 2 900 Beschäftigten aus 61 beteiligten Unternehmen über weniger Schlafprobleme oder Schlaflosigkeit berichteten. Zudem werden 56 dieser Unternehmen an der viertägigen Arbeitswoche festhalten. Noch bemerkenswerter ist, dass 18 Unternehmen diese Regelung dauerhaft verankern werden.
Zusätzliche Auszeit wirkt Wunder
In einer neueren Studie, die im „International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity“(öffnet in neuem Fenster) veröffentlicht wurde, fanden Forschende der University of South Australia (UniSA) heraus, dass ein längeres Wochenende der Gesundheit erheblich zugute kommen kann. Empirische Untersuchungen ergaben, dass sich die Menschen aktiver und gesünder verhalten. Das Team verwendete Daten aus der Studie „Annual Rhythms in Adults’ Lifestyle and Health“, bei der 308 Erwachsene (Durchschnittsalter 40,4 Jahre) über einen Zeitraum von 13 Monaten rund um die Uhr Fitness-Tracker trugen. Während dieser Zeit nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Durchschnitt zwei bis drei Urlaube über einen Zeitraum von jeweils rund 12 Tagen. Während des Urlaubs übten sie täglich 13 % mehr an mäßiger bis starker körperlicher Aktivität aus, setzten sich täglich 5 % weniger hin und schliefen täglich 4 % mehr. „Wenn Menschen in den Urlaub fahren, ändern sich ihre alltäglichen Pflichten, weil sie nicht an ihren normalen Zeitplan gebunden sind“, kommentierte der Hauptautor Dr. Ty Ferguson in einer Pressemitteilung(öffnet in neuem Fenster) der UniSA. „In dieser Studie haben wir herausgefunden, dass sich das Bewegungsverhalten im Urlaub zum Positiven verändert hat, wobei durchweg mehr körperliche Aktivität und weniger sitzende Tätigkeiten beobachtet wurden“. Dr. Ferguson führt zu den gesundheitlichen Vorteilen weiter aus: „Wir haben außerdem festgestellt, dass die Menschen an jedem Urlaubstag 21 Minuten länger schlafen, woraus einige positive Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Gesundheit erwachsen können. Ausreichend Schlaf kann zum Beispiel unsere Stimmung heben, unsere kognitiven Funktionen verbessern und unsere Produktivität erhöhen. Er kann ebenso dazu beitragen, das Risiko für eine Reihe gesundheitlicher Probleme wie Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen zu senken. Das Ausmaß dieser Veränderungen nahm interessanterweise mit der Länge des Urlaubs zu – je länger der Urlaub, desto größer also die gesundheitlichen Vorteile.“
Lang lebe die 4-Tage-Arbeitswoche
Die Letztautorin der Studie, Prof. Carol Maher, befürwortet den Trend zu mehr viertägigen Arbeitswochen: „Eine kürzere Arbeitswoche wird von Unternehmen in der ganzen Welt erprobt. Es überrascht nicht, dass die Angestellten über weniger Stress, Burnout und Müdigkeit sowie über eine bessere psychische Gesundheit und eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben berichteten.“ Prof. Maher fügt an: „Wichtig ist, dass unsere Studie ebenfalls verdeutlicht hat, dass selbst nach einem Kurzurlaub der Schlaf der Menschen noch zwei Wochen lang länger andauerte, was belegt, dass die gesundheitlichen Vorteile eines dreitägigen Urlaubs auch über den Urlaub hinaus anhaltende Auswirkungen haben können.“ Abschließend sagt sie: „Während sich die Welt auf eine neue Normalität einstellt, ist es vielleicht an der Zeit, das verlängerte Wochenende zu nutzen, um unsere körperliche und geistige Gesundheit zu fördern.“