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Radicalisation, Secularism and the Governance of Religion: Bringing together European and Asian Perspectives

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Analyse kultureller Faktoren zur Stärkung der Resilienz und zur Verringerung der Radikalisierung

Globale Ungleichheiten verzeichnen einen Anstieg, wobei Religion manchmal als Waffe eingesetzt wird, um Missstände mittels religiös begründeter gewalttätiger Radikalisierung zu beseitigen. Ein positiver Umgang mit religiösen Minderheiten und kulturell sensitive Strategien, die Vertrauen schaffen anstatt Garantien auszusprechen, können die Radikalisierung eindämmen.

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Das vergangene Jahrzehnt war geprägt von bedeutenden gewalttätigen Radikalisierungstendenzen in europäischen Städten, was darauf hindeutet, dass politische Maßnahmen zur Integration der religiösen Vielfalt in den Alltag scheitern. Dennoch stellt sich die Frage, ob der Säkularismus der richtige Ansatz ist, um den Ansprüchen religiöser Minderheiten gerecht zu werden. Das EU-finanzierte Projekt GREASE brachte Forschende aus der ganzen Welt – insbesondere aus Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit – zusammen, um Alternativen zu untersuchen und bewährte Praktiken für den Umgang mit der Dynamik gewalttätiger Radikalisierung zu beleuchten. „GREASE wollte besser verstehen, wie die Beziehungen zwischen Staat und Religion, der Umgang mit religiöser Vielfalt und gewalttätige Radikalisierungsprozesse miteinander zusammenhängen, um die europäischen Bemühungen zur Verhinderung und Bekämpfung religiöser Radikalisierung zu unterstützen“, so Anna Triandafyllidou, wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts.

Indikatoren im Blickpunkt

Um die religiöse Governance zu beleuchten, überprüften die Forschenden gesellschaftliche Normen, Gesetze und Praktiken aus verschiedenen Regionen. Ein wichtiges Ergebnis des Projekts GREASE war die Entwicklung einer Reihe von Governance-Indikatoren für Staat und Religion, die es den Forschenden ermöglichten, eine eingehende Analyse von 24 Ländern in acht Regionen, darunter 13 Ländern in Europa, durchzuführen. Die staatlichen Indikatoren sind ein nützliches und zugängliches Instrument und können von jedem Land verwendet werden. Diese Indikatoren umfassten Themen wie die staatliche Anerkennung der Religionsfreiheit und das Vorhandensein religiöser Parteien im politischen Raum und erlaubten sowohl eine quantitative als auch eine qualitative Bewertung sowie eine klare Analyse der Trends in den einzelnen Ländern und Regionen. Dazu wurden bewährte Verfahren in den Reaktionen von 12 Ländern erforscht, in denen es zu gewalttätigem religiösem Extremismus gekommen war. Diese Ergebnisse werden in der 2020 veröffentlichten Publikation „An International Handbook of Good Practices for Building Resilience Against Violent Religious Radicalisation“ vorgestellt. Darüber hinaus wurden die Forschungsergebnisse des Projekts zu verschiedenen Modellen religiöser Governance als Kapitel im „Routledge Handbook on the Governance of Religious Diversity“ veröffentlicht, das im Januar 2021 erschien.

Verstärkung der Ergebnisse

Ein wichtiges Ziel des Projekts GREASE war die Verbreitung der Ergebnisse an ein breiteres Publikum und die Bereitstellung von Schlüsselinformationen für politische Entscheidungsträger. Neben der Erstellung und Mitwirkung an den Handbüchern wurden im Rahmen von GREASE zwei kostenlose Online-Kurse über die Plattform MOOC durchgeführt. Hier wurden Treffen und Workshops veranstaltet und Blogbeiträge auf die Plattform openDemocracy hochgeladen, die vom Umgang mit religiöser Vielfalt und dem Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen gewalttätige Radikalisierung handeln. Außerdem produzierte das Team hinter GREASE zwei hochwertige Dokumentarfilme, die Erfahrungen mit religiöser und nationaler Identität aus erster Hand zeigen. Der Film Countering Religious Extremism zeigt anhand konkreter Beispiele, wie sechs Länder ihre Widerstandsfähigkeit gegen Radikalisierung steigern konnten. In Italien beispielsweise trug ein Imam, der fließend Italienisch und Arabisch spricht und die Gebete für muslimische Häftlinge leitet, entscheidend dazu bei, die Gemeinschaft zu stärken und die Zahl der Radikalisierungsfälle im Gefängnis zu verringern. Die Filme sind über die Projektwebsite und YouTube abrufbar. Es gibt viele Faktoren, die zur Zunahme der gewaltbereiten Radikalisierung in der modernen Welt beitragen. Die Arbeit von GREASE zur Erfassung und Bekämpfung ihrer religiös motivierten Ausformungen ist ein wichtiger Schritt, um gut anwendbare Indikatoren für die Analyse der religiösen Staatsführung zu bestimmen. Was die Ermittlung bewährter Verfahren betrifft, so erklärte Triandafyllidou: „Bemühungen, die darauf abzielen, religiös motivierte gewalttätige Radikalisierung zu verhindern, sollten restriktive Einmischung und Versicherheitlichungen vermeiden und sich stattdessen auf die Förderung des demokratischen Engagements und der politischen Beteiligung religiöser Gruppen konzentrieren.“ Die eingehende Analyse des Projekts zur Steuerung der religiösen Vielfalt und die Bemühungen um die Verbreitung der Ergebnisse tragen zur Förderung eines integrativen Verständnisses von Bürgerschaft in ganz Europa bei.

Schlüsselbegriffe

GREASE, Ungleichheiten, gewalttätige Radikalisierung, Versicherheitlichung, religiöse Vielfalt, religiöse Governance, Extremismus, religiöser Extremismus, Resilienz, Widerstandsfähigkeit, Religion, kulturelle Identität, Staatsbürgerschaft

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