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Multi-Use offshore platforms demoNstrators for boostIng cost-effecTive and Eco-friendly proDuction in sustainable marine activities

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Das Potenzial der Mehrfachnutzung der Meere aufzeigen

Stellen Sie sich vor, dass nachhaltige Energieerzeugung, Tourismus und Aquakultur erfolgreich in ein und demselben Gebiet betrieben werden. Im Rahmen des europäischen Projekts UNITED wurden fünf Pilotstandorte aufgebaut, an denen genau das geschieht.

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Immer mehr gesellschaftliche Aktivitäten werden auf das Meer verlagert, sodass es auf den europäischen Gewässern immer geschäftiger zugeht und potenzielle Konflikte und Bedrohungen für die Ökosysteme aufkommen. Angesichts der EU-Ziele, die Erzeugung von Offshore-Windenergie bis 2030 auf 60 GW und bis 2050 auf 300 GW auszubauen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die verschiedenen Branchen zusammenarbeiten und den Raum für ihre Aktivitäten gemeinsam nutzen. Wenn mehrere Aktivitäten in einem Meeresgebiet zusammengelegt werden, kann das den Platzbedarf für verschiedene Aktivitäten verringern, Synergien und Kosteneinsparungen für die betreffenden Unternehmen ermöglichen und mehr Raum für den Schutz der biologischen Vielfalt und die Reinhaltung der Meere schaffen.

In Synergie

Das von der EU und der Industrie finanzierte Projekt UNITED liefert den Beweis, dass der Aufbau von Plattformen zur Mehrfachnutzung oder die Zusammenlegung verschiedener Aktivitäten in einem maritimen Raum für alle Beteiligten von Vorteil ist. „Mit dem Projekt soll die Realisierbarkeit der Mehrfachnutzung von Meeren durch den Aufbau von fünf realen Pilotprojekten, in denen verschiedene Meeresaktivitäten kombiniert werden, nachgewiesen werden“, sagt Ghada El Serafy, Projektkoordinatorin beim Projektträger Deltares. In der Praxis bedeutet dies, dass dasselbe Gebiet, das ursprünglich für einen Offshore-Windpark vorgesehen war, für andere kompatible Aktivitäten genutzt werden kann, z. B. für die Algen-, Muschel- oder Austernzucht. Der Raum zwischen den Windkraftanlagen bietet genügend Platz für nachhaltige Aquakultur und auch für touristische Aktivitäten wie Bootsfahrten. Ein weiteres Beispiel für die Mehrfachnutzung sind Tauchausflüge zur Erkundung der Fischzucht im Meer, bei denen die Menschen etwas über die Aquakultur lernen können. Gleichzeitig können dabei Daten für die Umweltüberwachung und die Zuchtbetriebe erfasst werden.

Erfolg trotz schwieriger Umstände

Die fünf Projektmodelle haben vielversprechende Ergebnisse hervorgebracht. Im deutschen Pilotprojekt wurden Muscheln und Makroalgen in verschiedenen Wassertiefen mit unterschiedlichen Materialien, Wachstumsstoffen und Designs an einem schwierigen, exponierten Offshore-Standort mit vielen technischen Herausforderungen wie Wellen von 16 m Höhe und Strömungen mit 1,5 m/s gezüchtet. „Trotz des lückenhaften Wachstums übertraf der Erfolg der Saatflächen die Erwartungen“, berichtet El Serafy. „Die erfolgreiche Algen- und Muschelernte ist ein Beweis für den unermüdlichen Einsatz und die technische, biologische und logistische Kompetenz des Teams am deutschen Pilotstandort. Ihre Innovation und ihre nachhaltigen und sicheren Offshore-Praktiken haben ihnen die wohlverdiente Anerkennung in der Offshore-Industrie eingebracht.“ In zwei weiteren Pilotprojekten, dem niederländischen und dem belgischen, wurde die Algen- und Weichtierzucht in dynamischen Offshore-Windparks untersucht. Das belgische Team hat gleichzeitig die Wiederherstellung von Austernbänken in den Windparks vorangetrieben mit dem Ziel, diese natürlichen Bänke für die Austernzucht zu nutzen. Austernriffe erbringen verschiedene Ökosystemleistungen, darunter die Verbesserung der Wasserqualität durch ihre Filterkapazität, die Verbesserung der Sedimentstabilität und die Kohlenstoffbindung. Diese Austernriffe sind als Brutstätten, Nahrungsquellen und Ruhe- oder Zufluchtsorte für ein breites Spektrum an biologischer Vielfalt von mehrfacher Bedeutung. Bei der jüngsten Ernte mehrerer Seegrasnetze am belgischen Offshore-Pilotstandort wurde erstmals Seegras in einem aktiven Offshore-Windpark in Europa erfolgreich angebaut und geerntet. Seegrasfarmen, insbesondere in Windparks, können verschiedenen Meerestieren Zuflucht und Schutz bieten, da eine extraktive Aquakulturmethode eine Möglichkeit darstellt, überschüssige Nährstoffe aus landseitigen Aktivitäten zu entfernen und auszugleichen. Die Kombination von Austern-Aquakultur und Algenzucht kann daher eine nachhaltige Form der Aquakultur darstellen, mit der das Umgebungswasser auch von überschüssigen Nährstoffen befreit wird.

Vorteile für die lokale Bevölkerung

Die Pilotprojekte haben verdeutlicht, dass Plattformen zur Mehrfachnutzung oder die gleichzeitige Durchführung verschiedener Aktivitäten in einem Meeres- und Ozeanraum für die europäische Meeresindustrie wirtschaftlich, sozial und ökologisch tragfähig sind und dass sie in gesunden lokalen Ökosystemen nachhaltig betrieben werden können, während gleichzeitig sichere, sozial akzeptierte nachhaltige Unternehmen unterstützt werden. „Letztendlich profitiert die Gesellschaft als Ganzes, da im Projekt und insbesondere den Pilotprojekten die sozioökonomischen Vorteile untersuchen, die durch die Mehrfachnutzung der Meere entstehen“, fasst El Serafy zusammen. Dies bedeutet, dass die Mehrfachnutzung von Offshore-Standorten wirtschaftliche Vorteile bringen und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern könnte, indem Aktivitäten wie Aquakultur und Tourismus integriert werden.

Schlüsselbegriffe

UNITED, Mehrfachnutzung der Meere, Offshore-Windkraft, maritim, Tourismus, biologische Vielfalt, Aquakultur, Küstengemeinden

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