Den Weg zur umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel in der Tierhaltung bereiten
Antimikrobielle Mittel sind zwar unbestreitbar nützlich für die Behandlung von Infektionen und die Erhaltung der Tiergesundheit, stellen jedoch ein zunehmendes Problem und eine vielschichtige Herausforderung dar. Bei unsachgemäßem oder übermäßigem Einsatz in der Landwirtschaft können sie zur Entwicklung und Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen führen, die eine direkte Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen. Zudem kann der routinemäßige prophylaktische Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung das natürliche Gleichgewicht der mikrobiellen Gemeinschaften in den Tieren und ihrer Umgebung stören und damit die Ernährungssicherheit gefährden.
Der lokale Kontext der Verwendung antimikrobieller Mittel
Ziel des EU-finanzierten Projekts ROADMAP war es, die umsichtige Verwendung antimikrobieller Mittel in der Tierproduktion in verschiedenen Zusammenhängen zu fördern. In der Erkenntnis, dass es keine allgemeingültige Lösung zur Verringerung des Einsatzes antimikrobieller Mittel gibt, arbeitete das Konsortium daran, die lokalen, sozialen, wirtschaftlichen und technischen Faktoren zu verstehen, die in verschiedenen Kontexten dazu beitragen. Der interdisziplinäre und partizipative Charakter des Projekts war von zentraler Bedeutung, um sowohl die antimikrobielle Resistenz wie auch den Einsatz antimikrobieller Mittel weltweit zu untersuchen. „Unser Ziel war es, die Entscheidungsprozesse zum Einsatz antimikrobieller Mittel entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette in verschiedenen Ländern neu zu bewerten“, erklärt Projektkoordinator Nicolas Fortané. ROADMAP entwickelte lokale und kontextbezogene partizipative Ansätze, die in 12 Reallaboren in 10 verschiedenen Ländern und vier Produktionssektoren (Schweine-, Geflügel-, Milch- und Rindfleischproduktion) umgesetzt wurden. Zu den Strategien gehörten die Verstärkung der Biosicherheit, Impfungen und der Einsatz von Alternativen zu Antibiotika. Im Mittelpunkt des Gemeinschaftsunternehmens stand außerdem, die Überwachung des Antibiotikaeinsatzes und der Antibiotikaverschreibung zu verstärken und die Ermittlung und Verbreitung bewährter Verfahren für den umsichtigen Einsatz von Antibiotika zu unterstützen. Durch Erfahrungen wurden wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die zu einer Reduzierung des Einsatzes antimikrobieller Mittel in der Tierproduktion in ganz Europa und anderen Regionen beitragen. Laut Fortané werden die Struktur der Lebensmittelkette und die Machtverhältnisse zwischen den Beteiligten bei den vorgeschlagenen Strategien häufig außer Acht gelassen. Die Arbeitsbedingungen der im Bereich der Tiergesundheit tätigen Personen und das Geschäftsmodell weniger Beteiligter wie etwa der tierärztlichen Fachleute oder Genossenschaften sollten bei der Entwicklung von Strategien für einen umsichtigen Einsatz antimikrobieller Mittel ebenfalls berücksichtigt werden.
Empfehlungen für den weltweiten Kampf gegen die antimikrobielle Resistenz
Im Rahmen der Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz hat ROADMAP Kurzdossiers erstellt, die einen ganzheitlichen Ansatz unterstützen. Erstens betonte das Konsortium die Notwendigkeit eines systemischen Übergangs zu einem umsichtigen Umgang mit antimikrobiellen Mitteln, der über reine Verhaltensänderungen hinausgeht. Dazu gehört, dass das öffentliche Veterinärwesen dort, wo es nötig ist, gestärkt wird, die Entwicklung robuster Überwachungssysteme gefördert wird und die Verbreitung einer ganzheitlichen Veterinärmedizin vorangetrieben wird. „Ziel ist es, die tierärztlichen Fachleute in die Lage zu versetzen, sich von der reinen Problemlösung zur Beratung für Tiergesundheit und Produktion zu wandeln. Diese Bemühungen sollten durch legislative Mechanismen verstärkt werden, um freiwillige Ansätze zu ergänzen“, betont Fortané. ROADMAP unterstreicht die Bedeutung sozialer und wirtschaftlicher Innovationen bei der Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen. Gemeinsame und koordinierte Anstrengungen der verschiedenen Interessengruppen und der verschiedenen Segmente der Lebensmittelversorgungskette sind von zentraler Bedeutung für die Verringerung des Einsatzes mikrobieller Mittel. Darüber hinaus sind Anreize erforderlich, um zur Abkehr vom Status quo zu motivieren, wobei gleichzeitig die Kostenwirksamkeit von Präventivmaßnahmen zu betonen ist. Maßgeschneiderte Lösungen wie Finanzierungsmöglichkeiten für kleinere Sektoren zur Entwicklung von Fachwissen, Schulungen und die Sensibilisierung der landwirtschaftlichen Fachleute für die Probleme des Einsatzes antimikrobieller Mittel können ebenfalls zur Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz und zur Sicherung der Zukunft der Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Umwelt beitragen.
Schlüsselbegriffe
ROADMAP, Einsatz antimikrobieller Mittel, antimikrobielle Resistenz, Antibiotika, Tierproduktion, Lebensmittelsicherheit, Viehbestand, Milchwirtschaft