Eisspray als kühle Methode zur Abtötung von Krankheitserregern
Campylobacter, eine häufig in Geflügel vorkommende Bakteriengattung, stellt ein erhebliches Gesundheitsproblem dar. Mit jährlich über 246 000 Fällen beim Menschen ist die Campylobakteriose die am häufigsten gemeldete lebensmittelbedingte Erkrankung in der EU. Aus diesem Grund müssen in Geflügelverarbeitungsbetrieben in Europa sehr strengen Bedingungen eingehalten werden. Dazu gehört die unmittelbare Kühlung nach der Schlachtung, um Bakterien abzutöten und sicherzustellen, dass das Fleisch für den Verzehr geeignet ist. „Diese Kühlkammern sind größer als häufig angenommen – manchmal sind sie so groß wie ein Fußballfeld“, sagt die Projektkoordinatorin von ChillBact, Ester Pálsdóttir von Thor Ice Chilling Solutions in Island. „Dies ist ein wichtiger Teil des Produktionsprozesses, kann aber zum Engpass werden.“ In vielen kommerziellen Betrieben sollen 3 000 bis 15 000 Hühner pro Stunde verarbeitet werden. Da kommt es auf jede Minute an.
Produktionsvorteile durch Eisgeschosse
Das isländische Start-up-Unternehmen Thor Ice hat eine technologische Lösung für diese Produktionsherausforderung hervorgebracht. Das Unternehmen hat ein Gerät entwickelt, das mittels einer patentierten IceGun sehr kalten Eisbrei direkt auf das Geflügel schießt. So wird das Fleisch wirksam und umgehend gekühlt, wobei schädliche Bakterien abgetötet werden. Das modulare System umfasst mehrere Komponenten, darunter die IceGun. Die Technologie wurde so konzipiert, dass sie problemlos in bestehende Anlagen eingebaut werden kann. Ziel des EU-finanzierten Projekts ChillBact war es, diese Technologie weiter auszureifen, für den Einsatz in großen kommerziellen Anlagen auszubauen und die Wirksamkeit zur Bekämpfung von Campylobacter zu prüfen.
Technologie in Luftkühlkammer getestet
Dazu wurden zwei modulare Systeme in einer der größten Geflügelfabriken Europas, Les Volailles de Keranna, installiert. Die Systeme wurden dann an die Luftkühlkammern der Anlage angeschlossen, sodass die IceGuns das Geflügel mit Eisbrei überdecken können. „Es war wichtig, dass der laufende Betrieb durch die Installation nicht gestört wird“, erklärt Pálsdóttir. „Die Arbeit an einem Projekt wie diesem hat uns auch bei der Lösung vieler technischer Herausforderungen geholfen, die mit solch großen Installationen verbunden sind.“ Thor Ice konnte Energie- und Wassereinsparungen, kürzere Kühlzeiten, höhere Erträge, längere Haltbarkeit und andere betriebliche Effizienzsteigerungen ermitteln. Es wurde gemessen, in welchem Ausmaß Campylobacter durch die IceGun-Behandlung abgetötet wurden. Die Ergebnisse werden in Kürze in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. „Wir haben die Technologie hochskaliert und die Vorteile zusammen mit Interessengruppen der Industrie und Forschungsinstituten aufgezeichnet“, fügt Pálsdóttir hinzu. „Dazu gehörten die Technische Universität Dänemark und Matís in Island. So konnten wir wirklich zeigen, wie das System funktioniert. Die Projektzusammenarbeit mit allen Partnern war ausgezeichnet.“
Anforderungen der Geflügelverarbeitungsbetriebe
Durch das ChillBact-Projekt konnte Thor Ice eine neuartige Kühllösung auf den Markt bringen, die auf die Anforderungen moderner Geflügelverarbeitungsbetriebe zugeschnitten ist. „Letztendlich soll die Lösung von den großen Geflügelerzeugerbetrieben der Branche eingesetzt werden“, so Pálsdóttir. Hier besteht sicherlich große Nachfrage. Die EU ist einer der größten Erzeuger von Geflügel der Welt und mit einer Jahresproduktion von rund 13,4 Millionen Tonnen ein Nettoexporteur von Geflügelerzeugnissen. Aufbauend auf diesem Erfolg beteiligt sich das Unternehmen derzeit an dem von Dänemark aus geleiteten Projekt SafeChicken. Über diese Initiative soll das Problem der Campylobacter entlang der gesamten Produktionskette angegangen werden, vom Hof bis zum Endtransport. „Wir sind ständig bemüht, unsere Technologie weiter zu verbessern und auf diesem Markt Fuß zu fassen“, fügt Pálsdóttir hinzu.
Schlüsselbegriffe
ChillBact, Bakterien, Geflügel, Campylobacter, Hühner, Eis, Gesundheit, Fleisch
