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Local Indicators of Climate Change Impacts. The Contribution of Local Knowledge to Climate Change Research

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Einbindung von indigenem und lokalem Wissen in Forschung und Politik zum Klimawandel

Indigene Völker und lokale Gemeinschaften bringen neue Ansichten über die Auswirkungen des Klimawandels ein, die die wissenschaftliche Forschung ergänzen können.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Indigene Völker und lokale Gemeinschaften, insbesondere solche, deren Lebensgrundlage von der Natur abhängt, sind unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen. Ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Bedürfnisse werden jedoch in der Regel von der Klimaforschung und -politik ausgeschlossen. „Indigene und lokale Wissenssysteme haben sich über Jahrhunderte unter sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen herausgebildet“, sagt Victoria Reyes-García, Anthropologin bei ICREA und an der Autonomen Universität Barcelona. „Wir können also viel von diesen Menschen lernen, aber zuerst müssen wir lernen zuzuhören.“ Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts LICCI machten sich Reyes-García und ihr Team daran, genau das zu tun. „Ich wollte Beiträge aus indigenen und lokalen Wissenssystemen in unser Verständnis darüber einbringen, wie sich der Klimawandel auf verschiedene Ökosysteme und Lebensgrundlagen auswirkt – mit dem letztendlichen Ziel, die Klimapolitik zu beeinflussen“, fügt sie hinzu.

Feldforschung

Das Herzstück des Projekts ist das LICCI-Konsortium, eine epistemisch, kulturell und geografisch vielfältige Praxisgemeinschaft, der sowohl indigene als auch nicht-indigene Forschende angehören. Ihr Ziel: die Übertragbarkeit, Integration und Skalierbarkeit von indigenem und lokalem Wissen in Forschung und Politik zum Klimawandel zu verbessern. Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat das Konsortium gemeinsam Literatur ausgewertet und Daten von 52 Standorten in 35 verschiedenen Ländern gesammelt. „Durch die standardisierte Erfassung lokal relevanter und kulturübergreifend vergleichbarer Daten konnten wir gemeinsame Trends und kontextspezifische Besonderheiten der einzelnen Standorte erkennen“, erklärt Reyes-García. „Außerdem erhalten wir dadurch einzigartige Einblicke in die lokalen Auswirkungen des Klimawandels.“

Berichte über den Klimawandel aus erster Hand

In Gesprächen vor Ort erfuhren die Forschenden, dass beispielsweise die Kolla-Atacameños und die Hirtengemeinschaften in der argentinischen Hochebene der Anden über weniger Wasser und schrumpfende Feuchtgebiete berichten. In der kanadischen Arktis stellen Inuit-Fischende weniger Schneefall und häufiger dünnes Meereis fest, während in Europa hütende Personen in den rumänischen Karpaten weniger, aber intensivere Niederschläge verzeichnen und österreichische Landwirtinnen und Landwirte Veränderungen bei der Verteilung von Wildpflanzen auf den Almwiesen beobachten. Laut Reyes-García zeigen diese Berichte aus erster Hand, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels mit der historischen Marginalisierung der indigenen Völker überschneiden und diese oft noch verschärfen. „Berichte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften über Umweltveränderungen vermitteln ein ganzheitliches, relationales, ortsbezogenes und kulturell begründetes Verständnis davon, wie der Klimawandel aussieht“, sagt sie.

Allgemeine Trends aufzeigen

Diese auf den Menschen bezogenen Berichte sind auch eine wichtige Ergänzung zur eher wissenschaftlich orientierten Klimaforschung. „Beweise aus indigenen und lokalen Wissenssystemen sind kontextabhängig und stimmen nicht immer mit wissenschaftlichen Erkenntnissen überein“, stellt Reyes-García fest. „Die Erforschung der unterschiedlichen Auffassungen von Veränderungen, die sich aus verschiedenen Wissenssystemen ableiten, kann zu neuen Erkenntnissen führen. Sie können dazu beitragen, Forschungs- und Politikmaßnahmen auf die lokalen Bedürfnisse und Prioritäten abzustimmen. Im Gegensatz zu den meisten früheren Untersuchungen, die sich auf Fallstudien stützten, gelang es dem vom Europäischen Forschungsrat unterstützten Projekt LICCI, Daten auf koordinierte Weise zu erheben. So konnten allgemeine Trends – die für die Politik von größerem Interesse sind – besser aufgezeigt werden. „Unsere Arbeit bietet umfassende und kontextspezifische Perspektiven auf Veränderungen, die über gut dokumentierte globale Trends und Zukunftsmodelle hinausgehen“, so Reyes-García abschließend.

Schlüsselbegriffe

LICCI, indigene Völker, Klimawandel, Klimaforschung, Klimapolitik

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