Was Ihr Hintergrund bei Onlinebesprechungen über Sie verrät?
Erste Eindrücke sind in der Welt nach der Pandemie und im Zeitalter von Videokonferenzen und Hybridarbeit überaus wichtig. Die meisten von uns entscheiden sich für eine sichere Option, etwa einen Firmennamen und ein Logo, einen Büroraum, oder sie lassen einfach ihre Umgebung unscharf erscheinen. Aber wie beeinflussen diese und andere Hintergrundbilder die Art und Weise, wie wir eingeschätzt werden?
Nicht die typische Hintergrundprüfung
Forschende der Durham University im Vereinigten Königreich haben analysiert, wie der Zoom-Hintergrund unseren ersten Eindruck beeinflusst, den wir von Menschen bekommen. Einer Datenbank von Bildern menschlicher Gesichter entnahmen sie 72 Bilder von 36 weißen Erwachsenen, zu denen gleichviel Männer und Frauen zählten. Sie kopierten diese Gesichter in sechs Hintergründe mit Standardeinstellungen: in ein Wohnzimmer, in ein leicht unscharfes Wohnzimmer, vor ein Bücherregal, vor einen Schrank mit Topfpflanzen, vor eine leere Wand und vor ein Walross vor einem Eisberg. Das Forschungsteam bat 167 Teilnehmende im Alter von 19 bis 68 Jahren, die Personen auf einer Skala danach zu bewerten, wie vertrauenswürdig und kompetent sie erscheinen. Pflanzen oder Bücherregale wurden als am vertrauenswürdigsten wahrgenommen, während Wohnräume und neuartige Hintergründe wie etwa Tiere als am wenigsten kompetent betrachtet wurden. Das leicht verschwommene Wohnzimmer und die einfarbigen Wandhintergründe lagen irgendwo dazwischen. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass lächelnde Gesichter als kompetenter und vertrauenswürdiger als neutrale Gesichtsausdrücke empfunden wurden. Die Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“(öffnet in neuem Fenster) veröffentlicht.
Keine zweite Chance auf einen ersten Eindruck
„Wenn Sie ein Online-Interview vor sich haben oder online einen guten ersten Eindruck hinterlassen wollen, dann sollten Sie zuallererst all die Dinge tun, die Sie auch bei einem persönlichen Gespräch tun würden“, sagte Mitautor Paddy Ross, außerordentlicher Professor für Psychologie an der Durham University, gegenüber „Newsweek“(öffnet in neuem Fenster). „Kleiden Sie sich angemessen, lächeln Sie, seien Sie freundlich. Achten Sie aber auch darauf, dass Sie Ihre Umgebung in Bezug auf die Kamera aufmerksam im Blick behalten. Schauen Sie sich vor jeder Besprechung an, was Ihre Kamera aufnimmt, und fragen Sie sich, ob das etwas ist, was SIE gern sehen würden, wenn Sie jemanden einstellen würden. Und wenn Sie dann noch ein paar strategisch platzierte Pflanzen oder Bücher im Hintergrund anordnen können, dann haben Sie laut dieser Forschungsarbeit die besten Chancen, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.“ Er fügte hinzu: „Es könnte durchaus sein, dass Pflanzen zum Beispiel den Eindruck erwecken, dass jemand verantwortlich und damit vertrauenswürdig und kompetent ist. In ähnlicher Weise kann ein Bücherregal den Eindruck von Intelligenz sowie von jemandem vermitteln, der sich bilden will, was ebenfalls zu einer höheren Bewertung in Hinsicht auf Vertrauen und Kompetenz führt.“ Wie sieht es mit der Entscheidung für das Wohnzimmer und den modernen Hintergrund aus? „Es erscheint so, als hätten Sie sich keine Gedanken darüber gemacht, wie Sie sich präsentieren, und das wirkt weniger kompetent als jemand, der in der Lage zu sein scheint, Pflanzen am Leben zu erhalten, oder jemand mit einem Bücherregal, der so aussieht, als würde er versuchen, sich intellektuell zu betätigen“, erläuterte Prof. Ross gegenüber „CNN“(öffnet in neuem Fenster). Heutzutage werde eben weniger darauf geachtet, wie wir aussehen, sondern mehr auf die Umgebung unserer Hintergründe. Folgerichtig bezeichnet er einen sorgfältig ausgewählten Hintergrund für Videokonferenzen als „den neuen Geschäftsanzug“.