Mikrowellenenergie zielt auf lokalisierte Lungentumore
Lungenkrebs ist weltweit für die meisten Krebstodesfälle verantwortlich, wobei jedes Jahr bei über 2 Millionen Erkrankten diese Krankheit diagnostiziert wird. Obwohl eine Operation oft die beste Aussicht auf Heilung bietet, können sich nicht alle Erkrankten diesem Verfahren unterziehen. „Operationen sind sehr invasiv“, erklärt TABLA-Projektkoordinator Giuseppe Ruvio von endowave.ie (Endowave) in Irland. „Wenn die erkrankte Person zusätzlich an einer Lungenerkrankung wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung oder Emphysem leidet, kann eine Operation nicht durchführbar sein. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis stimmt für sie einfach nicht.“
Gezielte Energie für die lokalisierte Krebsbehandlung
Die gute Nachricht ist, dass eine neue diagnostische Innovation der Ärzteschaft hilft, Krebs früher zu erkennen. Bei diesem Verfahren wird ein hauchdünner Katheter durch die Atemwege der erkrankten Person bis in die Bronchien der Lunge geführt, um auch kleinste Tumore zu erkennen. „Wir wollten sehen, ob wir diesen Weg für die Behandlung nutzen können“, sagt Ruvio. „Dies wäre ein minimalinvasives Verfahren, die sich einfach in einen bereits bestehenden Behandlungsablauf einfügt.“ Mit Blick auf diesen Behandlungsweg hat das irische Start-up-Unternehmen Endowave ein Gerät entwickelt, das Krebsgewebe mit Mikrowellenenergie zerstört. Das miniaturisierte Gerät, das durch den Mund der Erkrankten tief in die Lunge eingeführt wird, wird dann in den festgestellten Tumor eingeführt. Dabei wird eine präzise, gezielte Energiedosis in den Tumor abgegeben, um ihn lokal zu behandeln. Dadurch wird eine Operation oder die Entfernung großer Teile der Lunge vermieden. „Dieses Verfahren, genannt Mikrowellenablation, wird seit einigen Jahren zur Behandlung anderer Krebsarten eingesetzt“, so Ruvio. „Das Verfahren, es so minimalinvasiv in die Lunge einzubringen, ist jedoch neu.“
Innovationen im klinischen Umfeld einführen
Das EU-finanzierte Projekt TABLA hat entscheidend dazu beigetragen, diese Innovation dem Markt näher zu bringen. Das Projektteam half dem Unternehmen bei der Feinabstimmung seiner Technologie, bei der Ermittlung von Möglichkeiten zur Ausweitung der Produktionskapazität und bei der Stärkung seiner Ansprüche auf geistiges Eigentum. All diese Schritte sind wichtig, um das Gerät schließlich in das klinische Umfeld zu bringen. „Die Projektpartner haben uns geholfen, so weit zu kommen, wie wir jetzt sind“, kommentiert Ruvio. „Wir haben mit führenden Herstellern von Mikrowellenkomponenten und -geräten sowie von Kathetertechnologie zusammengearbeitet.“ Das Projektteam half dem Unternehmen außerdem bei der Einrichtung von Prüfständen, um das gesamte Behandlungsverfahren zu simulieren. „Wir konnten unsere Infrastruktur hier vor Ort verstärken“, bemerkt Ruvio. „Als wir anfingen, waren wir nur zu dritt – und jetzt haben wir 20 Beschäftigte.“
Sicherheit des Behandlungsverfahrens validieren
Zu den nächsten Schritten gehört eine erstmals beim Menschen angewandte klinische Studie, die für 2024 vorgesehen ist. Dabei handelt es sich um einen Vorversuch, der dazu beitragen wird, die Sicherheit des Verfahrens zu bestätigen. Danach wird das Unternehmen sowohl in der EU als auch in den Vereinigten Staaten Zulassungsstudien durchführen, um sicherzustellen, dass sein Produkt vollständig vermarktet werden kann. „Wir glauben, dass die Auswirkungen dieser Technologie enorm sein werden“, fügt Ruvio hinzu. „Viele Erkrankte haben derzeit nur sehr begrenzte Behandlungsmöglichkeiten – eine große Zahl kann einfach nicht operiert werden.“ Durch die enge Verzahnung mit neuen minimalinvasiven Diagnoseverfahren könnte diese neue Behandlung die Therapie von Lungenkrebs revolutionieren und letztlich zu höheren Heilungsraten führen.
Schlüsselbegriffe
TABLA, Krebs, Lunge, Tumore, Mikrowelle, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Emphysem, Katheter
