Digitalisierung des afrikanischen Gesundheitswesens
Stellen Sie sich ein abgelegenes Dorf im ländlichen Afrika vor, in dem es kaum Gesundheitsversorgung gibt. Stellen Sie sich nun ein Szenario vor, in dem die Bevölkerung mittels digitaler Technologien hochwertige Gesundheitsdienste dort erhalten können, wo sie sich gerade befinden. Digitale Technologien bergen ein enormes Potenzial für die Umgestaltung und Verbesserung der Qualität in der Gesundheitsversorgung. Über die Telemedizin werden abgelegene oder unterversorgte Gebiete versorgt, und die Patientinnen und Patienten können ihre Krankenakten und Laborergebnisse online abrufen. Und über Datenanalysen und maschinelles Lernen werden Trends erkannt und Gesundheitsergebnisse prognostiziert, sodass letztendlich personalisiertere und wirksamere Behandlungspläne aufgestellt werden können.
Die Herausforderungen des afrikanischen Gesundheitswesens
Afrikanische Länder mit niedrigem und niedrigem mittlerem Einkommen sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen in ihren Gesundheitssystemen konfrontiert, darunter ein Mangel an medizinischen Fachkräften, begrenzter Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen sowie unzureichende Bildungsmöglichkeiten für Pflegekräfte im Gesundheitswesen. Außerdem beeinträchtigen lokale Probleme wie erhöhte Krankheitsübertragungsraten, unwirksame Überwachungsmechanismen und Kosten insgesamt die Qualität und Verfügbarkeit von Gesundheitsdiensten, wenn digitale Gesundheitstechnologien und -plattformen eingesetzt werden. Das EU-finanzierte Projekt BETTEReHEALTH entstand aus dem gemeinsamen Einsatz europäischer und afrikanischer Partner mit dem Ziel, zu besseren, leichter zugänglichen und effizienteren elektronischen Gesundheitsdiensten(öffnet in neuem Fenster) in diesen Ländern beizutragen. „Bisher fielen die Bemühungen um die Entwicklung einer nationalen Politik und Strategie für elektronische Gesundheitsdienste fragmentiert aus“, erklärt der Projektkoordinator Konstantinos Antypas. In einem ersten Schritt sammelte das Konsortium Daten und erstellte ein Register(öffnet in neuem Fenster) zu verfügbaren elektronischen Gesundheitsdiensten und angebotenen Diensten. Im Register sind auch die einzelnen Strategien und die bewährten Verfahren und Erfahrungen auf allen Ebenen des Gesundheitssystem aufgeführt.
Hürden für elektronische Gesundheitsdienste in Afrika überwinden
Um den Dialog, die Vernetzung und die Zusammenarbeit zwischen Interessengruppen aus afrikanischen Ländern zu fördern, hat das BETTEReHEALTH-Team regionale Zentren in Äthiopien, Ghana, Malawi und Tunesien eingerichtet. Diese Zentren wurden von den Gesundheitsministerien der einzelnen Länder gebilligt und spielten eine Schlüsselrolle bei der Organisation von Sitzungen, internationalen Workshops, Webinaren und Konsultationsworkshops, in denen die Beteiligung aller relevanten Interessengruppen angeregt wurde. „Wir wollten lokale Interessengruppen aktiv in den Aufbau von Initiativen im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste und die erfolgreiche Einführung zugänglicher elektronischer Gesundheitsdienste in Afrika einbinden“, erläutert Antypas. Im Projekt wurde deutlich, dass Patientinnen und Patienten durch die Zusammenarbeit mit der International Alliance of Patient Organisations (IAPO) und lokalen Patientenorganisationen in die Gestaltung der Politik zu elektronischen Gesundheitsdiensten einbezogen werden müssen. Zu Ende des Projekts wurden auch Vertretungspersonen der Gesundheitsberufe in die Diskussionen eingebunden. Die Regierungen scheinen das große Potenzial von elektronischen Gesundheitsdiensten für eine kosteneffiziente und hochwertige Gesundheitsversorgung zu erkennen. Die fehlende Digitalisierung grundlegender Verwaltungsprozesse hat jedoch zu problematischen und erfolglosen Versuchen(öffnet in neuem Fenster) geführt. BETTEReHEALTH ermittelte verschiedene Barrieren(öffnet in neuem Fenster), darunter auch menschliche Faktoren wie der wirtschaftliche Status und die digitale Kompetenz. Gemeinsam mit den lokalen Behörden wurden ein politischer Fahrplan für elektronische Gesundheitsdienste und ein strategischer Umsetzungsplan vorgeschlagen.
Nächste Schritte
Mit elektronischen Gesundheitsdiensten könnte die Gesundheitsversorgung in Afrika revolutioniert werden. Anhand der im Rahmen von BETTEReHEALTH gewonnenen Erkenntnisse können die Länder sich an globalen Zielen ausrichten, wie z. B. den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Außerdem tragen die Erkenntnisse dazu bei, die Gesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem bis niedrigem mittlerem Einkommen auszubauen. Das Team von BETTEReHEALTH hofft, durch die Stärkung der Zusammenarbeit entlang der Nord-Süd-Achse und zwischen südlichen Ländern die Interessengruppen dazu zu befähigen, einen konstruktiven Dialog zu elektronischen Gesundheitsdiensten aufzubauen. „Die Partner von BETTEReHEALTH werden ihre Zusammenarbeit unter dem Dach der Internationalen Gesellschaft für Telemedizin und elektronische Gesundheitsdienste fortsetzen und sich um künftige Finanzmittel bemühen, um die Ausweitung dieser Forschung und Zusammenarbeit sicherzustellen“, so Antypas abschließend.