INFO 2000: Kommission verabschiedet neues EU-Programm für europäische Multimedia-Inhalte
Am 30. Juni 1995 verabschiedete die Europäischen Kommission den Vorschlag für das mehrjährige Gemeinschaftsprogramm INFO 2000. Es soll der europäischen Industrie für Multimedia-Inhalte auf die Beine helfen und die Nutzung dieser Inhalte in der aufstrebenden Informationsgesellschaft vorantreiben. INFO 2000 ist ein Programm der GD XIII/E (Telekommunikation, Informationsmarkt und Nutzung der Forschungsergebnisse); es soll den Informationsanbietern in Europa helfen, neue multimediale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht der Übergang von der papiergestützten zur elektronischen Veröffentlichung, ferner die aufstrebenden interaktiven Multimediadienste. Das Programm läuft von 1996-1999 und ist mit 100 Mio. ECU ausgestattet. Die Industrie der Informationsinhalte im weitesten Sinne besteht aus den Unternehmen, die sich mit der Erstellung, Entwicklung, Aufbereitung und Weitergabe von Informationsinhalten beschäftigen. Sie umfaßt einerseits die Veröffentlichung von Druckwerken (Zeitungen, Bücher, Zeitschriften, Firmenzeitschriften) und elektronische Publikationen (Online-Datenbanken, Videotex-, Audiotex-, Telefax- und CD-basierte Dienste, Videospiele), andererseits die audiovisuellen Medien (Fernsehen, Video, Hörfunk, Audio- Produkte und Kinofilme). 1992 betrug der Umsatz der Industrie für Informationsinhalte in der EU schätzungsweise 137 Mrd. ECU bei 2 Millionen Beschäftigten auf Vollzeit- bzw. äquivalenter Basis. Verschiedene Gemeinschaftsinitiativen (Aktionsplan zur Einführung fortgeschrittener Fernsehdienste, MEDIA und die Richtlinie "Fernsehen ohne Grenzen") wurden bereits für die audiovisuelle Industrie eingeleitet. INFO 2000 behandelt die Bereiche, die von diesen Programmen nicht abgedeckt werden. Die Industrie der Informationsinhalte der EU hat zahlreiche Pluspunkte zu verzeichnen: Marktgröße und Bevölkerungszahl, Informations- und Medienkonzerne von Weltrang, eine langjährige Verlagstradition, einen reichen Bestand an Informationsinhalten, große, gut etablierte Märkte in wichtigen Industriebranchen, kulturelle und sprachliche Vielfalt. Gleichzeitig weist sie jedoch auch wesentliche Schwachstellen auf. Die europäischen Märkte für Informationsinhalte sind durch kulturelle, sprachliche und nationale Grenzen aufgesplittert. Die Informationsinfrastruktur ist noch nicht genügend ausgebaut. Telekommunikationsdienste, vor allem im grenzüberschreitenden Verkehr, sind nach wie vor teuer. Der Erwerb von Rechten an Multimedienprodukten ist ein komplexerer Vorgang als in anderen Teilen der Welt. Und schließlich arbeiten viele Anbieter von Informationsinhalten überwiegend auf nationaler oder regionaler Ebene. Obwohl Großkonzerne auf dem weltweiten Informationsmarkt eine wichtige Rolle spielen werden, bilden sie nicht die Hauptzielgruppe der Aktionen. Der entstehende Multimedienmarkt bietet weitreichende Möglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen. INFO 2000 wendet sich vor allem an diese Zielgruppe und sucht ihr Wachstumspotential in bezug auf Arbeitsplätze und Mehrwert zu fördern. Wie Kommissionsmitglied Bangemann erklärte, sind Informationsinhalte "der Schlüssel zu der sich abzeichnenden globalen Informationsgesellschaft. Ohne eine florierende Informationsindustrie kann Europa die Möglichkeiten, die die Informationsgesellschaft bietet, nicht voll ausschöpfen. Informationsdienste sind aufgrund der Rolle, die sie im privaten, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben spielen, für unsere Kultur und Sprache von ausschlaggebender Bedeutung und müssen europäischen Unternehmen und Bürgern zur Verfügung gestellt werden. INFO 2000 zielt daher darauf ab, die Stärken Europas im Bereich der Informationsinhalte zu bewahren, auszubauen und zu nutzen und gleichzeitig die Kluft zu verringern, die zwischen Europa und anderen Regionen der Welt bei der Nutzung fortgeschrittener Informationsdienste besteht. Überdies trägt INFO 2000 zur Erhaltung des kulturellen Erbes Europas bei."