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Verbreitung von Bantu sprechenden Personen in Afrika erforschen

Neue Daten über die Ausbreitung der Bantu sprechenden Bevölkerung in Afrika könnten wertvolle Erkenntnisse für Medizin, Wissenschaft und Geisteswissenschaften bieten.

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Vor etwa 6 000 bis 4 000 Jahren begann das, was in der Wissenschaft als das dramatischste demografische Ereignis im Spätholozän Afrikas betrachtet wird. Bei diesem Ereignis handelt es sich um die Ausbreitung von Bantu sprechenden Personen in ganz Afrika. Es hat die sprachliche, kulturelle und biologische Landschaft des Kontinents drastisch verändert. Derzeit sprechen rund 350 Millionen Menschen auf 9 Millionen Quadratkilometern in Afrika mindestens eine der mehr als 500 Bantu-Sprachen. Doch wie genau kam es zu dieser Ausbreitung? Eine neue Studie, die über die Projekte AfricanNeo, BantuFirst, CODEV und cGEM unterstützt wird, hat wertvolle Erkenntnisse zu diesem Thema geliefert. Um einen Einblick in die umfangreiche Ausbreitung zu erhalten, analysierten die Forschenden einen umfassenden Datensatz mit Genomdaten von 1 763 Personen in 14 afrikanischen Ländern, darunter 117 Populationen, die in früheren Genomstudien nicht vertreten waren. Außerdem erstellten sie Genomdaten für 12 prähistorische Individuen aus bisher nicht beprobten Stätten der späten Eisenzeit im südlichen Zentral- und in Südafrika.

Abwanderung aus Westafrika

Die Forschung verdeutlicht, dass es eine große Ausbreitung bantusprachiger Völker mit Vorfahren aus Westafrika gab, die sich über den Kongo-Regenwald nach Ost- und Südafrika ausbreiteten. Mit zunehmender Entfernung von Westafrika nahm die genetische Vielfalt dieser Populationen ab. In der Studie werden das heutige Sambia und die Demokratische Republik Kongo als mögliche Knotenpunkte der Interaktion zwischen verschiedenen Ausbreitungsrouten ermittelt. Warum gilt diese Ausbreitung als so besonders? Die meisten menschlichen Ausbreitungen der jüngeren Vergangenheit waren mit Wanderungen durch Regionen mit ähnlichen Klimabedingungen verbunden. Die bantusprachigen Völker durchquerten jedoch Regionen mit sehr unterschiedlichen Klimazonen, die vom Hochland Kameruns und den Regenwäldern Zentralafrikas bis zu den Savannen und den Trockengebieten Südwestafrikas reichen. „Unsere räumliche Modellierung und die interdisziplinären Ansätze stützen ein Modell der seriellen Gründermigration, das die demografische Bedeutung der Ausbreitung dieser Populationen unterstreicht“, erklärt der Mitautor der Studie, Dr. Cesar Fortes-Lima von AfricanNeo und CODEV-Projektkoordinator der Universität Uppsala, Schweden, in einer Pressemitteilung, die beim idw – Informationsdienst Wissenschaft veröffentlicht wurde. Effekte serieller Gründer treten auf, wenn Populationen über große Entfernungen wandern. Auf rasche Wanderungen folgen Zeiträume der Sesshaftigkeit, wobei jede weitere Wanderung zu einem Verlust der genetischen Vielfalt führt. In der Studie wird ebenso nachgewiesen, dass Bantu sprechende Personen einen bedeutenden Genfluss von lokalen Gruppen in den Regionen erhalten haben, in die sie sich im Afrika südlich des Äquators ausgebreitet haben. „Damit wird die komplexe genetische Geschichte der Bantu sprechenden Personen unterstrichen, und dieser Einblick wurde durch die Einbeziehung alter DNS aus menschlichen Überresten, die aus der späten Eisenzeit stammt und 97 bis 688 Jahre vor der Gegenwart reichen, noch vertieft“, erklärt Co-Autorin Dr. Concetta Burgarella, ebenfalls von der Universität Uppsala. Die Hauptautorin der Studie, Prof. Carina Schlebusch, bemerkt dazu: „Unsere Forschungsarbeiten befassen sich auch mit den Routen und dem Zeitpunkt der Ausbreitung der Bantu sprechenden Populationen, was Einblicke in ihre anfänglichen Ausbreitungsrouten erlaubt. Wir untersuchen zudem das Potenzial für Ereignisse, die sich über die Ausbreitung hinaus bewegen, was die Rückverfolgung ihrer Ausbreitung anhand von Sprachdaten allein erschwert.“ Die neuen Erkenntnisse, die mit Unterstützung von AfricanNeo (The African Neolithic: A genetic perspective), BantuFirst (The First Bantu Speakers South of the Rainforest: A Cross-Disciplinary Approach to Human Migration, Language Spread, Climate Change and Early Farming in Late Holocene Central Africa), CODEV (Co-diversification and co-evolution of human populations and cereals in Africa) und cGEM (Center for Genomics, Evolution and Medicine) gewonnen werden konnten, könnten eine wertvolle Ressource für Forschende in den Bereichen Populationsgenetik, Archäologie, Sprachgeschichte, Anthropologie und Geschichte darstellen. Sie könnten außerdem für den medizinischen Sektor nützlich sein, der die genetische Variation und die Gesundheit der afrikanischen Bevölkerung analysiert. Weitere Informationen: AfricanNeo-Projektwebsite BantuFirst-Projektwebsite Projekt CODEV cGEM-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

AfricanNeo, BantuFirst, CODEV, cGEM, Afrika, Bantu, Bevölkerung, Ausbreitung, genetische Vielfalt

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