Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Article available in the following languages:

Die Geschichte der Hunnen aufklären

Neue Forschungsergebnisse bieten überzeugende Beweise über die Geschichte der europäischen Hunnen, ihre Vielfalt und ihre Verbindungen zu den Eliten der Steppe und der Xiongnu.

Wer waren die europäischen Hunnen, und woher stammten sie? Ein Forschungsteam, das vom EU-finanzierten Projekt HistoGenes(öffnet in neuem Fenster) unterstützt wurde, wählte einen interdisziplinären Ansatz, der Archäologie, Anthropologie, Archäogenetik und Historiografie miteinander verbindet, um die dringend benötigte Aufklärung über ihre Geschichte zu realisieren. Die in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlichte Studie(öffnet in neuem Fenster) verdeutlicht, dass die Migration der Hunnen von Ostasien nach Europa nicht geradlinig verlief und zu einer Vermischung der DNA und dem Verlust einiger kultureller Merkmale führte. Die Hunnen tauchten im späten 4. Jahrhundert in Europa auf und errichteten ein mächtiges Reich, das die Geschichte im Westen Eurasiens veränderte. Obwohl angenommen wird, dass sie von den Xiongnu abstammen, einem Nomadenreich, das die mongolische Steppe bis etwa 100 n. Chr. beherrschte, hat die 300-jährige Lücke zwischen diesem Reich und dem Auftauchen der Hunnen in Europa Sachverständige vor ein Rätsel gestellt. Um zu prüfen, ob diese Lücke zwischen den Xiongnu und den Hunnen überbrückbar ist, untersuchte das Forschungsteam die DNA von 370 Personen, die zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. lebten. Insgesamt wurden 35 neue DNA-Sequenzen und veröffentlichte genomische Daten aus Grabstätten in der mongolischen Steppe, Zentralasien und der Pannonischen Tiefebene analysiert.

Xiongnu zeigen sich in den Genen

Aus den Ergebnissen gingen keine Hinweise auf eine große Gemeinschaft asiatischen oder aus der Steppe stammenden Menschen hervor, die nach der Ankunft der Hunnen in der Pannonischen Tiefebene lebte. Allerdings haben die Forschenden eine kleine Personengruppe identifiziert, die in östlichen Elitegräbern bestattet wurden, die oft mit nomadischen Traditionen in Verbindung gebracht werden. Die Analyse gemeinsamer DNA-Sequenzen, Segmenten vom Typ „durch Abstammung identisch“ ergab, dass diese Personengruppe eindeutige ostasiatische genetische Signaturen trägt. „Es war eine Überraschung zu entdecken, dass einige dieser Personen aus der Zeit der Hunnen in Europa Verbindungen in der Abstammung mit einigen der ranghöchsten kaiserlichen Eliteindividuen des späten Xiongnu-Reiches teilen“, bemerkt Guido Alberto Gnecchi-Ruscone,der Erstautor der Studie, vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, in einer Pressemitteilung(öffnet in neuem Fenster), die auf „Archaeology News“ veröffentlicht wurde. Zu diesen Verbindungen gehört zudem eine Person, die im größten bisher entdeckten Xiongnu-Terrassengrab bestattet wurde. Trotz dieser Verbindung zwischen Hunnen und Xiongnu zeichnen die DNA- und archäologischen Daten ein komplexes Bild von Mobilität und Interaktion. Sie legen nahe, dass sich die Hunnen auf ihrem Weg nach Westen mit Populationen in ganz Eurasien vermischten und genetisch sehr heterogen wurden. Es steht in deutlichem Gegensatz zu einer anderen nomadischen Gruppe, den Awaren, die zwei Jahrhunderte später nach Europa kamen. „Die Awaren kamen direkt nach Europa, nachdem ihr ostasiatisches Reich von den Türken zerstört worden war, und viele ihrer Nachkommen trugen bis zum Ende ihrer Herrschaft um 800 noch beträchtliche ostasiatische Vorfahren in sich“, kommentiert der Mitautor Walter Pohl vom HistoGenes-Projektkoordinator, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Es ist unbestreitbar, dass die Hunnen durch ihre militärischen Eroberungen die politische Landschaft Europas erheblich beeinflusst haben. Wie die vom Projekt HistoGenes (Integrating genetic, archaeological and historical perspectives on Eastern Central Europe, 400-900 CE) unterstützte Studie allerdings aufgedeckt hat, war ihr genetisches Erbe nicht so groß. Die Co-Autorin Zuzana Hofmanová vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie fasst zusammen: „Obwohl die Hunnen die politische Landschaft dramatisch umgestaltet haben, ist ihr tatsächlicher genetischer Fußabdruck – abgesehen von einigen Elitebestattungen – nach wie vor begrenzt.“ Weitere Informationen: HistoGenes-Projektwebsite(öffnet in neuem Fenster)

Verwandte Artikel

Mein Booklet 0 0