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Unravelling Discoloration Mechanisms of Red Organic Pigments in Historical Art Works.

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Warum rote Pigmente in historischen Kunstwerken verblassen

Forschende haben den komplexen Verfallsprozess aufgeschlüsselt, durch den Kunstwerke verblassen.

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Die meisten Kunstschaffenden wünschen sich sicherlich, ein großes Vermächtnis ihrer Arbeit zu hinterlassen. Doch Kunstwerke verblassen meist – manchmal sogar noch zu Lebzeiten des Kunstschaffenden. Dieses bedauerliche Phänomen ist bei vielen Gemälden des Impressionismus aus dem 19. Jahrhundert in Europa zu beobachten, insbesondere wenn organische rote Pigmente verwendet wurden. „Die spontanen und ungewollten Reaktionen beginnen, sobald die Pigmente Licht ausgesetzt sind. Also noch bevor das Kunstwerk vollendet ist“, erklärt Alba Alvarez Martin, Forscherin am Rijksmuseum, ehemalige Postdoktorandin an der Universität Antwerpen und Hauptforscherin im Projekt RED-OPEN. Dieses Verblassen ist ein ernsthaftes Problem für den Erhalt historischer Kunstwerke. Durch den geringen Gehalt ursprünglicher Pigmente und den komplexen Verfallsprozess sind organische rote Pigmente schwer oder unmöglich zu identifizieren. Das EU-finanzierte Projekt RED-OPEN wurde mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt. Alvarez Martin und ihre Team setzten multianalytische Methoden ein, um den Vorgang des Verblassens auf tieferer Ebene zu erklären. Mit den Projektergebnissen wird das Wissen zur Chemie der Verfärbung von Gemälden vertieft.

Die chemische Schwäche organischer roter Pigmente

Vermutlich verblassen organische Pigmente durch ihre chemische Zusammensetzung und Struktur mehr als anorganische:Sie enthalten meist ein System konjugierter Doppelbindungen namens Chromophor, bei denen abwechselnd Einfach- und Doppelbindungen vorkommen. So kann das Molekül im sichtbaren Bereich Licht absorbieren, sodass die Farbe wahrnehmbar ist. Die Doppelbindungen sind jedoch licht-, wärme- und sauerstoffempfindlich, sodass chemische Reaktionen auftreten, durch die das Molekül zersetzt wird und sich das organische Pigment vollständig verfärbt. „Wir untersuchten unter anderem Geranium Lake – ein von Van Gogh verwendetes Pigment –, das innerhalb von Monaten vollständig verblasst, wenn es natürlichem Licht ausgesetzt ist“, sagt Alvarez Martin.

Organische Pigmente mit Massenspektrometrie untersuchen

Um das Verblassen weiter zu erforschen, setzte das Team ein Verfahren der Massenspektrometrie ein, MALDI-MSI, das bisher nicht auf organische Pigmente in Proben aus dem Kulturerbe angewandt wurde. „Wir haben diese Methode an Proben von Ölgemälde mit einer Mischung aus zwei historischen organischen Pigmenten getestet, Geranium Lake und Bleiweiß, die oft von Van Gogh verwendet wurden“, ergänzt Alvarez Martin. So konnten die Forschenden die Moleküle visualisieren, die den rosa Farbton ausmachen, und auch die chemischen Veränderungen ermitteln, die zur Verfärbung von Gemälden mit dieser Mischung führen. „Wir fanden heraus, dass mit dieser Methode wertvolle Informationen zur molekularen Zusammensetzung beim Zerfall der Pigmente in bestimmten Farbschichten gesammelt werden können“, sagt Alvarez Martin. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der von Fachleuten geprüften Fachzeitschrift „Analytical Chemistry“ veröffentlicht. „Bisher haben wir die Methode auf Rekonstruktionen mit Ölfarben angewandt, die nach historischen Formulierungen im Labor gefertigt wurden“, so Alvarez Martin. „Wir werden die Methoden vermutlich in den kommenden Monaten mit historischen Proben anwenden.“

Den Erhalt unbezahlbarer Kunstwerke fördern

Im Rahmen des Projekts wurden neue Kooperationen zwischen europäischen und nordamerikanischen Forschungsgruppen aus Wissenschaft und bedeutenden Museen aufgebaut. Nach ihrem Stipendiat arbeitete Alvarez Martin als Forscherin im Rijksmuseum, führte die Zusammenarbeit mit dem Team von Koen Janssens, einem Professor an der chemischen Fakultät der Universität Antwerpen, jedoch fort.

Schlüsselbegriffe

RED-OPEN, organisch, Pigmente, historisch, Gemälde, Chemie, Verblassen, Massenspektrometrie

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