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Removal and Recovery of Pharmaceutical Persistent Pollutants from Wastewater by Selective Reagentless Process

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Pharmazeutika unserem Trinkwasser fernhalten

Mithilfe neuer Technologien und verstärkter Sensibilisierung für das Problem versuchen EU-Forscherinnen und -Forscher, abbauresistente Zytostatika aus Krankenhausabwässern zu entfernen.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

In der modernen Medizin hat die Pharmaindustrie die Regeln neu geschrieben. Das gilt zum Beispiel im Bereich der Zytostatika. Diese Arzneimittel, die das Wachstum von Krebszellen blockieren, können Tumore zerstören, die Ergebnisse von chirurgischen Eingriffen verbessern, Metastasen reduzieren und Krebssymptome lindern. Allerdings werden diese Zytostatika, nachdem sie ihre Wirkung entfaltet haben, in das Abwasser ausgeschieden. Wenn sie aus diesem nicht ordnungsgemäß entfernt werden, können sie schließlich in unser Grundwasser, Oberflächenwasser und sogar in das Trinkwasser gelangen. „Das ist problematisch, denn diese Stoffe sind krebserregend, mutagen und fortpflanzungsgefährdend“, sagt Manuel Valiente, Professor für analytische Chemie an der Autonomen Universität Barcelona. Leider ist es leichter gesagt als getan, Zytostatika aus dem Krankenhausabwasser zu entfernen. Ursache ist, dass sich die meisten Kläranlagenbetreiber und weitere Interessengruppen dieses Problems gar nicht bewusst sind. Und selbst wenn dies der Fall ist, verfügen viele nicht über die technischen Kapazitäten oder das Budget, um die abbauresistenten Zytostatika vollständig entfernen zu können. An dieser Stelle kommt das EU-finanzierte Projekt RECOPHARMA ins Spiel. „Das Projekt wurde mit der Zielstellung ins Leben gerufen, eine wirkungsvolle Behandlung zur Entfernung und Rückgewinnung von Zytostatika aus Abwässern zu konzipieren, zu entwickeln, zu validieren und zu demonstrieren“, fügt Valiente hinzu, der das Projekt koordinierte.

Fortgeschrittene Wasseraufbereitungstechnologien und -lösungen

Aufbauend auf früheren EU-finanzierten Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des Projekts fortgeschrittene Wasseraufbereitungslösungen entwickelt, die vielseitig, schnell, effizient und kostengünstig sind. Eine Lösung dieser Art stellen molekular geprägte Polymere der nächsten Generation dar, die als Adsorptionsmaterialien auf der Grundlage von Nanostrukturen zum Einsatz kommen. „Es handelt sich im Wesentlichen um ein Adsorptionsmittel, das bestimmte Zytostatika im verschmutzten Wasser im Spurenbereich konzentrieren und entfernen kann, was die wichtigste Barriere darstellt“, erklärt Valiente. Wird das Material in einer Abwasserbehandlungsanlage installiert, wirkt es wie ein Filter, der nachgewiesene Zytostatika kontinuierlich entfernt. Mit der in einer Pilotanlage erprobten Lösung werden nachweislich mehr als 90 % der in Spuren vorhandenen spezifischen Zytostatika entfernt.

Für pharmazeutische Schadstoffe sensibilisieren

Natürlich stellen die Behandlungstechnologien nur die Hälfte der Gleichung dar. Die andere Hälfte bildet die Sensibilisierung für dieses Thema. „Das RECOPHARMA-Team wollte durch Aufklärung und Wissensaustausch das Bewusstsein für die Entfernung und das Recycling von pharmazeutischen Schadstoffen in kontaminiertem Wasser in Krankenhäusern, Forschungszentren und Wasseraufbereitungsanlagen schärfen“, so Valiente. Im Verlauf des Projekts erhielten 32 Forschende und technische Fachkräfte eine gründliche Ausbildung in Analyse- und Trennverfahren. Außerdem konnten sie in der projektinternen Pilotanlage praktische Erfahrungen mit verschiedenen Lösungen zur Zytostatikaentfernung sammeln. Neben der Sensibilisierung von Forschenden und pharmazeutischen Fachleuten wurden im Rahmen des Projekts auch politische Verantwortliche von Regierungsstellen und die Öffentlichkeit über die Arbeit informiert. Zu diesem Zweck besuchte das Team regelmäßig nationale Botschaften, veranstaltete offene Wissenschaftscafés und nahm an Konferenzen und Veranstaltungen teil.

Neue Pilotanlage entfernt Zytostatika aus Abwässern

Dank dieser Ergebnisse wurden im Zuge des Projekts RECOPHARMA, das innerhalb der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt wurde, die Grundlage geschaffen, auf der zukünftige Forschungsinitiativen aufbauen können. „Wir waren uns darüber im Klaren, dass die größte Wirkung, die ein Projekt wie dieses ausüben kann, darin besteht, das Fundament zu legen, auf dem zukünftige Initiativen aufbauen können“, merkt Valiente an. Die Pilotanlage des Projekts wurde bereits in einer Partnerinstitution in Kuba installiert, wo sie zur Entfernung abbauresistenter Zytostatika und anderer Schadstoffe aus dem Abwassersystem dient. „Ich bin zuversichtlich, dass das globale Wissensnetzwerk, das wir im Rahmen dieses Projekts geschaffen haben, unsere Forschungsarbeit weiter vorantreiben und kommerzielle Anwendungen entwickeln wird, die im Endeffekt die Gefahr durch abbauresistente Zytostatika beseitigen werden“, bekräftigt Valiente abschließend.

Schlüsselbegriffe

RECOPHARMA, Pharmazeutika, Abwasser, Medizin, Krankenhausabwasser, Abwassersystem, abbauresistente Zytostatika, Wasseraufbereitung, pharmazeutische Schadstoffe

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