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The Politics of Reading in the People’s Republic of China

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Die Politik des Lesens in der Volksrepublik China

Forschende untersuchten den Zusammenhang, in dem Literatur im Laufe des vergangenen Jahrhunderts in China gelesen wurde.

Politik und Literatur sind schon immer eng verknüpft, denn sie können tiefgreifenden Einfluss auf sich gegenseitig und die betroffenen Gesellschaften haben. Die Forschenden im Projekt READCHINA(öffnet in neuem Fenster), das über den Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) finanziert wurde, analysierten diese Verknüpfung, indem sie die sozialen Bedingungen, zu denen Texte in der Volksrepublik China seit den 1950er Jahren gelesen wurden, und die Auswirkungen verschiedener politischer Maßnahmen untersuchten. „Manche Texte gehen spurlos an uns vorüber, doch andere erweisen sich als lebensverändernd“, erklärt Lena Henningsen(öffnet in neuem Fenster), Dozentin für chinesische Literatur an der Universität Heidelberg(öffnet in neuem Fenster). „Wenn zahlreiche gewöhnliche Menschen diese Veränderung erleben, kann sich das wiederum nicht nur auf Einzelne, sondern die gesamte Gesellschaft auswirken“, ergänzt sie. Der Ansatz zur Literaturrecherche von READCHINA war innovativ und ging von der Basis aus. Das Team wollte die sozialen Bedingungen betrachten, unter denen gelesen wird, um tiefgreifend zu verstehen, wie sich die Politik und Literaturpolitik auf gewöhnliche Menschen in der Volksrepublik China auswirkten. Dabei war China für das READCHINA-Team von besonderem Interesse, denn dort hat Lesen nicht nur einen hohen Stellenwert, insbesondere während des Maoismus wurde es auch stark gelenkt.

Eine umfassende Literaturübersicht

Zur Analyse der Literaturgeschichte und Kulturpolitik der Volksrepublik China setzte das Team je nach Fallstudie verschiedene Methoden ein. Darunter: teilnehmende Beobachtung und Interviews; Distant Reading verschiedener Online-Informationen aus Blogs und eine Analyse autobiografischer Texte aus den 1970er Jahren. So entstand eine Datenbank mit Informationen dazu, wer was, wann und wie gelesen hat. Über eine Kombination aus Archivforschung erforschte das Team auch kollektives Lesen und wie das Lesen in literarischen Texten in unterschiedlichen Zeiten dargestellt wurde, um eine Vorstellung des idealen Lesenden zum Zeitpunkt des Lesens bestimmter Texte zu erhalten. In allen Fällen kann es laut Henningsen schwierig sein, etwas über „tatsächliche“ Lesende zu erfahren, denn sie hinterlassen meist keine Hinweise zu ihrem Leseverhalten und den Auswirkungen auf ihr Leben. „Daher muss die Masse stiller Lesender – still in dem Sinne, dass sie nicht über sich selbst als Lesende sprechen oder schreiben – immer in die Analyse einbezogen werden“, ergänzt sie.

Unbeabsichtigte Folgen der Literaturpolitik

Im Projekt kam heraus, dass Lesen sich zweifellos auf China ausgewirkt hat, auf Einzelpersonen genauso wie auf die gesamte Gesellschaft. Das war nicht immer die Wirkung, die die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) im Sinn hatte. „Es wird zwar gelesen, was vorgeschrieben wird, doch die Lesenden entwickeln eigene Gedanken und Schlussfolgerungen“, sagt Henningsen. Mit der Digitalisierung des Lesens und dem Ausmaß an Überwachung, das die KPCh eingerichtet hat, könnte die Medienkontrolle leichter sein als in der Vergangenheit. „Von unseren Ergebnissen ausgehend können wir jedoch davon ausgehen, dass einige chinesische Lesende ihre eigenen Lesemethoden entwickeln werden“, merkt Henningsen an.

Veröffentlichungen und Übersetzungen von chinesischer Literatur

Das Projektteam(öffnet in neuem Fenster) hat mehrere Veröffentlichungen(öffnet in neuem Fenster) auf der READCHINA-Webseite zur Verfügung gestellt(öffnet in neuem Fenster). Es erarbeitete auch drei digitale Ressourcen für die Forschungsgemeinschaft, darunter eine Datenbank(öffnet in neuem Fenster) zu Rechtsakten im Bereich Literatur, eine Plattform für Übersetzungen(öffnet in neuem Fenster) chinesischer Comics und eine kritische digitale Ausgabe handschriftlicher Manuskripte aus der Kulturrevolution.

Schlüsselbegriffe

READCHINA, Lesen, Volksrepublik China, Literatur, China, Individuen, Gesellschaft, Politik, Übersetzungen