Wütend? Diese einfache Sache hilft, rät die Wissenschaft
Aggressionsbewältigung ist seit Jahrtausenden ein Thema. Schon die Menschen im antiken Griechenland und im alten Rom wussten, wie wichtig es ist, die Wut unter Kontrolle zu bringen. Wenn Sie also das nächste Mal Probleme mit Ihrem Zorn haben, schnauzen Sie niemanden an, schreien Sie nicht laut und werfen Sie keine Gegenstände herum. Ein Forschungsteam der Universität Nagoya in Japan hat einen raffinierteren Weg gefunden, um Ärger loszuwerden: Papier und Stift. Gemäß den in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“(öffnet in neuem Fenster) veröffentlichten Ergebnissen kann das Aufschreiben Ihrer Reaktion auf etwas Negatives und das anschließende Entsorgen des Zettels dazu beitragen, die Wut zu verringern.
Die Macht des geschriebenen Wortes
„Wir hatten erwartet, dass unsere Methode die Wut bis zu einem gewissen Grad verdrängen würde“, erklärte der leitende Forscher Nobuyuki Kawai in einer Pressemitteilung(öffnet in neuem Fenster). „Jedoch waren wir erstaunt, dass die Wut fast vollständig verschwand.“ Das Gefühl der Wut in Worte zu fassen und dann das Papier in den Müll zu werfen, stellt eine wirksame Strategie dar. Diese Methode ähnelt der japanischen Tradition Hakidashisara, bei der negative Gedanken auf eine Scheibe geschrieben werden, bevor diese zerbrochen wird. Die Forschenden baten studierende Freiwillige, ihre Meinungen zu wichtigen gesellschaftlichen Themen aufzuschreiben. Den Teilnehmenden wurde mitgeteilt, dass eine Doktorandin bzw. ein Doktorand der Universität ihre Gedanken bewerten würde. Diese wertende Person gab es jedoch gar nicht. Alle Studierenden erhielten wenig Punkte für Scharfsinnigkeit, Interesse, Freundlichkeit, Logik und Rationalität, und zwar völlig unabhängig davon, was sie aufgeschrieben hatten. Außerdem war bei allen derselbe beleidigende Kommentar vermerkt: „Ich kann nicht glauben, dass ein gebildeter Mensch so denkt. Ich hoffe, dass diese Person an der Universität etwas lernt.“ Dann wurden die Freiwilligen gebeten, ihre Gefühle aufzuschreiben. Anschließend wurde die Hälfte der Personen angewiesen, das Papier entweder in einem Mülleimer oder Schredder zu entsorgen. Der anderen Hälfte wurde gesagt, sie solle es in einem Ordner auf dem Schreibtisch verwahren. Alle mussten ihre Wut einstufen, nachdem sie das Geschriebene weggeworfen oder aufbewahrt hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass bei der ersten Hälfte die Wut schwand, während die zweite Hälfte ein hohes Maß an Wut zurückbehielt.
Rot sehen
Kawai geht davon aus, dass die Studie auch im Zusammenhang mit einem stressigen Arbeitsumfeld hilfreich sein kann. „Diese Technik könnte bei momentanem Ärger in einer Geschäftssituation angewandt werden, indem die Person die Quelle der Wut aufschreibt, ganz so, als ob sie ein Memo anfertigt, und es dann wegwirft.“ „Diese Studie stellt eine neue und bequeme Methode zur Eliminierung von subjektivem Ärger vor“, schlussfolgern die Autoren in ihrer wissenschaftlichen Arbeit. „Diese Methode bietet eine kosteneffiziente Möglichkeit, um in verschiedenen Situationen Wut aus der Welt zu schaffen, etwa bei Geschäftsbesprechungen, bei der Kinderbetreuung und bei klinischen Anwendungen. Die Bausteine dieser Methode (z. B. die Anwendung auf einem digitalen Gerät oder die Entwicklung einer spezifischen Anwendung) könnten in verschiedenen Alltagssituationen sowie bei Verhaltenstherapien von Nutzen sein. Und das vor allem für jemanden, der Schwierigkeiten dabei hat, seine Wut zuhause in den Griff zu bekommen.“
Schlüsselbegriffe
Ärger, Zorn, wütend, Papier, Gedanken, Gefühl, schreiben