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The Ophiucus Supernova: Post-Aristotelian Stargazing in the European Context (1604-1654)

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Wie eine Supernova im Jahr 1604 das astronomische Lehrbuch umschrieb

Texte über das Ereignis von 1604, darunter mehrere Werke, die Galileo Galilei zugeschrieben werden, bieten neue Einblicke in die wissenschaftliche Debatte, die auf dieses einzigartige astronomische Ereignis folgte.

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Irgendwann im Oktober 1604 wurde der Nachthimmel plötzlich von einem hellen Licht erhellt – und dadurch eine neue wissenschaftliche Debatte entfacht. „Obwohl wir heute wissen, dass das Licht von einem sterbenden Stern, also einer Supernova verursacht wurde, glaubte man damals, dass es sich um die Geburt eines neuen Sterns handelte“, sagt Matteo Cosci, Forscher an der Universität Venedig, Italien. Nach Angaben von Cosci war dieser Glaube eine direkte Anfechtung der von Aristoteles aufgestellten Doktrin, dass die Sterne feststehen und der Himmel unveränderlich ist. „Die Messungen ergaben, dass sich das neue Objekt außerhalb der Mondsphäre befand und somit Teil des Himmels war, was nach der Kosmologie des Aristoteles unmöglich war“, fügt er hinzu. Nach einiger Zeit waren die Fronten geklärt und Namen wie Galileo und Kepler plädierten für ein neues astronomisches Paradigma. Aber wie genau ist diese Debatte entstanden und wer hat was dazu beigetragen? Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts SN1604 wollte Cosci dies herausfinden. „Wir wollten verstehen, wie diese fast vergessenen Beobachtungen des ‚neuen Sterns‘ von 1604, wie er damals genannt wurde, dazu beitrugen, die jahrhundertealte ptolemäisch-aristotelische Sicht des Himmels aufzugeben“, bemerkt Cosci.

Zwei pseudonyme Werke, die Galileo zugeschrieben werden

Zu Beginn des Projekts, das über die die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt wurde, wurden die erhaltenen Aufzeichnungen zu diesem Phänomen untersucht. Die Forschenden führten eine Untersuchung durch, die sich insbesondere auf die beiden anerkanntesten Beobachter der damaligen Zeit, Galileo und Kepler, konzentrierte. Nach intensiven und systematischen Archivrecherchen konnte das Projektteam zwei pseudonyme Werke über das Ereignis von 1604 Galileo zuschreiben. „Beide Werke wurden in der Zeit nach dem astronomischen Ereignis veröffentlicht, als Galileo in Padua Mathematik lehrte und sich seinen zahlreichen aristotelischen Gegnern entgegenstellte“, so Cosci. Das erste und kürzere Werk wurde unter dem Namen Astolfo Arnerio Marchiano veröffentlicht, während das zweite, längere Werk als Alimberto Mauri erschien. Zusammen mit einer dritten pseudonymen Rede, die bereits Galileo zugeschrieben wird, bieten diese drei Werke einen einzigartigen Einblick in das Ereignis des neuen Sterns von 1604. So wissen wir heute zum Beispiel, dass Galileo genau wusste, wo und was er am Himmel beobachten wollte, noch bevor er sein Teleskop erstmals auf den Himmel richtete.

Eine lange Liste von Werken über die Supernova 1604

Cosci zufolge sind diese Werke von Galilei nur zwei in einer langen Liste von vernachlässigten Werken über die Supernova, die analysiert werden müssen. „Eine galaktische Supernova ist eines der seltensten Ereignisse in der Geschichte, wobei das Ereignis von 1604 das letzte war, das mit bloßem Auge sichtbar war“, sagt er. „Kein Wunder, dass fast jeder etwas dazu zu sagen hatte!“ Cosci arbeitet derzeit an einer kritischen Edition mehrerer Aufzeichnungen über das Ereignis von 1604 sowie an einer Monographie über Galileo und die Supernova. Er plant außerdem eine vergleichende Studie zwischen den Ansätzen von Galileo und Kepler für dasselbe astronomische Ereignis. Nicht zuletzt möchte er die Wiederaneignung und den Niedergang des Aristotelismus im 17. Jahrhundert beleuchten, ein unumkehrbarer Prozess, dessen Beginn in der Himmelsneuheit von 1604 zu sehen ist. „Wir wissen nicht, wann die nächste Supernova für Beobachter mit bloßem Auge sichtbar sein wird“, schließt Cosci. „Wenn es so weit ist, hoffe ich, dass Gelehrte und Laien gleichermaßen die ereignisreiche Geschichte aus dem Jahr 1604 zu schätzen wissen, als ein helles Licht plötzlich den Himmel erleuchtete und schließlich das astronomische Regelwerk umschrieb.“

Schlüsselbegriffe

SN1604, Supernova, Galileo, Aristoteles, Sterne, Kosmologie, Kepler

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