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Ethics for Technologies with High Socio-Economic Impact

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Integrierte Ethik bei der Entwicklung von Spitzentechnologie

Die Identifizierung und die Bewältigung ethischer Herausforderungen sind ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die gesamte Gesellschaft von Innovation profitieren kann. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts TechEthos werden Leitlinien für die Entwicklung und den Einsatz kritischer neuer Technologien bereitgestellt.

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Neu entstehende Technologien bringen zwar oft wichtige soziale, wirtschaftliche und ökologische Vorteile mit sich, ihre Entwicklung und ihre Nutzung können jedoch auch erhebliche ethische Bedenken und Fragen aufwerfen. Was geschieht, wenn sie zu weitreichenden Arbeitsplatzverlusten und der Notwendigkeit der Umschulung von Beschäftigten führen oder neue Datenschutzverletzungen und Schwachstellen schaffen, die von Cyberkriminellen ausgenutzt werden können? Um diese Bedenken auszuräumen, ist es von entscheidender Bedeutung, bei der Konzeption, der Entwicklung und der Einführung neuer Technologien ethischen und gesellschaftlichen Werten Vorrang einzuräumen. Mit dem Projekt TechEthos wurde versucht, Leitlinien dazu bereitzustellen, wie dies erreicht werden kann. „In den ersten sechs Monaten analysierten und identifizierten wir neue und neu entstehende Technologien mit hoher wirtschaftlicher und ethischer Relevanz“, erklärt Projektkoordinatorin Eva Buchinger, Soziologin am AIT Austrian Institute of Technology. „Wir konzentrierten uns auf drei Innovationsbereiche, die mit dem Planeten, der digitalen Welt und dem Körper interagieren.“

Wetterkontrolle

Die erste Technologie, die im Mittelpunkt stand, war Geoengineering und umfasste Innovationen, die dazu beitragen sollen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, wie z. B. die Entnahme von Kohlendioxid und die Veränderung der Sonneneinstrahlung. Zu den ethischen Bedenken im Zusammenhang mit diesen Technologien gehören Regulierung, soziale Ungleichheit, Umweltauswirkungen und die Auferlegung von Innovationen auf Gemeinschaften. Ein zweiter Bereich war erweiterte Realität, fortschrittliche Computersysteme, die die Art und Weise verändern, wie Menschen miteinander und mit ihrer Umgebung in Kontakt treten. Zu den wichtigsten ethischen Bedenken gehören hier die Manipulation von Inhalten und die Gefahren digitaler Antworten, die von der menschlichen Realität nicht zu unterscheiden sind. Schließlich befasste sich das Team mit den ethischen Überlegungen im Zusammenhang mit Neurotechnologien, z. B. Gehirn-Computer-Schnittstellen zur Steuerung von Prothesen. Zu den ethischen Bedenken gehören die Wahrung des freien Willens und der Autonomie des Menschen sowie der Schutz von sensiblen Daten.

Messung des gesellschaftlichen Bewusstseins

Als Nächstes untersuchte das Projektteam Themen wie das gesellschaftliche Bewusstsein und wichtige regulatorische Fragen. Bestehende Leitlinien wurden analysiert, um Lücken zu ermitteln und Vorschläge zu unterbreiten, wobei der Schwerpunkt auf der Interaktion mit der Bevölkerung lag. Die für die drei Technologien durchgeführten ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Analysen sind auf der Projektwebsite zugänglich, zusammen mit Informationsblättern, in denen die Ergebnisse zusammengefasst sind. In den sechs Partnerländern des Projekts wurden rund 15 Wissenschaftscafés abgehalten und das TechEthos-Spiel entwickelt, um gesellschaftliche Einstellungen, Werte und Anliegen zu erfassen. „Insgesamt waren mehr als 700 Bürgerinnen und Bürger beteiligt“, sagt Buchinger. Diese Initiativen führten zu wichtigen Schlüsselerkenntnissen. Das Team stellte fest, dass die Bedenken der Menschen nicht so sehr die Technologie selbst betrafen, sondern vielmehr die Frage, wer für die Umsetzung und die Überwachung verantwortlich ist. „Die Bevölkerung hat Vertrauen, solange jemand Verantwortung übernimmt“, so Buchinger. „Wir rechneten nicht damit, dass dieses Gefühl so deutlich zum Ausdruck kommt.“ Die Bürgerinnen und Bürger brachten zudem ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass Entscheidungen zu oft von finanziellen oder populistischen Interessen geleitet werden, die auf Kosten der Menschen und des Planeten gehen. „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, dass es unabhängige Forschungsethikstellen gibt, die als Vermittler fungieren“, so Buchinger.

Integration von Ethik in die Technikgestaltung

Zu den Ergebnissen des Projekts gehört die TechEthos Anticipatory ethics Matrix (TEAeM), ein detailliertes Rahmenwerk, das die wirksame Steuerung neuer Technologien durch eine Kombination bestehender Rahmenwerke wie ATE Plus, Ethical Impact Assessment und einen Ansatz für Zukunftsstudien unterstützt. Die Projektwebsite bietet Vorschläge für die Überarbeitung bestehender operativer Leitlinien für Geoengineering, Neurotechnologien und Technologien der digitalen erweiterten Realität sowie das Social Readiness Tool. Das Team trug auch zur Überarbeitung des Europäischen Verhaltenskodex für die Integrität der Forschung bei, der im Juni 2023 veröffentlicht wurde.

Schlüsselbegriffe

TechEthos, Ethik, Technologien, Klima, Neurotechnologien, Umwelt, Cyberkriminelle, erweiterte Realität, Geoengineering

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