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Sollten wir uns Sorgen über Drogen in der Wasserversorgung machen?

Auch wenn das Wasser im Glas sauber aussieht, können sich darin eine Reihe von Arzneimittelrückständen verbergen. Manuel Valiente ist unsere Wissensquelle.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Arzneimittel können zwar bei der Behandlung von Krankheiten und Leiden, die uns beeinträchtigen, Wunder bewirken, aber was danach mit ihnen geschieht, ist problematisch. Wie fast alles, was wir zu uns nehmen, gelangen auch diese Pharmazeutika irgendwann in die Kanalisation. Wenn sie nicht ordnungsgemäß beseitigt werden, können sie schließlich in das Grundwasser, das Oberflächenwasser und sogar in unser Trinkwasser gelangen. „Pharmazeutika sind so konzipiert, dass sie im Körper nicht abgebaut werden können, was bedeutet, dass es eine Menge ‚Reste‘ geben kann, die schließlich als Abfall ausgeschieden werden“, sagt Manuel Valiente, Professor für analytische Chemie an der Autonomen Universität Barcelona. Nach Angaben von Valiente können diese ausgeschiedenen Pharmazeutika selbst bei herkömmlichen Abfallbehandlungsverfahren bestehen bleiben. „Letztendlich werden sie ihren Weg in die Nahrungskette finden.“

Arzneimittel in den Wasserstrom spülen

Zwar tragen Krankenhäuser und die Unternehmen, die Arzneimittel herstellen, zu diesem Problem bei, doch der wahre Schuldige sind wir – die Menschen, die zu Hause Arzneimittel einnehmen. „Wir sind es, die diese Arzneimittel buchstäblich in den Wasserstrom spülen“, fügt Valiente hinzu. Sobald sie heruntergespült werden, gelangen diese Arzneimittel in das Abwassersystem. Anders als bei anderen Chemikalien und Verunreinigungen sind die derzeitigen Lösungen für die Abwasserbehandlung jedoch nicht in der Lage, Arzneimittelrückstände aus dem Wasser zu filtern. „Die typischen Verfahren zur Abwasserbehandlung sind für den Umgang mit dieser Art von Verbindungen in so niedrigen Konzentrationen einfach nicht vorbereitet“, bemerkt Valiente. „Daher können sie in unser Trinkwasser gelangen.“

Krebserregend, erbgutverändernd und womöglich sogar giftig

Laut Valiente kann diese Verunreinigung sogar direkte Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, insbesondere auf Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Grunderkrankungen. Sie stellen außerdem eine erhöhte Gefahr für Kinder und ältere Menschen dar. „Diese Verunreinigung ist problematisch, da diese Stoffe krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend sein können“, erklärt er. Das Problem ist nicht neu, doch mit der zunehmenden Verwendung von Arzneimitteln steigt auch die Menge der pharmazeutischen Abfälle, die in die Wasserversorgung gelangen. Eingeschränkte Möglichkeiten zur Risikominderung Was kann unternommen werden, um zu vermeiden, Arzneimittel zu trinken? Leider nicht allzu viel. Sie könnten zwar Wasser aus Flaschen trinken, aber auch das ist laut Valiente nicht völlig frei von Verunreinigungen. „Zwar ist es grundsätzlich sicherer als Leitungswasser, aber wie viel sicherer es ist, hängt davon ab, ob das Unternehmen, das das Wasser in Flaschen abfüllt, zusätzlich zu den geltenden Vorschriften fortgeschrittene analytische Kontrollen durchführt“, kommentiert er. Hinzu kommen die Probleme des Kunststoffabfalls und der Nachhaltigkeit, die mit abgefülltem Wasser einhergehen. Sie könnten versucht sein, Ihre Trinkwassermenge einzuschränken. Dies ist nicht nur aus gesundheitlicher Sicht nicht ratsam, sondern auch nicht der bestmögliche Ansatz zur Begrenzung der Exposition gegenüber pharmazeutischen Abfällen. Eine effektivere Art und Weise der Abwasserbehandlung Stattdessen ist die beste Möglichkeit, die Art der Abwasserbehandlung zu verbessern – und genau daran arbeitet Valiente. Mit Unterstützung des Projekts RECOPHARMA, das über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen finanziert wurde, leitet er ein Vorhaben zur Konzeption, Entwicklung, Validierung und Demonstration einer wirksamen Behandlungm um Arzneimittel aus Abwässern zu entfernen und zurückzugewinnen. „Wir haben ein Adsorptionsmaterial entwickelt, das nachweislich in der Lage ist, Spuren bestimmter Arzneimittel in verschmutztem Wasser zu konzentrieren und zu beseitigen“, fügt Valiente hinzu. Dieses innovative Material, das in einer Kläranlage installiert wurde, wirkt im Wesentlichen wie ein Filter, der kontinuierlich nachgewiesene Arzneimittel entfernt. „Da es schwierig ist, die Menge der verwendeten Arzneimittel zu verkleinern, müssen wir uns weiterhin auf den Einsatz moderner analytischer Kontrollen fokussieren, um sehr niedrige Konzentrationen bestimmter Schadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen“, schließt Valiente. Klicken Sie hier, um mehr über Valientes Forschung zu erfahren: Pharmazeutika unserem Trinkwasser fernhalten

Schlüsselbegriffe

RECOPHARMA, Pharmazeutika, Abwasser, Wasserversorgung, Wasser, Krankheiten, Abfallbehandlung