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Isolation and Segregation Landscape. Archaeology of quarantine in the Indian Ocean World

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Erforschung von Quarantänemaßnahmen auf dem kolonialen Mauritius

Die Erforschung der Quarantänestationen auf Mauritius während der Kolonialzeit liefert wichtige Erkenntnisse für die Bewältigung der heutigen gesundheitlichen Herausforderungen ohne Diskriminierung.

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Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert erleichterten Fortschritte im Transportwesen und große Migrationsbewegungen die Verbreitung epidemischer Krankheiten. Als Reaktion auf diese Gesundheitskrisen wurden Maßnahmen und Infrastrukturen zur Ausgangsbeschränkung und Quarantäne eingeführt. Diese Maßnahmen waren jedoch im Laufe der Jahrhunderte nicht nur medizinisch motiviert, sondern dienten auch politischen und sozialen Zwecken und führten häufig zu Diskriminierungen.

Einblicke in die Quarantänestation auf Mauritius

Das Team des über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) durchgeführten Projekts ISLand konzentrierte sich auf Mauritius als Fallstudie für die historische Entwicklung des Managements epidemischer Krankheiten inmitten bedeutender menschlicher Interventionen sowie ökologischer und sozialer Veränderungen. „Unsere Untersuchung wurde unter dem Blickwinkel der historischen Archäologie durchgeführt und liefert überzeugende Beweise dafür, wie das öffentliche Gesundheitsmanagement mit Diskriminierung und Segregation, insbesondere bei marginalisierten Gruppen, zusammenhing“, erläutert MSCA-Forschungsstipendiatin Alessandra Cianciosi. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand Flat Island, eine kleine unbewohnte Insel auf Mauritius, die von 1856 bis in die 1920er Jahre vom Britischen Weltreich als Quarantänestation genutzt wurde. Das Projektteam brachte durch eine umfassende Untersuchung historischer Aufzeichnungen, einschließlich Karten und medizinischer Berichte, sowie durch umfangreiche Erhebungen und Ausgrabungen tiefgreifende Erkenntnisse über die Organisation der Quarantäneeinrichtung ans Licht. Darüber hinaus beleuchtete es die ungleiche Behandlung verschiedener sozialer Gruppen und Geschlechter sowie die Entwicklung der Quarantänepraxis im Laufe der Zeit.

Globale Auswirkungen

Die Forschenden kartierten mithilfe einer GIS StoryMap nicht nur die Funktion von Flat Island als Unterbringungsanstalt, sondern leisteten auch einen unschätzbaren Beitrag zum Verständnis des mauritischen Kulturerbes. Die Ergebnisse von ISLand haben nicht nur lokale Auswirkungen, sondern sind auch von globaler Bedeutung und bereichern die Diskussionen über das koloniale Erbe und die Dekolonisierungsprozesse, insbesondere im Kontext des Indischen Ozeans. Darüber hinaus hat die Forschung im Rahmen des Projekts Beweise dafür zutage gefördert, wie Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit während der Kolonialzeit zur Verstärkung der Diskriminierung und Segregation bestimmter sozialer Gruppen und Gemeinschaften instrumentalisiert wurden. Die weitere Zusammenarbeit mit den lokalen Interessengruppen wird sich auf die Erforschung des Quarantänefriedhofs konzentrieren. Ziel ist es, bioarchäologische Daten zu sammeln, um den Gesundheitszustand der während der Quarantänezeit Verstorbenen zu ermitteln. Diese Ergebnisse werden mit ähnlichen Daten von zeitgenössischen Friedhöfen von ganz Mauritius verglichen, um das Verständnis der historischen Gesundheitsdynamik zu verbessern.

Die Wiederentdeckung vergessener Geschichte

Trotz ihrer historischen Bedeutung – insbesondere für das Leben tausender Zugewanderter und Zwangsarbeitender – war die Quarantänestation Flat Island in Vergessenheit geraten, bis sie durch das Projekt ISLand wieder ins Blickfeld gerückt wurde. Cianciosi sagt: „Die aktuelle Herausforderung besteht darin, mit dieser Geschichte sensibel umzugehen, sie in die multikulturelle Identität von Mauritius zu integrieren und sie den Besuchenden zu präsentieren, ohne koloniale Narrative oder eine westliche Perspektive zu aufrechtzuerhalten.“ Letztlich bieten die Lehren, die aus historischen Prozessen gezogen wurden, neben den Reaktionen auf Gesundheitskrisen und Migrationsmanagement wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung moderner Strategien, die darauf abzielen, soziale Ungleichheiten und Diskriminierung zu verringern. Die Vertiefung dieser Erkenntnisse und ihr breiter Austausch werden nicht nur unser Verständnis der Vergangenheit bereichern, sondern auch die heutigen Bemühungen um die Bewältigung der aktuellen gesundheitlichen Herausforderungen und die Förderung der sozialen Gerechtigkeit unterstützen. Durch Projekte wie ISLand kann die Kluft zwischen Geschichte und Gegenwart überbrückt und eine inklusivere und gerechtere Zukunft für alle gefördert werden.

Schlüsselbegriffe

ISLand, Quarantäne, Mauritius, epidemische Krankheiten, Diskriminierung, historische Archäologie, Flat Island

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