Thema Bildschirmzeit: Geht es um Qualität statt Quantität?
Es gibt immer mehr wissenschaftliche Literatur über das Thema, wie das digitale Zeitalter, das Internet und die sozialen Medien unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinflussen. Weniger klar ist jedoch, wie sich diese Einflussfaktoren möglicherweise auf den Verstand selbst auswirken, etwa auf Gedächtnisprozesse und die soziale Kognition. Einem größeren Bericht zufolge, der in der Fachzeitschrift „World Psychiatry“ veröffentlicht wurde, hat das, was wir sehen, einen größeren Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden als die Dauer der Exposition. Ein internationales Forschungsteam hat die neuesten wissenschaftlichen Daten über Bildschirmzeit und psychische Gesundheit umfassend untersucht. Außerdem wurde eine Studie aus dem Jahr 2019 zu dem Thema erweitert, wie sich das Internet auf die psychische, kognitive und soziale Gesundheit auswirken kann.
Nicht alle Bildschirmzeiten sind gleich
Der Bericht geht über allgemeine Trends hinaus und nähert sich der Frage an, wie das Internet die psychische Gesundheit, die Kognition und das soziale Funktionieren beeinflusst. „Stellen Sie sich zwei Szenarien vor: Im ersten Fall verbringt ein junger Mensch insgesamt vier Stunden pro Tag online, wobei er ständig mit ablenkenden Benachrichtigungen konfrontiert wird, sobald sie auf dem Bildschirm erscheinen, und dann endlose Ströme von Kurzform-Medien durchscrollt, die algorithmisch auf seine Vorlieben oder Schwächen ausgerichtet sein können. Die Folge könnten eine verminderte Konzentration auf wichtige Aufgaben oder Probleme mit dem Körperbild sein, die ein geringes Selbstwertgefühl verursachen“, erklärte Mitautor Lee Smith, Professor für öffentliche Gesundheit an der Anglia Ruskin University im Vereinigten Königreich, in einer Pressemitteilung. „Im zweiten Szenario verbringt eine ältere erwachsene Person genau dieselben vier Stunden pro Tag online, nutzt diese Zeit aber stattdessen, um neue soziale Beziehungen zu knüpfen und auf Bildungsinhalte zuzugreifen, was sich positiv auf ihr Wohlbefinden und sogar auf ihre Gehirnfunktion auswirkt. Hier können wir sehen, dass die gleiche online verbrachte Zeit zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führt.“
Digitales Wohlbefinden
Es gibt immer mehr Beweise für die Auswirkungen der digitalen Medien auf das soziale Funktionieren und die Gesundheit des Gehirns. Auf der Grundlage dieser Forschungsergebnisse können konkretere Leitlinien und Strategien entwickelt werden, die den Menschen dabei helfen, die Vorteile der online verbrachten Zeit optimal zu nutzen und dabei gleichzeitig die daraus erwachsenden Risiken zu minimieren. „Gegenwärtig konzentrieren sich viele Leitlinien und Empfehlungen zur Internetnutzung auf die Begrenzung der Zeit, die wir online sind“, fügte Hauptautor Dr. Josh A. Firth von der Universität Leeds im Vereinigten Königreich hinzu. „Es ist zwar vernünftig, die Nutzung digitaler Geräte zu reduzieren, um Zeit für gesunde Aktivitäten ‚in der echten Welt‘ zu haben, aber wir können nun beschreiben, wie die Folgen unserer Nutzung digitaler Geräte durch Dinge bestimmt werden, die weit über die online verbrachte Zeit hinausgehen.“ Prof. Smith stellte abschließend fest: „Anhand der Zusammenführung der neuesten Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft, der Bevölkerungsgesundheit und psychologischen Studien kann dieser Bericht beschreiben, wie die positiven oder negativen Auswirkungen der Internetnutzung für den einzelnen Menschen durch einfache Dinge wie das Alter und den soziodemografischen Status sowie durch komplexe Faktoren rund um die tatsächliche Art des ‚Online-Lebens‘ der Einzelpersonen beeinflusst werden können.“
Schlüsselbegriffe
Bildschirmzeit, online, Gesundheit, Wohlbefinden, Internet, soziale Medien, digitale Geräte, Internetnutzung