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Latin Relics in a Greek Egypt

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Ägyptische Papyri: Latein, wo Griechisch zu erwarten wäre

Eine beispiellose Untersuchung ägyptischer Papyri aus dem 4. bis 7. Jahrhundert n. Chr. offenbart den Wunsch der oströmischen Regierung, ihre prestigeträchtige Verbindung zum Ruhm Roms noch lange nach dem Fall des Weströmischen Reiches aufrechtzuerhalten.

Das Römische Reich dehnte sich ab 31 v. Chr. kontinuierlich aus und umspannte auf seinem Zenit im Jahr 117 n. Chr. schließlich drei Kontinente. In den westlichen Provinzen wurde in allen Verwaltungsebenen sowie in der Zivilgesellschaft ausschließlich Latein verwendet. Die östlichen Provinzen nutzten das Griechische für Verwaltungszwecke und behielten im Alltag ihre zahlreichen Regionalsprachen bei. Folglich waren Giulio Iovine, der unter der Betreuung von Maria Chiara Scappaticcio von der Universität Neapel Federico II(öffnet in neuem Fenster) arbeitet, und Fabian L. W. Reiter von der Universität Bologna(öffnet in neuem Fenster) fasziniert von der Entdeckung, dass Papyri aus Ägypten im römischen Osten aus dem 4. bis 7. Jahrhundert n. Chr., der Zeit der arabischen Eroberungen, lateinische Texte enthielten. Hier sollte mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen(öffnet in neuem Fenster) im Rahmen des Projekts LAREGRE(öffnet in neuem Fenster) weitergeforscht werden.

Das Weströmische und das Oströmische Reich

Da Latein die offizielle Sprache des Römischen Reiches war, erschien es nicht verwunderlich, dass vor 285 n. Chr., als Kaiser Diokletian an die Macht kam, einige lateinische Texte im Osten erschienen. Diokletian begann jedoch damit, das Reich in einen westlichen und einen östlichen Teil aufzuteilen. Deshalb war es nicht offensichtlich, warum bestimmte offizielle Dokumente in Ägypten nach der Herrschaft Diokletians teilweise oder insgesamt in Latein abgefasst wurden. Zudem wurden die Reiche 395 n. Chr. formell getrennt und unabhängig voneinander regiert (der westliche Teil von einem lateinischsprachigen Kaiser in Rom und der östliche von einem griechischsprachigen in Konstantinopel), wobei diese Situation bis zum Ende des Weströmischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. andauerte. Iovine fragte sich, warum die lateinische Sprache auch nach dieser formellen Trennung und weit über das Ende des Weströmischen Reiches und das weitere Wachstum des Oströmischen Reiches (des Byzantinischen Reiches) hinaus weiter hätte verwendet werden sollen.

Lateinische Texte auf ägyptischen Papyri unter Diokletian und in der Zeit danach

Iovines Untersuchung von fast 400 Papyri ergab, dass der kaiserliche Hof in Konstantinopel in einigen Dokumenten Latein benutzte. Viele lateinischsprachige Flüchtlinge halfen dort bei der Anfertigung dieser Dokumente, die dann vervielfältigt und in den Provinzen verteilt wurden. „An den Rändern des Oströmischen Reiches wurde die offizielle Korrespondenz zwischen Armee und Zivilverwaltung oft in einem sehr komplizierten und dichterischen Latein verfasst, das in den Rechtsschulen der größten Städte des Ostens gelehrt wurde“, fährt Iovine fort. Dokumente, die weniger wichtig waren oder von weniger bedeutenden Beamten bearbeitet wurden, enthielten ebenfalls Spuren der lateinischen Sprache als Zeichen der Authentizität, die sie offiziell mit Rom und dessen Macht verband. Außerdem betrachteten viele Höflinge und Intellektuelle den Gebrauch der lateinischen Sprache als ein Zeichen von Prestige, unabhängig davon, ob sie die Sprache beherrschten oder nicht. Iovine stellte außerdem fest, dass Notare, pensionierte Soldaten, christliche Gemeinschaften und andere, die nicht dazu verpflichtet waren, in ihren offiziellen Dokumenten oder ihrer privaten Korrespondenz Latein zu verwenden, dies taten, um ihren Schriften Bedeutung zu verleihen.

Latein als Verbindung zum Prestige des Römischen Reiches

Iovine fährt fort: „Es stellte eine Herausforderung dar, aus den spärlichen Beweisen Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich musste viele meiner Theorien aufgeben, da ich sie weder beweisen noch widerlegen konnte. Dennoch gehört das Entziffern schriftlicher Artefakte oder das Verstehen und Korrigieren eines niedergeschriebenen Textes zu den schönsten Aufgaben auf dem Gebiet des Altertums.“ Iovines akribische Recherchen rücken den Gebrauch des Lateinischen in Ägypten vom 4. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. in ein neues Licht. Er scheint nicht einem politischen oder administrativen Zweck zu dienen, sondern vielmehr die Art und Weise zu sein, wie die ägyptischen Herrscher die Verbundenheit Ägyptens mit der einst größten und mächtigsten politischen und militärischen Staatsform der Welt zum Ausdruck brachten und verstärkten.

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