Interdisziplinäre Ausbildung für Interventionen zur Gesundheitsförderung
Traditionelle, isolierte Ansätze sind ungeeignet, um die großen gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Die Zunahme chronischer Erkrankungen, das Auftreten von psychischen Problemen, Pandemien und tief verwurzelte gesundheitliche Ungleichheiten spiegeln nicht nur medizinische Probleme, sondern komplexe gesellschaftliche Herausforderungen wider. Daher sind Fachkräfte mit Fähigkeiten und Kenntnissen aus verschiedenen Bereichen der Schlüssel zum Schutz der menschlichen Gesundheit in der Zukunft. „Was wir brauchen, ist nicht nur interdisziplinäres Fachwissen, sondern auch transdisziplinäre und sektorübergreifende Zusammenarbeit“, erklärt Sebastien Chastin(öffnet in neuem Fenster), Professor für Dynamik des Gesundheitsverhaltens an der Caledonian Universität Glasgow(öffnet in neuem Fenster) und Projektkoordinator von Health CASCADE(öffnet in neuem Fenster). „Das bedeutet, dass wir über Grenzen zwischen akademischen Disziplinen hinweg auch institutionelle, berufliche und gesellschaftliche Grenzen überschreiten müssen. Das ist der Kern der Ko-Kreation.“ Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen(öffnet in neuem Fenster) das Projekt Health CASCADE durchgeführt, um ein europäisches Netz für die Ausbildung der nächsten Forschungsgeneration aufzubauen. Ziel war es, fachübergreifendes wissenschaftliches Fachwissen zu vermitteln und die Teilnehmenden in die Lage zu versetzen, sektorübergreifend zusammenzuarbeiten, z. B. in den Bereichen Gesundheitswesen, Regierung und Zivilgesellschaft. „Health CASCADE steht für eine notwendige Verlagerung von top-down, expertengesteuerten Modellen zu kollaborativen, systembasierten Lösungen“, sagt Chastin. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Integration neuer digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz (KI) zur Verbesserung und Unterstützung des Ko-Kreation-Prozesses. Diese wurden zum Beispiel zur Analyse komplexer qualitativer Daten und zur Unterstützung der Entscheidungsfindung genutzt.
Ein dauerhaftes europäisches Ausbildungsnetz aufbauen
Im Rahmen des Projekts Health CASCADE wurde ein erstklassiges Ausbildungsprogramm für 15 Promovierende erarbeitet, über das sie die erforderlichen Kenntnisse erlangen, um auf dem aufstrebenden Gebiet der Ko-Kreation im Gesundheitswesen führend zu werden. Das Schulungsprogramm umfasste ein breites Spektrum an Themen, von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden über die Verbreitung und Kommunikation von Forschungsergebnissen bis hin zu öffentlichem Engagement sowie Projekt- und Datenmanagement. „Die Ausbildung war sehr flexibel, und die Teilnehmenden wurden ermutigt, das Programm mitzugestalten, indem sie Themen und Methoden vorschlugen, die ihren Bedürfnissen am besten entsprachen“, so Chastin. Neben der Ausbildung nahmen die Teilnehmenden an internationalen Entsendungen zu Partnerorganisationen teil, um ihre Kompetenzen zu erweitern und berufliche Netzwerke aufzubauen. Im Rahmen des Projekts wurde auch ein transdisziplinäres Ökosystem für die Ko-Kreation-Wissenschaft aufgebaut, mit gemeinsamen Instrumenten, offenen Schulungsressourcen und Kooperationsprozessen zwischen Institutionen. „Unser Ziel war es, eine dauerhafte Infrastruktur für eine transformative, gemeinsam kreierte Wissenschaft im Bereich der öffentlichen Gesundheit aufzubauen“, fügt Chastin hinzu.
Das Konzept der Ko-Kreation fördern
Über Health CASCADE wurde gezeigt, wie die Anwendung digitaler Technologien die Ko-Kreation als praktikable wissenschaftliche Methode im Bereich der öffentlichen Gesundheit erleichtern kann. Das Team hat eine solide wissenschaftliche Grundlage für die Theorie, die Methoden, die Technologien und die Bewertungsstrategien geschaffen, auf der nun aufgebaut werden kann. „Wir sind besonders stolz darauf, Dutzende von Ko-Kreation-Projekten in ganz Europa durchgeführt zu haben, bei denen wir direkt mit Gemeinden, Gesundheitsfachkräften, politischen Entscheidungsverantwortlichen und anderen Interessengruppen zusammengearbeitet haben, um reale Herausforderungen zu bewältigen“, so Chastin. „Diese Projekte dienten als Reallabors, in denen wir unsere Methoden in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen getestet, verfeinert und validiert haben.“
Ko-Kreation im europäischen Gesundheitswesen etablieren
Die Forschenden hoffen, dass die Arbeit von Health CASCADE dazu beitragen wird, Ko-Kreation als zentralen Ansatz in den europäischen Gesundheitssystemen zu etablieren – als evidenzbasierte Methode zur Bewältigung komplexer gesundheitlicher Herausforderungen. Das Team arbeitet nun an der Gründung eines speziellen Sozialunternehmens, das auf den Aufbau von Kapazitäten für Ko-Kreation in ganz Europa und darüber hinaus spezialisiert ist. Die Forschungsarbeiten zu Themen wie hybride kollektive Intelligenz und sektorübergreifende Ko-Kreation werden über neue Promotionsnetzwerke, darunter das Projekt Data2Action(öffnet in neuem Fenster), fortgesetzt. „Wir sehen dies als eine langfristige Bewegung mit einem wachsenden Ökosystem von Menschen, Organisationen und Ideen, die sich dafür einsetzen, die Art und Weise neu zu definieren, wie Wissen und Lösungen für das öffentliche Wohl geschaffen werden“, sagt Chastin.