Durch besseres Verständnis zur optimalen Verglasung
Fenstern, die aufgrund mangelnder Isolation große Wärmeverluste oder Wärmegewinne verursachen, der Energieverbrauch, der zur Aufrechterhaltung eines zum Arbeiten geeigneten Raumklimas erforderlich ist. Lassen die Fenster zu viel Licht durch, so kann dies bei den Mitarbeitern zu einer Überanstrengung der Augen und zu schnellem Ermüden führen. Reflektierendes Glas erzeugt grelle Spiegelungen, die störend auf vorbeifahrende Autofahrer wirken können, während getöntes Glas zwar die Lichtintensität und die Lichtabsorption erhöht, aber andererseits den Energieverbrauch für die elektrische Beleuchtung steigen lässt. Die Technologie der Fensterscheiben, die sich in den letzten Jahren rasant entwickelt hat, bietet inzwischen bewährte Möglichkeiten zur Ausstattung von Gebäuden mit der jeweils optimalen Verglasung. Doch trotz der Vielfalt der heute verfügbaren Lösungen, deren Spektrum von Fenstern, deren Doppelglasscheiben mit einem Gas geringer Wärmeleitfähigkeit gefüllt sind, über Wärme absorbierende Verglasungen und von Fenstern mit spektralselektiven Beschichtungen bis zu emissionsmindernden Metalloxidbeschichtungen (Low-E-Coatings) reicht, ist die Auswahl der richtigen Fensterscheibe alles andere als einfach. Offensichtlich gibt es keinen Fenstertyp, der sich für alle Anwendungsfälle gleich gut eignet, so dass die jeweils optimale Lösung höchstwahrscheinlich aus einer Mischung unterschiedlicher Fensterscheibenarten besteht. Im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts IMAGE jedoch wurden zeitgleich zwei Studien durchgeführt, um zu einem besseren Verständnis der hierfür maßgeblichen Problematik zu gelangen. In der ersten wurde ein Standard-Prüfverfahren zur quantitativen Beurteilung der physikalischen Eigenschaften entwickelt, die moderne Verglasungssysteme unter Laborbedingungen und im praktischen Einsatz aufweisen. In der zweiten Studie wurde das nutzbare Marktpotenzial untersucht, wobei Faktoren wie etwa die Bestimmung des Umwelt-Lebenszyklus betrachtet sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse für die Anwendung moderner Verglasungssysteme erstellt wurden. Zusätzlich wurden Studien zur Design-Integration gestartet, um zu Rückmeldungen zu gelangen, die für Hersteller von großer Bedeutung sind, die sich ein genaues Bild sowohl von den Kräften des Marktes als auch den dafür maßgeblichen Beschränkungen machen wollen. Das Projekt führte bislang zur Entwicklung ein Simulationssoftware, mit deren Hilfe die Eigenschaften von Verglasungssystemen in Modellen nachgebildet werden kann, sowie des neuen Software-Support-Tools GDST (Glazing Design Support Tool), mit dem die Hersteller ihre Produkte in einer Mehrvarianten-Leistungsanalyse eingehend beurteilen können. Die Innovation gegenüber den Standard-Prüfverfahren liegt in der Fähigkeit dieser Lösung, die Leistungsfähigkeit der Produkte unter einer Vielzahl von realen klimatischen Bedingungen aufzuzeigen, sowie in der Einführung einer Reihe von Standards oder "IPV-Bewertungen" (Integrated Performace View), in denen das Gesamtverhalten in repräsentativen Matrizen wie z.B. Raumkomfort, Energieverbrauch, Umweltbelastung und in einer vergleichenden Analyse unterschiedlicher Auslegungen zusammengefasst ist. Glas als Werkstoff mag zwar klar sein, doch durchsichtig wie Glas ist eine gelungene Integration moderner Verglasungssysteme zur Erzielung optimaler Umwelt- und Energieverhältnisse deshalb noch lange nicht.