Grenzüberschreitende Abwanderung medizinischer Fachkräfte
Politische Maßnahmen, um Fachkräfte langfristig zu binden und Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen zu verbessern, gewinnen auf dem globalisierten Arbeitsmarkt enorm an Bedeutung. Als Grund für die Abwanderung wird häufig die berufliche Entwicklung genannt – wie sich dies aber konkret auf die europäischen Gesundheitssysteme auswirkt, wird erst nach und nach klar. Das EU-finanzierte Forschungsprojekt HEALTH PROMETHEUS (Health professional mobility in the European Union study) veröffentlichte unter dem Titel "Health Professional Mobility and Health Systems: Evidence from 17 European Countries" (Mobilität medizinischer Fachkräfte und Gesundheitssysteme: Fallstudien aus 17 europäischen Ländern) eine Sammlung von Fallstudien, die Aufschluss über Gründe und Hintergründe sowie die Auswirkungen der Abwanderung gibt. Auch die persönliche Motivation des Einzelnen, Instrumente, die Interessenvertretern zur Verfügung stehen, um dem gegenzusteuern, wie auch künftige Szenarien und Ausmaße der Abwanderung wurden von den Projektpartnern dokumentiert. Zudem wertete das Projekt zukunftsträchtige politische Strategien auf internationaler Ebene aus, um der Thematik Abwanderung zu begegnen, u.a. den globalen Verhaltenskodex (GCP) der Weltgesundheitsorganisation WHO für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften. Bewertet wurde, wie erfolgreich Maßnahmen in den einzelnen Ländern greifen - von der nationalstaatlichen Politik bis hin zu innovativen Ansätzen auf Management-Ebene. Untersucht wurde auch die Rolle von Rekrutierungsagenturen, Personalplanern, Gesundheitsfachkräften und grenzüberschreitenden Vereinbarungen zwischen den Ländern. HEALTH PROMETHEUS zufolge sind alle europäischen Länder in gewisser Hinsicht von Abwanderung betroffen. Entsprechende Maßnahmen sollten darauf abzielen, Fachkräfte langfristig zu binden, indem Arbeitsbedingungen verbessert, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert und auch berufliche Perspektiven erweitert werden. Die Informationen könnten Entscheidungsträgern bei der Planung künftiger Maßnahmen helfen, um medizinische Fachkräfte zu rekrutieren oder zu binden.