Tuberkuloseimpfung: Lernen von den "Kleinen"
Tuberkulose ist eine schwerwiegende Erkrankung, hervorgerufen durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis. Der derzeit gängigste Impfstoff ist der Bazillus Calmette-Guerin (BCG), er bietet jedoch nur in den ersten Lebensjahren ausreichend Schutz. Um die Krankheit wirksam zu bekämpfen und die Prävention bei Erwachsenen zu verbessern, wird intensiv nach neuen Therapien gesucht. Mit diesem Ziel untersuchte das EU-finanzierte Projekt NEOTIM (Innate and adaptive immunity in clinical and experimental mycobacterial infection in neonates and infants) die Immunreaktion Neugeborener auf eine Tuberkuloseinfektion. Speziell beobachteten die Projektpartner die Immunreaktion auf mykobakterielle Infektionen an bestimmten Immunzellen in Tiermodellen, und zwar an T-Lymphozyten und dendritischen Zellen. Die Zellen gehören zu den weißen Blutzellen des Immunsystems und werden u.a. bei Infektionen mit M. tuberculosis aktiviert. NEOTIM analysierte detailliert die menschliche Immunreaktion auf eine solche Infektion an "humanisierten" Mäusen, die mit menschlichen Immunzellen behandelt worden waren. Daraufhin verglich man die Immunreaktion entsprechender menschlicher Altersgruppen. Das Projekt testete auch ein viel versprechendes neues Vakzin auf Basis des bakteriellen Proteins HBHA (Heparin-bindendes Hämagglutinin). Erfasst wurden klinische und genetische Daten von Neugeborenen mit erhöhter Infektionsanfälligkeit. In weiteren Analysen wurde nach neuen Suszeptibilitätsgenen gesucht, um künftig das Infektionsrisiko besser einzuschätzen. Insgesamt trug NEOTIM neue Erkenntnisse zu den Immunreaktionen gegen M. tuberculosis im Kindesalter bei. Zusammen mit neuen Suszeptibilitätsgenen und der Entwicklung neuer Vakzine könnte dies helfen, das Wiederaufflammen der tödlichen Erkrankung einzudämmen.