Frauen als Forscherinnen und Physikerinnen
Aus neuesten Studien geht hervor, dass vor allem die Naturwissenschaften wie etwa die Physik unter Nachwuchsmangel leiden und vor allem der Frauenanteil dort deutlich zurückgeht. Darüber hinaus verzichten viele hochqualifizierte Forscherinnen frühzeitig auf eine Karriere. Die Gründe hierfür sollen nun vor allem in kulturellem und historischem Kontext betrachtet werden, was sich das EU-finanzierte Projekt UPGEM (Understanding puzzles in the gendered European map brain drain in physics through the cultural looking glass) zum Ziel gesetzt hatte. Eine Analyse der Geschlechterverteilung in Europa zeigt, dass in Ost- und Südeuropa mehr Frauen eine Physikerlaufbahn einschlagen als in nordeuropäischen Ländern. Daraus ergaben sich auch informelle Aspekte, die die akademische Berufswahl beeinflussen, und Verknüpfungspunkte zwischen wissenschaftlicher Laufbahn und sozialen bzw. kulturellen Veränderungen. Das Projekt führte Analysen aus Dänemark, Estland, Italien, Polen und Finnland zusammen und analysierte Parameter wie Karrierelaufbahn, Identität, Wettbewerb und Arbeitsumfeld. Genauer betrachtet wurde auch die landesspezifische Ausprägung der so genannten "gläsernen Decke", die Frauen in der Forschung den beruflichen Aufstieg verwehrt. UPGEM empfahl stringentere Maßnahmen, um Frauen für die Physik zu begeistern und kulturelle Muster zu durchbrechen, die weibliche Ambitionen auf eine solche Laufbahn behindern. Eine weitere Perspektive zum Zusammenhang zwischen Frauen und Wissenschaft (Physik) waren die drei unterschiedlichen Arbeitskulturen in der Physik - Herkules, Teamplayer und Arbeitsbiene. Wie sich zeigte, haben diese unterschiedliche Typen Einfluss auf die Laufbahn von Forscherinnen im Hinblick auf "Klasse" gegenüber dem "Geschlecht", insbesondere auf die unterschiedlichen Karrieremuster. Insgesamt trug das Projekt wertvolle Informationen zum Arbeitumfeld weiblicher und männlicher Forscher in Physikinstituten an mehr als 20 europäischen Universitäten bei. Im Internet und mehreren Fachzeitschriften wurden zahlreiche Berichte und Ergebnisse veröffentlicht. So wird deutlich, welche Faktoren eine Karrierelaufbahn fördern und wie wichtig es ist, den Frauenanteil in der europäischen Forschung anzugleichen.