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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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FTE-Erfolgsstorys - Lupinenproteine als Helfer im Kampf gegen Diabetes, Fettleibigkeit und Lebensmittelallergien

Diabetes und Fettleibigkeit treten in Form einer anschwellenden globalen Epidemie auf. Zunehmend Besorgnis erregen die damit verbundenen gesundheitlichen Komplikationen. Diese oft tödlich endende Kombination hat im englischsprachigen Raum inzwischen sogar eine eigene Bezeichnung: "Diabesity", ein Kunstwort aus "Diabetes" und "Obesity" (Fettleibigkeit). Findet sich ein natürliches Mittel zur Eindämmung und Behandlung dieser Erkrankung, so könnten Millionen Menschen davon profitieren und im Gesundheitswesen erhebliche Kosteneinsparungen realisiert werden. Deshalb untersucht ein von der EU finanziertes Projekt das gesundheitsfördernde Potenzial der Proteine eines Getreides, das traditionell im Mittelmeerraum angebaut wird.

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Die in Betracht kommenden Proteine (Beta-Conglutine) gehören zu dem Getreide Lupinus angustifolius, das auch den Namen schmalblättrige Lupine trägt. Das hinter dem EU-finanzierten Projekt LUPIN-Challenge stehende multidisziplinäre Team geht davon aus, dass diese Proteine Antworten auf die Frage der Prävention von Diabetes und Fettleibigkeit sowie weitere Probleme liefern könnten, die im Zusammenhang mit Nahrungsmittelallergien stehen. Der potenzielle Nutzen dieses Dreijahresprojekts ist enorm. Eine Enträtselung der Geheimnisse dieser Proteine könnte der erste Schritt in die Richtung der Zubereitung alternativer, mit Lupine angereicherter Lebensmittel sein, die der Gesundheit dienen. Man verspricht sich außerdem deutliche Fortschritte in klinischen Studien zu Lebensmittelallergien. Diabetes mit einem natürlichen Ansatz gegenübertreten "Diese Forschung ist Teil eines laufenden Arbeitsprogramms, das sich mit der Identifikation von Schlüsselgenen (Erbeinheiten in lebenden Organismen) im Lupinensamenspeicherproteinpool (Seed Storage Protein, SSP) beschäftigt. Ein Teil dieser Resultate wurde kürzlich veröffentlicht", berichtet Projektforscher Dr. José C. Jiménez-López. "Das LUPIN-Challenge-Projekt verfolgt das Ziel, noch mehr Einblicke in die molekulare Rolle und die Mechanismen zu gewinnen, die deren Fähigkeit zugrunde liegen, die Insulinsensitivität zu erhöhen und/oder den Appetit zu reduzieren." Die Insulinsensitivität ist die Empfindlichkeit der Körperzellen bzw. Der Insulinrezeptoren gegenüber Insulin bei Menschen, die einen normalen oder niedrigen Spiegel des Hormons Insulin brauchen, um Glukose zu verarbeiten. Auf lange Sicht kann dieses Wissen bei der Konzeption und Entwicklung von gesundheitsfördernden Lebensmitteln auf Lupinenbasis nützlich sein, um den Kampf gegen das epidemieartige Erkranken an Diabetes und Adipositas zu unterstützen, das gegenwärtig die Welt heimsucht. Die Europäische Vereinigung für die Erforschung der Adipositas (European Association for the Study of Obesity) schätzt, dass es innerhalb des nächsten Jahrzehnts über 20 Millionen übergewichtige Kinder (5 Millionen davon fettleibig) geben wird. Warum gilt nun das Projekt LUPIN-Challenge als dermaßen innovativ? Fakt ist, dass bislang nur wenige Studien den möglichen medizinischen Nutzen des Samenspeicherproteins von Pflanzen untersucht haben, das nachweislich "antihyperglykämische" Effekte hat, die bei der Bekämpfung von Diabetes Typ 2 nützlich sind. Diese Proteine, so Dr. Jiménez-López, stellten neuartige, wirkungsvolle und bezahlbare Lösungen für ein Problem in Aussicht, das sich zu einer der weltweit kostspieligsten Seuchen entwickelt habe. Schwerpunkt Lebensmittelallergien Das Projektteam arbeitet außerdem an der Untersuchung der molekularen Rolle, die Lupinen-Beta-Conglutine bei Lebensmittelallergien spielen. Die Forscher verfolgen langfristig das Ziel, dieses Wissen zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Nahrungsmittelallergien heranzuziehen. Wie im Fall vieler Leguminosen, sind Samenproteine der Lupinenarten potenzielle Auslöser von Lebensmittelallergien. Die Prävalenz von Allergien gegenüber Nahrungsmitteln variiert von Land zu Land, aber die höchsten Raten finden sich bei Kindern zwischen 0 und 14 Jahren. Lebensmittelallergien betreffen mehr als ein Viertel, 26 %, der Weltbevölkerung. Bislang sind jedoch nur wenige Voruntersuchungen zu den allergischen Aspekten der Lupinensamenproteine durchgeführt wirden. "Ein Erkenntnisgewinn in Bezug auf spezielle molekulare Gesichtspunkte der Lupine wird uns Strategien zur Verbesserung klinischer Studien, der Allergiediagnostik und zur Zucht allergenreduzierter Lupinenlinien liefern", sagt Dr. Jiménez-López. "Und über das Dreijahresprojekt hinaus könnten die langfristige Entwicklung und Vermarktung patentierter Diagnosekits und Allergieimpfstoffe auf Grundlage der Resultate dieses Projekts auch wichtige wirtschaftliche und soziale Vorteile haben." Insgesamt wird der Nutzen von LUPIN-Challenge weit über seinen dreijährigen Zeitraum hinaus wirken. In der Tat könnte sich dieses spannende Projekt als ein maßgeblicher Katalysator für einen Wandel erweisen. Derzeit ist die schmalblättrige Lupine in Europa eher keine verbreitete Kultur, aber neben der Arbeit in dem multidisziplinären Projektteam hofft Dr. Jiménez-López beweisen zu können, dass in dieser Pflanze bedeutendes Potenzial steckt. Während die Zucht von Kultursorten zum Einsatz in funktionellen Lebensmitteln oder für Allergentests erst noch richtig in Fahrt kommen muss, ist dieses Potenzial bereits klar erkennbar. - Vollständige Bezeichnung des Projekts: "Characterization of Lupin B-Conglutin Seed Proteins with a Focus on Health Benefits and their Role in Allergenicity" - Projektakronym: LUPIN-Challenge - Website der University of Western Australia, Website des spanischen Nationalen Forschungsrats - Projektreferenznummer: 301550 - Name/Land der Projektkoordinatoren: University of Western Australia, UWA Institute of Agriculture (Australien) und Agencia Estatal Consejo Superior de Investigaciones Cientificas, CSIC (Spanien) - Gesamtprojektkosten: 267 049 EUR - Beitrag der EK: 267 049 EUR - Projektbeginn/-ende: August 2012 bis Juli 2015