Neue Forschung an Pilzerkrankungen
Die beiden am schwersten zu kontrollierenden Kompostpathogene des gängigen Pilzes Agaricus bisporus sind der Trichoderma aggressivum, welcher grünen Kompostschimmel verursacht, und MVX (Mushroom Virus X). Die Chemikalien, die zur Bekämpfung des zuvor genannten Pilzes verwendet wurden (Formaldehyd und Carbendazim), sind in der EU zur Verwendung bei der Pilzzucht nicht mehr zulässig und für eine effektive Behandlung des zuletzt genannten Virus ist kein Mittel verfügbar. Im Zuge des EU-finanzierten Projekts MUSHTV(öffnet in neuem Fenster) (Solutions for the mushroom industry to emerging disease threats from Trichoderma and virus) wurde daran gearbeitet, neue Informationen über diese kompostbezogenen Erkrankungen sowie neue Diagnoseinstrumente bereitzustellen. Die Forscher stießen auf zahlreiche vielversprechende Desinfektionsmittel, die im Labor Sporen von T. aggressivum und A. bisporus (diese können Viren übertragen) abtöten könnten. Als sich die Organismen jedoch in Kompostpartikeln befanden, gestaltete sich die Abtötung des A. bisporus schwer und die Abtötung des T. aggressivum äußerst schwer. Dies verdeutlichte die Bedeutung einer gründlichen Reinigung und von Hygieneregelungen. Die Forschung an Bacillus subtilis als Pflanzenschutzmittel gegenüber T. aggressivum führte bei einer Verwendung mit größerem inkubierten Kompost nicht zu erfolgreichen Ergebnissen. B. subtilis und ein zweites Pflanzenschutzmittel erwiesen sich zudem gegenüber weiteren Pilzpathogenen (Trockenfäule, Weichfäule und Spinnwebschimmel) als ineffektiv, auch wenn der aktive Bestandteil Metrafenon einen guten Schutz aufwies. Mehrere EU-Länder haben dessen Verwendung zugestimmt. Es ist weitere Forschung erforderlich, um effektive Pflanzenschutzmittel zu bestimmen. Ein weiterer Teil des Projekts war der genetischen Charakterisierung von Viren in Pilzen gewidmet, die mit MVX infiziert sind. Das Team identifizierte 17 unterschiedliche Viren, von denen 16 neu für die Wissenschaft waren. Dies verdeutlichte die Herausforderungen, denen die Industrie gegenübersteht. Die Forscher untersuchten zudem die Geschwindigkeit und das Muster bei der Ausbreitung von T. aggressivum Pilzkomposttunneln. Das technisch fortschrittliche Verfahren der „Massenabfertigung“ von Kompost führte nachweislich zu einer Verschlimmerung der Auswirkungen kleiner lokaler Infektionen und verdeutlichte ebenfalls die Wichtigkeit einer gründlichen Reinigung und von Hygieneregelungen. Die Resultate zeigten, dass sich über flüchtige organische Stoffverbindungsprofile in Pilotkomposttunneln für eine massenweise Inkubation die Präsenz von T. aggressivum feststellen lässt. Es ist nicht bekannt, ob eine Erkennung auch in industriellen Tunneln möglich ist. Dieses Wissen hat einen Beitrag zur Entwicklung potenzieller neuer Diagnosetests geleistet, die auf flüchtigen Stoffen basieren. Die Projektpartner haben der Pilzindustrie neue Fachkenntnisse in Form von Factsheets, Workshops und Seminaren vermittelt. Es wurden überdies fortschrittliche Diagnosemethoden zur Erkennung von T. aggressivum und MVX entwickelt. Die MUSHTV-Resultate werden der Pilzindustrie als Ganzes mehr Fachwissen bescheren und für einen effizienteren Umgang mit Krankheitsbedrohungen sorgen, um die Abhängigkeit und Anwendung von Pestiziden zu verringern. Dies hat bedeutende ökonomische Vorteile für die Industrie. Eine reduzierte Verwendung von Pestiziden hat ebenfalls positive Auswirkungen für Gesellschaft und Umwelt im Hinblick auf qualitativ hochwertige Nahrungsmittel und den Umweltschutz.