Zur Immunabwehr von Salmonelleninfektionen
Bei Schafen kann eine Infektion mit der S.enterica-Unterart Abortus-ovis zum Abort führen. Diese Tierkrankheit ist vor allem in Regionen relevant, die zum Großteil von der Schafindustrie leben. Bekannt ist, dass der Erreger das Immunsystem des Wirts umgeht – wie er dabei vorgeht und welche Mechanismen er einsetzt, ist allerdings noch unklar. Das langfristige Ziel des EU-Projekts SALMONELLA ist nun, das Infektionsgeschehen des S.Abortus-ovis-Erregers im Detail zu enthüllen.Vergleiche zwischen verschiedenen Salmonellenarten machen die Umgehung des Immunsystems für die Persistenz von S.Abortus-ovis verantwortlich. Normalerweise erkennt das Immunsystem eine Translokation von Bakterien aus dem Darmlumen anhand von Mustererkennungsrezeptoren wie den so genannten Toll-like Rezeptoren (TLR), die in der Lage sind, molekulare mikrobenassoziierte Muster zu erkennen, durch die sich Bakterien von viralen oder parasitären Erregern unterscheiden. Ein Vergleich der Symptomatik von S.Abortus-ovis und S.Typhimurium belegte diese auffälligen Unterschiede. Mit S.Abortus-ovis infizierte Tiere präsentieren weder Darmentzündung noch Durchfall. Allerdings ruft S.Abortus-ovis am Ort der Infektion eine chronische Entzündung hervor, die zum Abort führt. Somit lautet die zentrale These des Projekts, dass der direkte Kontakt zwischen S.Abortus-ovis und der Zelle keine Immunantwort auslöst und die Infektion nicht bekämpft wird.Erstmals wurde im Rahmen des Projekts nun die Interaktion zwischen S.Abortus-ovis und TLR untersucht. Versuche mit einer Zelllinie, die mit menschlichen TLRs transfiziert wurde, zeigten, dass bei S.Abortus-ovis weniger Entzündungsfaktoren freigesetzt werden als bei S.Typhimurium. Die Ergebnisse bestätigten sich an Zellen, die mit TLR von Schafen transfiziert worden waren und sollen in Kürze veröffentlicht werden. SALMONELLA lieferte damit wichtige mechanistische Einblicke, wie S.Abortus-ovis die Immunabwehr des Wirts verändert und sich der Erkennung entzieht, was die Entwicklung neuer Erregernachweise und Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten befördern könnte und vor allem für die Schafzucht interessant ist.
