Immuntherapie gegen Merkelzellkrebs
MZK ist ein äußerst aggressiver und oft tödlicher neuroendokriner Hautkrebs, der mit dem kürzlich entdeckten, weitverbreiteten Merkelzell-Polyomavirus (MCPyV) oder mit chronischer UV-Belastung in Verbindung steht. Epidemiologische Daten lassen erkennen, dass es in der EU um die 2 500 neue MZK-Fälle jährlich gibt und etwa 1000 dieser Patientinnen und Patienten an dieser Krankheit sterben werden. Obwohl weniger häufig als das Melanom, gilt das metastasenbildende Merkelzellkarzinom als die tödlichste Form des Hautkrebses. Bis vor kurzem basierte die Behandlung von MZK-Patienten ausschließlich auf einzelnen Beobachtungen, was auf das Fehlen jeglicher wissenschaftlich fundierter Entscheidungen hindeutet. Mehrere Beweislinien untermauern eine MZK-Immunogenität, was das Potenzial immunmodulierender Behandlungsstrategien anzeigt. Vor diesem Hintergrund untersuchten die Wissenschaftler des EU-finanzierten Projekts IMMOMEC(öffnet in neuem Fenster) (Immune modulating strategies for treatment of Merkel cell carcinoma) Sicherheit und Wirksamkeit einer innovativen Immuntherapie, welche die gezielte Verabreichung von Interleukin-2 in die Mikroumgebung des Tumors beinhaltet. Die Zielrichtung Interleukin-2 wurde durch Konjugation mit einem Tenascin-C-Antikörper F16-IL2 vermittelt. Gleichzeitig führten die Partner neue Instrumente zur Überwachung von Patienten ein, die bei einem Merkelzellkarzinom neben prognostischen und prädiktiven Biomarkern immunmodulierende Therapien erhalten. Sie ermittelten MZK-spezifische T-Zell-Epitope und charakterisierten spezifische T-Zell-Antworten unter Einsatz von Lymphozyten aus peripherem Blut von Patientinnen und Patienten aus ganz Europa. Zudem untersuchten sie die Mechanismen, durch die MZK der Immunantwort entgeht, sowie das entzündliche Infiltrat des Tumors auf morphologischer wie auch molekularer Ebene. Interessanterweise weisen vorläufige Daten aus dem im Rahmen von IMMOMEC erstellten MZK-Register darauf hin, dass sich neben einer zunehmenden Inzidenz die Altersverteilung der Patienten langsam auf Jüngere verlagert. Überdies scheint der virale Status des Merkelzellkarzinoms nicht mit dem klinischen Verlauf der Krankheit assoziiert zu sein. Insgesamt führte das großangelegte translationale Forschungsprogramm von IMMOMEC zu neuartigen Methoden der Immunüberwachung, die zur Analyse lokalisierter Immunantworten in der Mikroumgebung einer Vielzahl von Krebsarten eingesetzt werden könnten. In Hinsicht auf die Therapie geht man davon aus, dass die Projektbefunde über MZK-Biologie und Immunologie eine personalisierte Therapie unterstützen sowie Lebensdauer und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessern werden, auch wenn die angeworbene Patientenzahl keine signifikanten Ergebnisse einer klinischen Studie zulässt.