Primitive magnetische Anziehungskraft
Magnetfelder könnten für die Rotation und den stufenweisen Kollaps des Nebels, aus dem die Hauptbestandteile unseres Sonnensystems entstanden waren, in der Tat eine große Rolle gespielt haben. Insbesondere interne Felder, die durch einen Dynamo innerhalb von Festobjekten erzeugt werden, liefern Informationen zur Entwicklung des Mutterkörpers. Von der EU geförderte Wissenschaftler untersuchten Meteoritengesteinsproben von Planetesimalen, die die Grundbausteine von Planeten sind. Die EXTRAMAG-Untersuchung deckte verschiedene Meteoritengruppen ab, so auch kohlenstoffhaltige Chondriten, die sich in größerer Entfernung als gewöhnliche Chondriten gebildet haben sollen. Da sich diese Chondriten von einer gewöhnlichen Chondritengruppe unterscheiden, bot sich die Möglichkeit einer Einschätzung der Magnetfeldstärke in einem unbekannten Teil des frühen Sonnensystems. Eine detaillierte Paläomagnetuntersuchung zielte auf die Erforschung der Beschaffenheit und des Ursprungs von Magnetfeldern ab, die in diesen Meteoriten aufgezeichnet worden waren und eine geringe Differenzierung aufweisen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Mutterkörper kohlenstoffhaltiger Chondriten von Magnetfeldern umgeben war, die durch einen Dynamo tief im Inneren des festen Kerns erzeugt worden waren. Dessen ungeachtet wiesen weitere Meteoritengruppen keine verbleibende Magnetisierung auf. Der Magnetismus von Mondgestein, welches von Astronauten im Zuge der Apollo-Mission entnommen worden war, legt nahe, dass im Mond lange Zeit ein Dynamo ähnlich dem der Erde lief, welcher ein globales Magnetfeld erzeugte. Eine Analyse von Proben, die zur Erde zurückgeführt worden waren, half Wissenschaftlern dabei, die gesamte Entwicklung der Magnetfelder des Mondes zurückzuverfolgen. Das Alter von mehr als 100 Gesteinsarten legte nahe, dass der Dynamo vor etwa 3,2 Milliarden Jahren immer noch in Betrieb war. Es wurde davon ausgegangen, dass der kleine Kern schnell abkühlte und dass das durch den Dynamo erzeugte Magnetfeld in weniger als 800 Millionen Jahren nach der Bildung des Mondes verschwand. Forscher mussten nach alternativen Szenarien suchen, die erklären, wie der Dynamo am Laufen gehalten werden konnte. Die EXTRAMAG-Untersuchung legt nahe, dass es einen Mechanismus gegeben hat, der sich von dem erdähnlichen Dynamo unterschied. Trotz der spannenden Erkenntnisse des EXTRAMAG-Projekts bleiben viele Fragen über das Magnetfeld des Mondes unbeantwortet. Etwa wie dieses im Laufe der Zeit verschwunden ist. Ein Verständnis über die Entwicklung des Dynamos des Mondes könnte ebenfalls Erkenntnisse zu Dynamos anderer Planeten und zu kleineren Objekten wie bspw. Asteroiden liefern. Der Mond ist vergleichbar mit einem Labor, in dem Theorien über die Entwicklung von Planeten getestet werden können.