Chemische Methoden zur Immunerkennung
T-Lymphozyten sind die Hauptakteure zellvermittelter Immunantworten. Sie werden über ihren T-Zell-Rezeptor (TCR) aktiviert, wenn dieser verschiedene Peptide erkennt, die auf MHC-Molekülen anderer Zellen präsentiert werden. Für die Erkennung und Quantifizierung antigenspezifischer T-Zellen hatten Forscher bereits Reagenzien für MHC-Tetramer-Assays entwickelt. Für diese Technologie wurden vier Peptid-beladene MHC-Moleküle konstruiert, dass sie das Protein Streptavidin in einem Tetramerkomplex binden. Die Darstellung und Quantifizierung gebundener T-Zellen erfolgte mit fluoreszenzmarkiertem Streptavidin. Insgesamt ist der MHC-Tetramer-Assay optimal für den Einsatz in der Krebsimmuntherapie geeignet, um die T-Zell-Depletion bzw. Anreicherung zu überwachen. Einer breiten Anwendung stehen jedoch umständliche Synthese- und Reinigungsverfahren der jeweiligen Peptid-MHC-Reagenzien entgegen. Mit den jüngsten technologischen Fortschritten in der Festphasenpeptidsynthese (SPPS) konnten MHC-Moleküle hergestellt werden. Nun setzte das EU-geförderte Projekt "Protein stabilization by chemistry: total synthesis of an MHC class I scaffold" (PROCHEM) auch chemische Synthesetechniken zur Erzeugung von MHC-Molekülen ein. Das Ziel war, auf Basis spezifischer humaner Leukozyten-Antigen-Allele die verkürzte Version eines MHC-Moleküls herzustellen. Hierfür entwickelten die Forscher eine leere MHC-Plattform, indem sie Peptidfragmente getrennt erzeugten und über chemische Ligation verknüpften. Diese MHC-Plattform kann im Prinzip mit den gewünschten Peptidliganden beladen werden, was die Einsatzmöglichkeiten für MHC-Assay-Reagenzien erheblich erweitert. Neben der adoptiven T-Zelltherapie könnte der neue Ansatz auch in der Impfstoffentwicklung und zur Definition neuartiger Antigene verwendet werden.
Schlüsselbegriffe
Haupthistokompatibilitätskomplex, Antigen, T-Lymphozyten-Rezeptor, MHC-Tetramer-Assay, chemische Synthese