Regulierung der Myelinisierung bei neurodegenerativen Krankheiten
Bei vielen Erkrankungen des Zentralnervensystems (wie Multipler Sklerose, MS) wird die isolierende Myelinscheide zerstört, die die Axone von Nervenzellen umschließt. Diese so genannte Demyelinisierung behindert die Übertragung von Nervenimpulsen und damit die Signalkommunikation im Körper. Im Frühstadium einer MS ist meist eine kurzzeitige Remyelinisierung zu beobachten, nach der die Axone dann unaufhaltsam geschädigt werden. In einem experimentellen Setup wurde nun ein möglicher Zusammenhang zwischen Remyelinisierung und Aktivierung bzw. Differenzierung von Oligodendrozytenvorläufern (OPC) untersucht. Während der OPC-Differenzierung werden bestimmte Gene eingeschaltet, indem Transkriptionsaktivatoren, Repressoren und miRNAs zusammenwirken. Das EU-finanzierte Projekt "The role of small RNAs in remyelination" (SRNAS REMYELINATION) untersuchte die Regulierung durch miRNA und andere epigenetische Faktoren, die neurodegenerativ bzw. neuroprotektiv wirken. Hierfür wurde mit transgenen Tieren gearbeitet, die eine Deletion in Dicer oder DCGR8 aufwiesen – Schlüsselmolekülen, die für die Reifung von sRNA (small RNA) zuständig sind. Die Forscher beobachteten, dass das für die korrekte miRNA-Transkription benötigte Protein DCGR8 wichtig für die Funktionsfähigkeit eines neuronalen Netzes ist. Mäuse ohne DGCR8 entwickelten eine Parkinson-ähnliche Neuropathologie mit abnormen Myelineinlagen und axonaler Degeneration in der weißen Substanz des Rückenmarks. Die Ergebnisse und Demyelinisierungsexperimente veranlassten die Wissenschaftler, nach den für diesen Phänotyp verantwortlichen miRNA-Molekülen und Zielstrukturen zu suchen. Neben Untersuchungen der betroffenen Signalwege soll SRNAS REMYELINATION wichtige Einblicke in die Demyelinisierung geben und neuroprotektive Moleküle identifizieren.